So geht Rheinisch Bes net esu frakich

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Bes net esu frakich!

 Sei doch nicht sauer!

Sei doch nicht sauer!

Foto: GA-Grafik

Auch der rheinische Dialekt ist kein für sich allein stehender Monolith. Er hat eine Vergangenheit. Und er ist ein Produkt seiner Vergangenheit. In diesem Sinne lässt sich einiges an ihm ablesen. Ja, man kann da tatsächlich im sprachlichen Sinne von archäologischen Schichten sprechen.

Und so haben auch die alten Franken in unserem Dialekt ihre Spuren hinterlassen. Denn sie waren ungefähr ab dem Jahre des Herren 500 mit ihren rund 20 Stämmen hierzulande unterwegs und haben wiederum altsächsische Sprachapplikationen mitgebracht und in die Sprachmelange des Rheinischen eingebracht. Wir verdanken ihnen so schöne Sätze wie die Redensart: „Bes net esu frakich“.  Für Zugereiste ist der Satz eigentlich unübersetzbar, bedeutet er doch: Nun, sei doch nicht so sauer. Frakich heißt nämlich in diesem Sinne ärgerlich oder wütend.

Stur oder eigensinnig

In erweiterter Bedeutung kann man die Vokalbel auch mit stur oder eigensinnig übersetzen. Und wer einmal nicht den fröhlichen, redseligen Rheinländer vor seinem geistigen Auge sieht, sondern ein wortkarges, missmutiges Exemplar (so was gibt es auch), der weiß wovon wir sprechen.

Aber zurück zur Worthistorie von frakich und Frakichkeit. Wie Sprachforscher Peter Honnen in seinem Herkunftswörterbuch erläutert, geht der Begriff auf einen sehr alten Lautstand zurück, der sich praktisch nur im Rheinischen in der mittelalterlichen Version erhalten hat.

Altsächsisch Wraka

Er geht auf das altsächsische wraka zurück, das im Althochdeutschen zu rahha und in der Folge in unserem Hochdeutschen zu Rache wurde. Übrigens hat sich der Wortstamm auch in der Hochsprache des Niederländischen erhalten, wo Rache auch heute noch Wraak heißt.  Außerdem gibt es eine Bedeutungsbrücke zum heute noch gebräuchlichen Begriff Wrack im Sinne von alt und kaputt. 

Es existieren noch viele weitere Begriffe im Rheinischen, die aus der fränkischen Sprachwurzel gewachsen sind. Unter anderem drüsch für trocken oder kühmen für klagen. Drüsch stammt vom altsächsischen druckno  ab und kühmen von kumian, das beklagen hieß.

Stachelbeere und Rhabarber

Ebenfalls aus dieser Ecke kommt der Ausdruck „schliehe Zänk“ für stumpfe Zähne, die man immer dann an sich feststellen kann, wenn man etwa Stachelbeeren oder Rhabarber gegessen hat. Schlieh hieß im frühen Mittelalter noch sleu. Das Besondere an diesen Fundstücken ist, dass sich die fränkischen Überbleibsel eben nur im Dialekt erhalten haben und nicht in unserem Hochdeutsch. Dem Rheinischen sei Dank.

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