Was Kunden jetzt zur Airline wissen müssen Bonner warten stundenlang auf Air Berlin-Flug

Bonn · Eine Bonner Studentin wollte mit Air Berlin in den Urlaub fliegen. Doch der Flieger startete erst Stunden später, viele Passagiere waren verärgert. Wie ist die aktuelle Situation bei der Fluggesellschaft? Das müssen Kunden nun wissen.

Sonnige Tage auf Mallorca - fernab vom regnerischen Bonn: Diesen Plan hatte Jennifer Metaschk, die am Montagabend in den Urlaub starten wollte. Doch bereits bei der Ankunft am Düsseldorfer Flughafen gab es für die Bonner Studentin und ihrer Mutter die erste ernüchternde Nachricht: Ihr Air-Berlin-Flug, der von der Tochter Niki durchgeführt wurde, sollte eigentlich um 17.10 Uhr starten. An der Anzeige mussten sie dann lesen: Der Flieger soll erst um 21.30 Uhr Richtung Mittelmeer abheben.

Was Metaschk bei der Verspätung vor allem ärgert: "Wirklich Auskunft gegeben hat uns niemand", sagte sie im Gespräch mit dem GA. Am Schalter bekamen sie keine Informationen über die Gründe für die Verspätung. Auch als sie im Terminal saßen, hieß es nur: Warten. "Keiner ist rumgegangen und hat uns informiert", erzählt sie. "Wir waren auf jeden Fall verärgert."

Viele Familien mit kleinen Kindern hätten mit ihnen auf den Abflug gewartet. "Es waren alle total genervt", beschreibt die Bonnerin die Situation. Von der Fluggesellschaft selbst hörten sie ihrer Schilderung nach an dem Abend nichts, weder vom Bodenpersonal noch von Mitarbeitern am Schalter. "Ich war vor allem darüber verärgert, wie das Bodenpersonal mit uns umgegangen ist", sagt sie diesbezüglich. Erst im Flugzeug selber entschuldigte sich der Kapitän für die Verspätung. Einzig ein Gutschein über fünf Euro für Essen und Trinken bekamen die Studentin und ihre Mutter von einem Niki-Mitarbeiter am Schalter überreicht. Sie sagt aber mit Blick auf die vielen Stunden Wartezeit: "Ein Getränk reicht dann auch nicht."

Weiterhin Erstattungen bei Air Berlin möglich?

Dürfen sie denn nun auf eine Entschädigung hoffen? Auf ihrer Homepage teilt Air Berlin mit, dass die Möglichkeit dazu trotz laufender Insolvenz bestehe. Bezüglich Kompensationen und Schadenersatzansprüchen könnten sich Betroffene weiterhin mittels Formular unter www.airberlin.com/beschwerde an die Fluggesellschaft wenden, so das Unternehmen. Dort werde das Anliegen dann geprüft. Aufgrund der aktuellen Situation könne es jedoch zu erhöhten Bearbeitungszeiten kommen, heißt es weiter.

Das Europäische Verbraucherzentrum teilte hingegen mit, dass Ansprüche bei Ausfällen oder Verspätungen erst mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens angemeldet werden können. Dies gelte auch bei dem Verlust von Gepäck. Das europaweite Zentrum rät Reisende daher, auf Gepäck bei Air-Berlin-Flügen zu verzichten, da sie bei Verlust, Beschädigungen oder Verspätungen wahrscheinlich auf den Kosten sitzenbleiben würden.

Auch wenn "operative Gründe" am vergangenen Sonntag dazu führten, dass Air Berlin Flüge streichen musste, hat sich an der Situation bei der Fluggesellschaft nichts geändert, teilt die Airline mit. Heißt: Der Flugbetrieb wird fortgeführt, der veröffentlichte Flugplan von Air Berlin und Niki ist weiterhin gültig. Zudem können auch weiterhin Tickets für die angebotenen Flüge gebucht werden.

Erstattungen von Tickets

Allerdings: Gutscheine können nicht mehr eingelöst werden. "Eine Nutzung der noch nicht eingelösten Gutscheine ist insolvenzrechtlich ausgeschlossen", heißt es. Ausgezahlt werden können sie ebenfalls nicht. Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens könne sich die Lage allerdings ändern. Tickets, die bereits mit einem Gutschein gekauft wurden, behalten ihre Gültigkeit.

Flugtickets, die vor dem 15. August - der Tag, an dem Air Berlin Insolvenz angemeldet hat - ausgestellt wurden, können nach Angaben von Air Berlin aus insolvenzrechtlichen Gründen nicht mehr erstattet werden. Für Tickets, die danach ausgestellt wurden, gelten demnach die gültigen Tarifkonditionen. Auch eine Umbuchung sei weiterhin möglich.

Wie geht es weiter?

Wie steht es aktuell um die Airline? Die EU-Kommission hat den Weg für einen staatlichen Übergangskredit freigemacht, rund 150 Millionen Euro soll Air Berlin bekommen. Dieser Kredit soll bis Ende November reichen, der Betrieb soll die kommenden Wochen somit aufrecht erhalten werden. Das Ziel von Air Berlin: Bis Ende November soll die Airline nach Plänen der Verantwortlichen verkauft sein.

Als Interessenten gelten neben der Lufthansa auch Condor, Easyjet und der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl. Auch der frühere EnBW-Chef Utz Claassen und der Berliner Hotelbetreiber Alexander Skora brachten sich ins Gespräch. Eine Entscheidung gibg es noch nicht.

Entspannte Tage nach der langen Geduldsprobe

Für Jennifer Metaschk und ihre Mutter ging es nach rund sechs Stunden, die sie inklusive Flugverspätung von vier Stunden und zwanzig Minuten am Flughafen warten mussten, dann doch noch wie angekündigt um 21.30 Uhr Richtung Mittelmeer. "Es ist alles sehr, sehr ungünstig gelaufen", sagt sie am Ende und hofft nun, dass bei ihrem Rückflug am Samstag alles klappt. Bis dahin will sie erst einmal entspannte Tage auf Mallorca verbringen.

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