Kaufhaus Moses in Bad Neuenahr investiert trotz Konjunkturkrise

Nach dem Neuanfang vor einem Jahr ist die Umstrukturierung sichtbar - Helmut Hölters und sein neuer Partner Rolf Nachtsheim bauen das Warenhaus aus

  Das einzige Kaufhaus  an der Ahr verleiht der City Bad Neuenahr besondere Anziehungskraft und stärkt die Konkurrenzfähigkeit des Standorts.

Das einzige Kaufhaus an der Ahr verleiht der City Bad Neuenahr besondere Anziehungskraft und stärkt die Konkurrenzfähigkeit des Standorts.

Foto: Vollrath-Pressebild

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Trutzig, mit Ideen und Investitionen trotzt das vor einem Jahr vor dem Aus stehende Kaufhaus Moses in Bad Neuenahr der Konjunkturkrise, den reservierten Käufern - und dem Standort? "Im Ort ist nichts mehr los. Jetzt passiert aber was; die Leitlinien zur Stadtentwicklung Zukunft Bad Neuenahr waren überfällig und haben etwas von der Lethargie weggenommen", sagt Moses-Gesellschafter Helmut Hölters.

Im November 2002 hatte Hölters als Betreiber das Kaufhaus übernommen.

"Rettung für Moses kommt in letzter Minute", lautete damals die Schlagzeile im General-Anzeiger. Durch die Insolvenz der Kaufring AG und den drohenden Verkauf der Kaufhaus-Immobilie durch den Eigentümer, die Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Handel in Frankfurt, schien das Ende des traditionsreichen Warenhauses gekommen, das als größter und unverzichtbarer Anziehungspunkt für den Einkaufsstandort Heilbad gilt: ein "Frequenzbringer" in der Marketingsprache. Hölters sprang in die Bresche, übernahm auf eigenes Risiko den Betrieb des Kaufhauses und die gut 80 Mitarbeiter, die noch geblieben waren.

Eine neue Perspektive wollte Hölters dem Haus geben, eine umfangreiche Umstrukturierung angehen, um Moses für den Kunden attraktiver zu machen: Neue Präsentation und konkurrenzfähige Ausrichtung des Sortiments. Von Januar bis April arbeitete die Belegschaft in Workshops daran. Umbauten mit anderer Inneneinrichtung zum Beispiel folgten. "Wir haben bislang einige 100 000 Euro in die Umstrukturierung des Kaufhauses investiert", sagte Hölters dem GA.

Im September erst ist die Gestaltung im ersten Obergeschoss abgeschlossen worden, das komplett für Textilien bestimmt ist. Der Kunde merkt das, "die Leute finden das gut so", hat Hölters gehört. "Wir haben auf 600 Quadratmetern die größte Wäscheabteilung weit und breit, wohl mehr noch als auf einer einzigen Fläche in Bonn", meint Hölters. Die Markenware wird besser präsentiert, untere Anfangspreislagen blieben. Im Untergeschoss ist "Kinderland", mit allem Drum und Dran. Der Anreiz, sich bei Moses umzugucken und zu kaufen, ist stärker geworden. Dennoch, alle Investitionen, die für 2003 geplant waren, und die Aufstockung des Personals von rund 80 Mitarbeitern auf 100 wurden nicht realisiert.

Dazu lief das Geschäft wie fast überall im Handel bislang zu verhalten. Eine Ausnahme: Der Weckmann-Sonntag habe sich gelohnt. "Die Leute haben Angst, Geld auszugeben. Insbesondere die vielen älteren Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler sparen, die jungen konsumieren wie gewohnt", sagt Hölters. Und zeitgleich zu der Konjunkturkrise komme noch Basel II, wodurch die Hürden für Kredite - sprich Zinssätze - für den Mittelstand noch höher werden.

"Dadurch unterbleiben viele Investitionen, oder Betriebe geben in schwierigen Situationen gleich auf", sagt Hölters. Er will weiter investieren. "Im Frühjahr werden wir alles so anbieten, wie wir es wollen, auch im Erdgeschoss", sagt er auch namens seines neuen Mitgesellschafters Rolf Nachtsheim. Eine positive Stimmung bei den Käufern werde erst dann einsetzen, wenn die Reformen durch sind, "wenn Klarheit ist".

Wiederbelebt werden soll ein Teil der Schaufenster mit kleinen Flächen für den Handel. Dort waren vor einem Jahr Geschäfte weggezogen: Bekanntlich stand das Kaufhaus vor dem Ende. Diese Schaufensterflächen - mit einer Ausnahme - gehören aber nach wie vor dem Eigentümer, nicht den Kaufhausbetreibern. Auch die leer stehenden Flächen werde der Eigentümer bis zum Frühjahr wieder mit Läden besetzen, sagt Hölters.

Bei der Stadtentwicklung habe sich Vernünftiges getan, mit Bürgeranhörung und Tests, wie gerade bei der Einbahnregelung in der Jesuitenstraße. Auch Alleen und Plätze für Gastronomie wären richtig, aber viel Grün nütze nichts, wenn die Ladenstraßen verödeten.

Deshalb hält Hölters nichts von mehr Geschäften an einer "zweizweiligen Rathausstraße". Dann zögen Läden aus Post- oder Telegrafenstraße zur Rathausstraße. Natürlich, Gebäude müssten hin, auch ein Park-and-Ride-Haus an der Rathausstraße, professionell betrieben, wäre "optimal", ein elektronisches Parkleitsystem müsse her.

Sorgen bereitet die brach liegende Baulücke des dreieckförmigen Pädagrundstücks vor dem Kaufhaus: ein unpassendes Entree für die Kurstadt. Das geplante "Gesundheitszentrum" lässt auf sich warten, der vielversprechende Dreierpakt zusammen mit Moses und dem Quellenhof liegt auf Eis. "Ich habe keinen Kontakt mehr zu den Investoren des Gesundheitszentrums, sagt Hölters und hofft, dass dort doch bald mit dem Bau begonnen wird.

Aktuell zur Adventszeit wird neben anderen Aktionen wieder der Wettbewerb "Kindergärten schmücken Weihnachtsbäume" veranstaltet. Die Kunden prämieren den schönsten Schmuck, die Kinder bekommen Preise, und die Festbäume gehen an Heime.

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