Zug fuhr auf falscher Strecke Wie es zu der Irrfahrt eines ICE hinter dem Brühler Bahnhof kam

Brühl · Kurz hinter dem Bahnhof in Brühl ist am Wochenende ein ICE auf eine Strecke geraten, die nur für den Güterverkehr freigegeben ist. Das hat die Häfen und Güterverkehr Köln AG bislang noch nicht erlebt.

 ICE-Züge der Deutschen Bahn auf Abstellgleisen. In Brühl ist ein solcher Zug von der Strecke abgekommen.

ICE-Züge der Deutschen Bahn auf Abstellgleisen. In Brühl ist ein solcher Zug von der Strecke abgekommen.

Foto: dpa/Boris Roessler

In Brühl ist am Samstagabend ein ICE auf Irrwege geraten. Die Folgen: Der Bahnhof konnte für mehrere Stunden nicht angesteuert werden, zudem entstanden Schäden am ICE selbst sowie an der Oberleitung und deren Aufhängung. Was ist genau passiert?

Kurz vor 20 Uhr ist ein ICE der Deutschen Bahn, der sich auf einer Leerfahrt befand, von der üblichen Strecke abgekommen und in einen Bereich gefahren, der nur von Güterzügen genutzt wird. Kurz hinter dem Brühler Personen-Bahnhof fuhr der ICE auf Gleise der Häfen und Güterverkehr Köln AG, kurz HGK. Bis er zum Stillstand kam, fuhr der Hochgeschwindigkeitszug statt zu seinem eigentlichen Ziel in Richtung des Vochemer Güterbahnhofs. Lange dauerte seine Fahrt jedoch nicht, denn die Gleise der HGK sind nicht mit Strom versorgt. Für die Dieselloks, die diese Strecken nutzen, ist das nicht notwendig. Zum Stehen kam der ICE, nachdem seine Stromversorgung abriss. Der Stromabnehmer des Zuges war also mit der Oberleitung verbunden, der Bügel entgleiste schließlich und beschädigte dabei auch die Oberleitungsanlage.

Entsprechend überrascht über den Vorfall äußerte sich Christian Lorenz, Pressesprecher der HGK: „Das war sicher kein alltäglicher Einsatz für unsere Mitarbeitenden in Brühl. Einen ICE im HGK-Netz hatten wir bis dato noch nicht.“

Bei dem Vorfall waren menschliche Fehler im Spiel

Abschließend aufgearbeitet ist der Vorfall seitens der Deutschen Bahn bislang nicht. Klar ist aber schon jetzt: Zu der ungewöhnlichen Irrfahrt des ICE konnte es nur durch menschliches Zutun kommen. Fehler wurden offensichtlich sowohl vom Fahrdienstleiter als auch vom Lokführer gemacht. Unter anderem weisen auf der betroffenen Strecke nämlich Schilder darauf hin, dass diese nicht elektrifiziert ist.

Von der Deutschen Bahn heißt es dazu: „Unsere Fahrdienstleiter und -leiterinnen und Triebfahrzeugführer und -führerinnen sind grundsätzlich sehr gut ausgebildet und verfügen alle über eine tiefgehende Fachexpertise. Dennoch lassen sich menschliche Fehler nicht gänzlich ausschließen. Weiter heißt es: „Wir lernen aus jedem solcher Fälle. Mit dem Fahrdienstleiter werden wir das Ereignis mit einer Schulung aufarbeiten.“

In Folge des Vorfalls war der Bahnhof Brühl am späten Samstagabend von etwa 20 Uhr bis Mitternacht nicht erreichbar. „Nachdem die Lage geklärt war, hat eine Lok der RheinCargo den Zug aus dem HGK-Netz geschoben“, teilte Lorenz mit. Laut eines Bahnsprechers seien anschließend Reparaturen an der Oberleitung und deren Aufhängung sowie am Zug nötig gewesen. Durch den Zwischenfall sei die Sicherheit im HGK-Netz allerdings zu keiner Zeit beeinträchtigt gewesen, heißt es von Lorenz. Auf dem Streckenabschnitt waren zu dem Zeitpunkt keine anderen Loks unterwegs.

Welche Folgen menschliches und technisches Versagen haben können, wissen die Menschen in Brühl nur zu genau. Im Jahr 2000 entgleiste ein Zug am Bahnhof in Brühl. 9 Menschen starben, fast 150 wurden verletzt.

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