Kein "Koma-Saufen" mehr im Rhein-Sieg-Kreis

Städte und Gemeinden im Kreis radikal gegen das Rauschtrinken bei Jugendlichen - Stärkere Kontrollen nach Jugendschutzgesetz

Rhein-Sieg-Kreis. Sich betrinken bis zum Umfallen - das ist unter jungen Leuten zu einem "Freizeitvergnügen" geworden. Leicht gemacht wird ihnen der Alkoholmissbrauch bekanntlich bei so genannten Flatrate-Partys, bei denen auch hochprozentige Getränke zum niedrigen Pauschalpreis ausgeschenkt werden.

Dem wollen die Städte und Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis nun einen Riegel vorschieben: mit einem Verbot derartiger Veranstaltungen in kommunalen Räumen und strengen Kontrollen, auch in Zusammenarbeit mit der Polizei. Verstöße sollen strikt geahndet werden, bis zum Entzug der Konzession.

Auf diese "Null-Toleranz"-Linie einigten sich die 19 Bürgermeister bei einem Treffen in Königswinter. Nicht zuletzt der Fall des 16-Jährigen aus Berlin, der bei einer Flatrate-Party 50 Tequila getrunken hatte und an den Folgen der Alkoholvergiftung starb, hat die Initiative ausgelöst. Schon Anfang des Monats hatte Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz eine härtere Gangart in Sachen Jugendschutz angekündigt - und fand nun in seinen 18 Kollegen Mitstreiter.

Im Kampf gegen das Rausch-Trinken bei Jugendlichen wollen die Bürgermeister alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, die ihnen das Gaststätten- und auch das Jugendschutzgesetz bieten. "Ob wir zum Beispiel die Stadthalle einem Veranstalter solcher Partys zur Verfügung stellen, können wir ja selbst entscheiden", erklärte Rheinbachs Pressesprecher Peter Feuser.

Flatrate-Partys in Kneipen, Diskotheken und Privaträumen könne man dagegen nicht verbieten, sobald sie sich ausdrücklich an Erwachsene richten. Ansonsten aber greift das Jugendschutzgesetz.

Ab sofort wollen die Kommunen ihre Ordnungsamtsmitarbeiter häufiger als bisher, auch im Zuge der Ordnungspartnerschaften mit der Polizei, auf Kontrollgänge schicken, um die schwarzen Schafe unter den Gastwirten auszumachen, die Hochprozentiges an unter 18-Jährige oder gar alkoholhaltige Getränke an Jugendliche unter 16 verkaufen. Man wolle der Gastronomie klar signalisieren, auf solche Veranstaltungen lieber zu verzichten, so eine gemeinsame Erklärung der Bürgermeister.

Kritik an dem Flatrate-Party-Verbot üben die Partei-Jugendorganisationen Junge Sozialdemokraten (Jusos) und Junge Union (JU) Sankt Augustin. Zwar begrüßen sie grundsätzlich den Kampf gegen übermäßigen Alkoholkonsum bei Jugendlichen, doch fürchten sie unisono, das Verbot führe eher dazu, dass Jugendliche Gaststätten meiden, um stattdessen außerhalb der öffentlichen Kontrolle Alkohol zu trinken.

Dazu auch: So sieht es das Gesetz

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