JVA Rheinbach Kabarettist Sebastian Pufpaff trat vor 50 Häftlingen auf

RHEINBACH · Vor einem derart handverlesenen Publikum ist Sebastian Pufpaff noch nie aufgetreten. Handverlesen waren die 50 Häftlinge der JVA Rheinbach, handverlesen auch das Dutzend Gäste von draußen, die den Kabarettisten in der Anstaltskirche mit seinem Solo-Programm erleben konnten.

 Sebastian Pufpaff trat in der JVA Rheinbach auf.

Sebastian Pufpaff trat in der JVA Rheinbach auf.

Foto: Henry

Leichtes Spiel hatte er bei den Gefangenen, als er auf seine "schwere Kindheit" mit seinem echten Namen Malte Sebastian Pufpaff zurückblickte. Einschneidendes Erlebnis die Einschulung ins Gymnasium, als er aufgerufen worden sei: "Malte Sebastian Pufpaff in die 5c!" "Da fingen 150 Eltern und Kinder an zu lachen und zeigten mit Fingern auf mich", sagte Pufpaff.

Schon telefonisch eine Pizza beim Bring-Service zu bestellen, sei mit diesem Namen nicht möglich. "Die legen einfach auf", so die Erfahrung des Kabarettisten. Punkten konnte der 35-jährige gebürtige Troisdorfer vor seinem ganz speziellen Publikum auch mit Gags über eine Polizeikontrolle ("Okay, Polizei ist hier ein ganz schwieriges Thema") und über ein "viertägiges Schlagstock-Seminar", ebenso wie mit seiner Freude darüber, in der JVA auftreten zu können ("Ich bin froh, dass wir uns heute hier drin getroffen haben, denn ganz ehrlich, da draußen sind nur Bekloppte").

Aber auch seine Szenen mitten aus dem Leben draußen kamen bei seinem Publikum an, wie die der "Erklärväter, die überall sind" und etwa dem Nachwuchs die Funktionsweise der pneumatischen Tür in der Straßenbahn erklären und damit den ganzen Fahrplan durcheinander bringen.

Für Pufpaff war sein Gastspiel ohne Gage, das vom Projekt "Kultur hinter Mauern" des "Kunst- und Literaturvereins für Gefangene" (KLVG) vermittelt worden war, der erste Kontakt mit "hinter Gittern". Mit etwas "Magengrummeln wie vor einer OP" sei er in die Justizvollzugsanstalt gegangen. Diese "unbekannte Atmosphäre" mache einen schon etwas nervös, wenn man nicht selbst Herr über die Schlüssel sei, sagte er.

Wer so etwas wie "brennende Toiletten" erwarte, sehe sich aber getäuscht, denn es sei "alles wohl geordnet".

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