"Kapellenbrand" wie im Kölnischen Krieg

Historische Szenen wurden beim 19. Domfest nachgespielt. Zum letzten Mal verwandelt sich Scheuren in Scuren.

"Kapellenbrand" wie im Kölnischen Krieg
Foto: Frank Homann

Unkel. "Gott zum Gruße, liebes Volk. Bereits 18 Mal waren wir hier, um bis tief in die Nacht bei Eurem Domfest zu feiern." Mit diesen Werten begrüßte Lutz vom Nebeltal, der Anführer der Kreuzritter aus dem Bergischen, die Gäste auf dem Scurener Marktplatz. Angeführt von den Spielmannsleyt "Donner und Doria" war er mit seinen Mannen durch Scuren gezogen, in das sich der Unkeler Stadtteil Scheuren zum 19. Mal verwandelt hatte.

"Nehmt Euch in acht, die Gaukler sind da", warnte der Kreuzritter die Besucher vor Torxes von Freygeist und Pichsel d'Austria. Die beiden hatten ganz offensichtlich sehr wenig Respekt vor seinen Mannen unter Waffen.

Ritter Lutz lobte die Ausrichter des Festes, die Gemeinschaft Scheurener Vereine, bevor auch Schultheiß Gerhard Hausen und Marktleiter Uli Koch das Wort ergriffen. Beide bedauerten, dass man sich ausgerechnet zur 725- Jahr-Feier von Unkel-Scheuren von dem Historischen Domfest verabschieden müsse.

"Positiv ausgedrückt, stellen wir das Domfest ein, damit Platz für neue Ideen geschaffen wird", so Koch. Verschweigen wollte er allerdings nicht die inflationäre Entwicklung bei Mittelalter-Festen, die größer und für Händler lukrativer seien.

"Die Scheurener verfügen über äußerst aktive Vereine. Deshalb bin ich überzeugt, dass hier, wie schon nach dem Aus für das Weinblütenfest, auch ein würdiger Ausgleich für das Domfest gefunden wird", sagte Hausen. Ideen seien reichlich vorhanden, nur müsse man deren Umsetzung auf mehrere Schultern verteilen, war vom Organisations-Komitee zu hören.

Möglich wäre ein Fest mit Öffnung der ehemaligen Wein-Höfe wie schon seit langem vom Römerhof mit seinen Kunstausstellungen praktiziert oder von der Jülich-Anlage in der Sankt Josef-Straße, die sich schon seit mehreren Jahren in eine Bühne für Kindertheater verwandelt. Dessen Schauspieler hatten dieses Mal alteingessene Bürger nach Geschichten ausgefragt, um ihre "Spurensuche" dann in acht Szenen fassen.

Ausgerechnet einem Rechtsstreit zwischen zwei Beginen-Schwestern, wie weibliche Angehörige einer Gemeinschaft christlicher Laien genannt wurden, und den Heisterbacher Zisterziensern, hat Scuren seine erste urkundliche Erwähnung 1286 zu verdanken, erfuhren die Zuschauer. Viel amüsanter fanden sie natürlich "Das amouröse Leben des Scheurener Ziegenbocks" oder die Geschichte vom Hüülbier.

Historisch ging es auch am Samstagabend beim Carpe Noctem zu. Nachdem die Gaukler auf dem Dorfplatz ihren Feuerzauber beendet hatten, erlebten die begeisterten "Spectatores" die Gründung von Scuren durch die Bergische Ritterschaft und wurden beim großen Licht- und Tonspektakel "Son & Lumière" Zeugen des Brandes der spätgotischen Kapelle während des Kölnischen Krieges 1583 sowie ihrer Wiedererrichtung genau 100 Jahre später durch Vikar Gottfried Eschenbrender.

Genaueres über den Scheurener "Dom", die Sankt-Josef-Kapelle, konnte man am Sonntag bei den Führungen erfahren, mit denen das letzte Domfest ausklang. "Schön war die Zeit in Scheuren und ist es noch heute", hatten die kleinen Schaupieler ihre "Spurensuche" da gerade ausklingen lassen, während Bänkelsänger Robert als Domfest-Stammgast wehmütig beim Abschied "leise Servus" sagte.

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