Petition zum Erhalt gestartet Autokino in Köln-Porz droht die Schließung

Köln · Dem Autokino in Köln-Porz droht die Schließung. Es ist eines der letzten seiner Art in ganz Deutschland. Anhänger sammeln tausende Unterschriften.

 Das Autokino in Köln-Porz.

Das Autokino in Köln-Porz.

Foto: dpa

Irgendwo da vorne läuft „2001 – Odyssee im Weltraum“. Dass dieser neue Film ein Science-Fiction-Kracher ist, kriegt auf dem riesigen Parkplatz in Porz im Jahr 1968 wohl kaum einer mit. Denn Autokino, das ist am Ende der piefigen 60er-Jahre vor allem der Schutzraum der Pärchenromantik. Lange her. Porz war damals sogar noch eine selbstständige Stadt. Seit fast 50 Jahren ist Porz nun Teil von Köln, und das Kino gibt es immer noch. Bis zu 1.000 Autos finden hier gleichzeitig Platz. Und in den vergangenen Jahren hat es sogar einen kleinen Aufschwung erlebt, nicht zuletzt durch die Zeit der schärfsten Corona-Beschränkungen, in der Musiker oder Comedians sich ihren Applaus notgedrungen per Lichthupe abholten.

Das Kölner Drive-in ist eines von einer Handvoll stationärer Autokinos, die seit der Blütezeit in den 1960er-Jahren überlebt haben. In Frankfurt, München, Essen und Zwickau gibt es noch welche, und dazu kommen temporäre Einrichtungen, meist fürs Sommerkino, wie die in Binz auf Rügen. Im Rheinland gibt es schon lange keine Weiteren mehr: Ein Autokino in Pulheim bei Köln hat Anfang der 2000er geschlossen. Eines in Ratingen, das zum Pleite gegangenen Minidomm-Freizeitpark gehörte, schon zehn Jahre früher.

Möglicherweise ist es mit der Kino-Nostalgie in Porz aber nun auch bald vorbei, nachdem ein Gericht die Entscheidung der Stadt Köln bestätigte, wonach die dort stattfindenden Wochen- und Trödelmärkte untersagt sind, weil dafür keine entsprechende Baugenehmigung vorliege. Die Märkte liefern aber einen wesentlichen Finanzierungsbeitrag für den Betreiber, die Firma DWJ aus Starnberg. Ohne diese Zusatzeinnahmen sei ein Weiterbetrieb nicht denkbar, hieß es dort. So ganz will das Unternehmen den Standort aber noch nicht aufgeben, wohl auch motiviert durch die Protestaktionen von Kinofreunden. DWJ prüft derzeit zwei Optionen: entweder ein juristisches Vorgehen gegen die Entscheidung, oder aber ein neues Veranstaltungskonzept, das die notwendigen Einnahmen bringt und zugleich regelkonform ist. Die Alternative dazu wäre nur, den Pachtvertrag zu kündigen, und dann wäre spätestens Ende 2023 in Porz Schluss.

Nischengeschäft der Kinobranche

Um die 300.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen die verbliebenen festen Autokinos in Deutschland pro Jahr. Ihr Anteil am gesamten Kinogeschäft liegt damit deutlich unter einem Prozent. Ein Nischengeschäft, aber mit konstanten Zahlen. Und das trotz einer ganzen Reihe gegenläufiger Entwicklungen: Das Auto hat als Rückzugsraum für elterlich beäugte Pärchen weitgehend ausgedient, und überhaupt ist es für immer mehr Menschen nur noch ein Stück Technik und kein liebevoll gepflegtes Familienmitglied mehr, mit dem man besondere Erlebnisse verbindet.

Hinzu kommen deutlich profanere Probleme: Weil die Windschutzscheiben bei heutigen Autos meist kleiner und niedriger sind als früher, ist die Sicht von den hinteren Plätzen kaum möglich. Für den Tonempfang über UKW-Radio sind teils komplizierte Einstellungen nötig, und die unbedingt notwendige Abschaltung des Tagfahrlichts bei eingeschalteter Zündung ist oft so schwierig, dass beispielsweise das Porzer Autokino eine zehnseitige Online-Broschüre mit Anleitungen für alle gängigen Pkw-Modelle zusammengestellt hat. Romantische Kinostimmung muss man sich da erkämpfen.

Knapp 12.000 Unterschriften für den Erhalt

Trotz alledem gibt es offenbar noch eine Menge Fans. Eine Onlinepetition zum Erhalt des Porzer Kinos haben innerhalb einer Woche knapp 12.000 Menschen unterschrieben. Weil „nicht alle Traditionen sterben dürfen“, weil es „ein Kulturgut“ sei. Oder auch, weil „die Wochen- und Trödelmärkte eine wichtige Versorgungsquelle für Menschen mit geringem Einkommen sind“. Die Empörung ist groß, auch weil viele mutmaßen, die Stadt wolle mit dem sechs Hektar großen Gelände „bloß Geld machen“.

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