Flughafen Köln/Bonn Airbus "Zero-G": 80 Tonnen Geschichte am Haken

KÖLN/BONN · Ein spektakuläres Ereignis erlebten Hunderte von Schaulustigen am Flughafen Köln/ Bonn: Die Spezialfirma Riga Mainz versetzte dort am Samstag den ausgemusterten Airbus A300 "Zero-G", das ehemalige Parabel-Flugzeug des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) - per Riesenkran.

 Den Flieger am Haken, die gigantischen "Füße" fest am Boden: Der Airbus ist im Vergleich zum 700 Tonnen schweren Kran mit 80 Tonnen fast ein Leichtgewicht.

Den Flieger am Haken, die gigantischen "Füße" fest am Boden: Der Airbus ist im Vergleich zum 700 Tonnen schweren Kran mit 80 Tonnen fast ein Leichtgewicht.

Foto: Arndt

Für das beauftragte Unternehmen, das in der Regel Windkrafträder oder Brücken anhebt, ist das eigentlich Routine. "Das Objekt Flugzeug" sei aber "etwas ganz Besonderes", sagte Geschäftsführer Uwe Lange und fügte hinzu: "Bei einer solchen Aktion wird das Team wohl nur einmal im Leben mitmachen."

Gleich drei große Herausforderungen hatten die sieben Spezialisten bei der Umsetzung zu meistern, der etwa ein halbes Jahr Planung vorausgegangen war.

Zum einen erforderte die Statik des Flugzeugs eine spezielle Dreipunkt-Tragekonstruktion, die am Rumpf und an beiden Flügeln befestigt wurde. Vor der eigentlichen Umsetzung hatten die Riga-Mitarbeiter den Airbus bereits früh am Morgen angehoben und sich vom passgenauen Sitz der Vorrichtung überzeugt. "Hängt wie eine Eins, wir sind ganz locker", kommentierte Lange die Generalprobe.

Zum anderen bot die Heckflosse während des Hebevorgangs eine ungewöhnlich große Windangriffsfläche. "Wir müssen darauf achten, dass der Ausleger des Krans nicht an die Seitenruder stößt", erklärte Lange kurz vor zwölf Uhr mittags, als es ernst wurde. Vor allem deshalb, weil der Flieger an Führungsleinen um fast 180 Grad in der Luft gedreht werden musste.

Wetter nicht vorhersehbar

Dass alles glatt verlaufen würde, davon war Ulrike Friedrich, Leiterin Parabelflüge DLR, überzeugt: "Ich vertraue auf die Professionalität der Experten." Allerdings sei natürlich das Wetter, vor allem ein plötzlich aufkommender Wind, "nicht vorhersehbar".

Die dritte Hürde, die genommen werden musste, war die millimetergenaue Positionierung des 80 Tonnen schweren und 54 Meter langen Kolosses in der dafür vorgesehenen Haltekonstruktion. Unter einem Blitzlichtgewitter hob der Schwerlastkran den Airbus pünktlich - wie vorgesehen - um zwölf Uhr an.

700 Tonnen Eigengewicht bringt der rote Riese bei einer Tragkraft von 600 Tonnen auf die Waage. Die Hubhöhe der am Flughafen eingesetzten Variante beträgt 59 Meter, der Ausleger weist eine Länge von 66 Metern auf.

Fünf Tage nahm der Aufbau des Stahl-Ungetüms in Anspruch, das auf 35 Lastern angeliefert worden war. Nach gut eineinhalb Stunden, und damit eine halbe Stunde früher als geplant, setzte der Kran seine Last punktgenau ab.

5200 Flüge, 4200 Flugstunden und 13 180 Parabeln, in denen jeweils 22 Sekunden Schwerelosigkeit erzeugt wurde, hat der "A300 Zero-G" im Dienste der Wissenschaft und Schwerelosigkeitsforschung gemeistert, im November 2014 ging er auf die letzte Reise. "Last trip from Bordeaux to Köln, 05.11.2014", ist auf einem von der vierköpfigen technischen Crew angebrachten Schild am vorderen Fahrwerk handschriftlich notiert.

Die gesamte Umsetzungsaktion hat den Flughafen nach Aussage seines Pressesprechers Walter Römer einen "niedrigen sechsstelligen Betrag" gekostet.

"Der Zero-G ist ein Hingucker"

Seit 1999 haben Wissenschaftlerteams aus Deutschland mehr als 400 Experimente an Bord der Maschine der französischen Firma Novespace durchgeführt und laut Ulrike Friedrich biologische, medizinische und physikalische Fragen beantwortet. Auch Astronaut Alexander Gerst trainierte im "Zero-G". Nun hat der Flughafen das Flugzeug gekauft und will es zu einem Museum umbauen.

Flughafenchef Michael Garvens, der die Umsetzung vor Ort verfolgte, freut sich über die neue Attraktion: "Der Zero-G ist ein Hingucker und ein Stück Luftfahrt-Geschichte. Dieses spannende Ausstellungsstück können wir nun allen Interessierten zugänglich machen und besitzen damit am Airport ein neues Besucher-Highlight."

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