Wieder Proteste vor dem WDR-Funkhaus 1500 Demonstranten versammeln sich in Kölner Innenstadt gegen Rechts

Köln · Rund 50 Demonstranten von vorwiegend rechten Gruppierungen haben am Samstag vor dem WDR-Funkhaus in der Kölner Innenstadt demonstriert. Gleichzeitig gab es Gegenkundgebungen auf der Domplatte mit geschätzten 1500 Teilnehmern von „Köln gegen Rechts“.

 Wieder Proteste wegen des WDR-Kinderchor-Videos.

Wieder Proteste wegen des WDR-Kinderchor-Videos.

Foto: dpa/Martin Schutt

Der Protest der überwiegend rechten Gruppierungen von rund 50 Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus am Wallrafplatz richtete sich gegen Rundfunkgebühren und das satirische „Umweltsau“-Video von WDR2.

Die Veranstalter der Gegendemonstration, das „Kölner Bündnis gegen Rechts“, schätzten die Teilnehmerzahl auf 1500. Das Bündnis wollte sich mit seiner Gegendemo nach eigenen Angaben gegen den Aufruf aus dem Umfeld der “Bruderschaft Deutschland„, aus AfD-Kreisen sowie Gruppen, die der Identitären Bewegung nahestehen, stellen.

Während die AfD morgens einen Stand in der Nähe des WDR-Gebäudes am Wallrafplatz aufgebaut hatte, begannen andere rechte Gruppierungen am Mittag eine Kundgebung auf dem Appellhofplatz. Die Gegendemonstration, die auch vom Journalistenverband DJV unterstützt wurde, hatte bereits am Morgen auf der Domplatte mit einem Bühnenprogramm begonnen. Von dort bildete sich ein Demonstrationszug zum Appellhofplatz.

Polizei hielt die Demonstrationsparteien auseinander

Die Polizei hielt die beiden Demonstrationen auseinander und meldete als vorläufige Bilanz, dass ein Demonstrant vorläufig in Gewahrsam genommen wurde, sieben Anzeigen wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gestellt sowie zwei Platzverweise ausgesprochen wurden.

Bei ihrer Kundgebung beklagten die rechten Demonstranten “merkwürdige Posts“, die eine ganze Generation verunglimpften. Der WDR diffamiere alte Leute, das Video sei “keine Satire, sondern Propaganda“. Die rechten Demonstranten bezogen sich dabei offenbar auf einen Tweet eines WDR-Reporters. Er hatte auf Twitter geschrieben, dass die Großmütter derjenigen, die sich über das Umweltsau-Video des WDR aufregen würden, “Nazisäue“ gewesen wären. WDR2-Chef Jochen Rausch und auch der betreffende Reporter hatte sich anschließend für den Tweet distanziert und entschuldigt.

Begleitet wurden die Redebeiträge der Rechten von Pfeifkonzerten der Gegendemonstranten und dem BAP-Song “Kristallnaach“, der indirekt die Pogromnacht von 1938 aufgreift und Parallelen zur Entstehungszeit des Songs der 1970er und 80er Jahre zieht. Redner der Gegendemonstration hoben hervor, dass sie sich schützend vor den WDR stellten. Man werde die Bedrohung einer freien unabhängigen Presse nicht hinnehmen. Zugleich erklärten sie, dass man das Stattgefundene aufarbeiten müsse.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes DJV, Frank Überall, warf den rechten Demonstranten vor, die Satire zum Anlass zu nehmen, die Demokratie zu zerstören. Überall: “Sie sind gegen den WDR, gegen Journalisten, gegen das Grundgesetz. Sie treten das Grundgesetz mit Füßen.“

Zugleich kritisierte der Bundesvorsitzende des DJV auch WDR-Intendant Tom Buhrow, der das WDR2-Video auf Facebook hatte löschen lassen. “Man muss ein solches satirisches Lied aushalten, auch wenn man Intendant ist“, sagte Überall. Satire müsse zuspitzen, müsse wehtun. Journalisten wüssten um ihre gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung. “Wir Journalisten werden uns nicht einschüchtern lassen.“ Bereits am vergangenen Sonntag hatte es eine gegen den WDR gerichtete Demo von rechten Kräften in Köln gegeben.

Die Kontroverse hatte sich an einer Umdichtung des Kinderlieds “Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ entzündet. Der Sender entschuldigte sich und löschte die auf Facebook verbreitete Aufnahme. Auf dieses Vorgehen gab es ein unterschiedliches Echo. Im Lied geht es um eine fiktive Oma, die SUV fährt, Kreuzfahrten macht, sich täglich billiges Discounterfleisch brät und im Refrain als “alte Umweltsau" tituliert wird.

(epd)
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