Stromausfall, Cyber-Angriff und Terrorangriff Bundesamt probt Ernstfall in Ahrweiler
Bonn/AHRWEILER · Das Bundesamt für Katastrophenhilfe probt bei "LÜKEX 2018" den Ernstfall mitsamt fiktiver Tagesschau. Die Vorbereitung von „LÜKEX 2018“ hat zweieinhalb Jahre in Anspruch genommen.
Seit Wochen herrscht strenger Winter in Deutschland, die Temperatur sinkt auf minus 25 Grad, und jetzt wird langsam das Gas knapp, die ersten Krankenhäuser können schon nicht mehr heizen: Ein solches Szenario probt Ende dieses Monats das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) durch. Die Übung mit 2500 bis 3000 Beteiligten in der ganzen Bundesrepublik dient dazu, Bund, Länder und Privatunternehmen auf einen solchen denkbaren Ernstfall vorzubereiten.
Mit gestellten „Tagesschau“-Sendungen werden die Teilnehmer in die fiktive Situation eingeführt. Besonders intensiv sind Bayern und Baden-Württemberg in das Training eingebunden. Die Vorbereitung von „LÜKEX 2018“ hat zweieinhalb Jahre in Anspruch genommen. „Ausgangspunkt ist das Hochwasser 2002 an der Elbe, bei dem wir gesehen haben, dass die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern eben nicht gut funktioniert hat“, sagte der Präsident des Bundesamtes, Christoph Unger, der Deutschen Presse-Agentur in Bonn. „Das war die Geburtsstunde des BBK.“ Alle zwei Jahre gibt es jetzt Übungen zu möglichen „nationalen Großschadenslagen“, zum Beispiel flächendeckender Stromausfall, Cyber-Angriff oder Terrorattacke. Diesmal geht es um Gasmangel.
Hauptübungstage sind der 28. und 29. November. Die zentrale Steuerung agiert dann von der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz aus. Die Teilnehmer der Übung bleiben aber an ihren normalen Standorten. „Über das Internet sind wir mit den beteiligten Ministerien, Behörden und Unternehmen verbunden“, erläuterte Unger. So sei es im echten Katastrophenfall auch. Im Fall einer Gasknappheit würden Energieunternehmen und schließlich der Staat entscheiden, welche Betriebe noch versorgt würden und welche nicht. „Irgendwann käme der Punkt, an dem man die Gasversorgung in ganzen Regionen abschalten müsste.
Da stellt sich dann zum Beispiel die Frage: Was mache ich jetzt mit großen Kliniken und Krankenhäusern? Und wie helfe ich der Bevölkerung?“ Hier seien verschiedene Möglichkeiten denkbar: „Wenn es darum geht, dass Leute zum Beispiel in ihren eiskalten Wohnungen sitzen, in anderen Landesteilen es aber noch funktioniert, dann könnte man erwägen, diese Menschen mit Bussen und Bahnen dorthin zu bringen, wo noch geheizt werden kann.
Bei Krankenhauspatienten ist das natürlich nicht so einfach.“ Sie könnten eventuell in Thermozelten untergebracht werden. Für die Bevölkerung könne man auch Wärmeinseln einrichten. Denkbar seien Situationen, in denen bestimmte Familien keine Heizung mehr hätten, ihre Nachbarn aber schon noch, weil sie zum Beispiel nicht mit Gas heizen. Hier würde es dann darum gehen, wirksam an Bürger zu appellieren, ihren Nachbarn zu helfen. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Peter Franke, sagte, die Erdgasversorgung in Deutschland sei sicher und zuverlässig. Gleichzeitig sei es sinnvoll, auch für unwahrscheinliche Ernstfälle gut vorbereitet zu sein. „In einer Gasmangellage müsste die Netzagentur entscheiden, wer noch Gas bekommt und wer nicht“, sagte Franke.