Prozess in Köln Angeklagter macht Zeugin Heiratsantrag im Gerichtssaal
Romantik oder Strategie? Ein 34-Jähriger, der wegen versuchten Mordes angeklagt ist, hat während des Prozesses in Köln einer Frau, mit der er eine Tochter hat, einen Heiratsantrag gemacht.
Ort und Umstände hätten romantischer sein können: In einem Prozess wegen versuchten Mordes hat am Montag der Angeklagte einer Zeugin einen Heiratsantrag gemacht. Mit dem ungewöhnlichen Schritt wollten der 34-Jährige und die Frau, die eine gemeinsame Tochter haben, ihr fortbestehendes Verlöbnis aus dem Jahr 2019 bekräftigen. Trotz des Antrags, den die Frau unter Tränen entgegennahm, setzte das Gericht die Befragung der Zeugin fort, wie die „Kölnische Rundschau“ zuerst berichtete. Zur Begründung hieß es: „Die Kammer geht davon aus, dass es bei dem Verlöbnis hier nur darum geht, eine Aussage zu verhindern.“
Dem Heiratsantrag war eine zweistündige, streckenweise scharf und laut geführte Erörterung des Beziehungsstatus' des Niederländers und der 32 Jahre alten Deutschen vorangegangen.
Der 34-Jährige wird in dem Prozess des versuchten Mordes beschuldigt. Er soll im Mai 2020 einen Nebenbuhler zu einer Aussprache in einen Wald gelockt haben. Die Anklage wirft ihm vor, dem Mann eine unbekannte Flüssigkeit ins Gesicht geschüttet und ihm anschließend mit einem scharfkantigen Gegenstand lebensgefährliche Verletzungen zugefügt zu haben.
In Bonn hat es im vergangenen Jahr unter anderem zwei Heiratsanträge während Prozessen gegeben. Im Juni hatte ein 41-jähriges Opfer eines Messerangriffs der Täterin einen Antrag gemacht, im September ist ein möglicherweise strategische Heiratsversprechen aufgegangen.