Pädagogisches Zentrum Meckenheim Kabarettist Jochen Malmsheimer jonglierte mit Worten

MECKENHEIM · "Wenn Worte reden könnten..." Dann würden sie sich vermutlich bei Jochen Malmsheimer bedanken. Denn der Bochumer Autor und Kabarettist versteht sich auf sie wie kaum ein anderer seiner Profession.

Nachdem das ursprünglich für den 21. Januar anberaumte Gastspiel auf Einladung des Bürgervereins Meckenheim wegen einer akuten Ohrenentzündung des Künstlers kurzfristig abgesagt werden musste, holte Malmsheimer den Auftritt am Samstagabend nach. Und das Warten hat sich zweifelsohne gelohnt, wie die Zuschauer im ausverkauften Pädagogischen Zentrum befanden.

Der kabarettistische Jahresauftakt hat beim Bürgerverein Tradition: So reiht sich Malmsheimer bei illustren Kollegen wie Konrad Beikircher und Richard Rogler ein. Selbstredend natürlich nicht, ohne eigene Akzente zu setzen. Denn der Verbalartist, der sein erstes Soloprogramm "Wenn Worte reden könnten, oder: 14 Tage im Leben einer Stunde" aus dem Jahr 2000 präsentierte, zeichnet sich seit jeher einerseits durch den liebevollen Gebrauch schöner alter Wörter von anno dazumal in noch viel schöneren Sätzen aus - denen zu folgen eine "gewisse Möblierung unter der Fontanelle" voraussetzt -, andererseits durch eine mitunter ins Cholerische spielende Vortragsweise.

Ebenso empfindlich wie auf die "eingeschaltete Zellulartelefonie" reagiere er während seines Auftritts auch auf Blitzlicht, sagte er. Wohingegen nichts gegen das Anfertigen von Kaltnadelradierungen, Gouachen und Ölgemälden einzuwenden sei.

Doch dazu ist keine Gelegenheit. Nicht weil die stattliche Gestalt des Vortragenden dergleichen etwa nicht wert sei. Mitnichten: Man sollte sich vielmehr auf die Worte konzentrieren, die da ins Gerede kommen, sonst würde einem wohl Einiges entgehen.

Ist der Zusammenbau eines Modellbauhäuschens aus mehr als 2000 Teilen im Farbton des heimischen Teppichbodens an sich schon ein zweifelhaftes Vergnügen, so sorgt der Umgang mit der Tube Leim in der einen und einer brennenden Zigarette in der anderen Hand für weitere Komplikationen einer an sich schon verfahrenen Situation - dabei ist die für den Filius bestimmte Eisenbahn noch nicht mal in Betrieb.

Unbestrittener Höhepunkt des Programms ist die Kellerfete der Siebziger. Da die verreisten Eltern eines Mitschülers ihre Weinvorräte vorsorglich in Sicherheit gebracht hatten und um 20.05 Uhr schon das Bier alle war, blieb zu guter Letzt nur "eine Bombe Pennerglück"; passend zum Nudelsalat namens Walter, mit Erbsen und Schinkenstreifen und Mayo unter der Schreibtischlampe "gut durchgesuppt", einer Matratze, die mitsamt der ihr innewohnenden Kleinstlebenswesen schon die Flucht aus Krakau überstanden hat, und den selbst zusammengestellten Kassetten vom Zuschnitt Verkehrsfunk - Uriah Heep - Verkehrsfunk.

Einige Zuschauer stoßen sich an: Weil es genau so war, und weil es schön ist, mal wieder daran erinnert zu werden. Wenn Worte reden können, bleibt nach zwei Stunden eigentlich nur noch eins zu sagen: Danke!

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