Dat is Rheinisch An demm hätt er ne Jeck jefresse

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Jeck.

An dem hat er einen Narren gefressen!

An dem hat er einen Narren gefressen!

Foto: GA-Grafik

Wenn der Karneval seinem Siedepunkt entgegen geht, dann sind die Jecken auf den Straßen und in den Sälen entfesselt. Da ist es angebracht, diese Daseinsform der rheinischen Seele einmal näher zu beleuchten. Und zwar mit der Redensart: „An demm hätt er ne Jeck jefresse.“

Jetzt muss man zugeben, dass diese Formulierung grundsätzlich keine ausschließlich am Rhein vorkommende ist. Auch auf Hochdeutsch gibt es eine Entsprechung, und die lautet: Am dem hat er einen Narren gefressen!

Wenn man in einen Menschen vernarrt ist

Die meisten Menschen wissen sicher intuitiv, dass dies das Zeichen ist, dass man jemanden sehr, sehr gerne hat oder sogar in ihn „vernarrt“ ist. Unterscheiden tun sich die beiden Versionen nur durch die mundartliche Version des Narren im Wort des Jecken.

Auf die Frage, wie diese Formulierung entstanden ist, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Die eine nimmt Bezug auf die Hofnarren im Mittelalter, die den Mächtigen bei Hofe den Spiegel vorhalten durften, ohne mit Nachteilen rechnen zu müssen. Sie standen hoch in der Gunst der Herrscher und konnten sich so einiges herausnehmen. Sprachforscher sagen dazu, dass sich der Herrscher gewissermaßen die Narrheit ihres höfischen Angestellten quasi einverleibt haben.

Dämonen befallen Geisteskranke

Es wird aber auch ins Feld geführt, dass die frühere Vorstellung Pate stand, dass Geisteskranke von Dämonen, also Narren, besessen seien. Die hausten dann quasi im Körper des Befallenen. Letzteres klingt allerdings wenig plausibel, weil sich die beschriebene Besessenheit nur auf einen Menschen oder ein Ding bezieht und keinen allgemeinen Gemütszustand beschreibt.

Nachvollziehbarer ist dagegen der Hinweis auf die Parallelformulierung: Verrückt nach jemandem sein! Wie dem auch sei, in jedem Fall beschreibt diese Redewendung ganz gut, dass sich jemand zu jemand anderem so intensiv hingezogen fühlt, dass es schon das normale Maß überschreitet. Und das ist dann „jeck“.

Geck, jeck und gek

Das Wort Jeck ist übrigens die rheinische Version des niederrheinischen Geck. Es ist allgemein bekannt, dass der Zentralrheinländer praktisch kein G sprechen kann. Es wird sehr regelmäßig durch J ersetzt, hin und wieder aber auch durch weitere konsonantische Ereignisse wie Ch, Sch oder R. Das Schimpfwort Geck ist übrigens sei 1385 mit der Bedeutung „Hofnarr der Bischöfe von Köln und Lüttich“ nachgewiesen. Und in der niederländischen Hochsprache bedeutet gek so viel wie: verrückt oder bekloppt.

Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Edition Lempertz. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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