Erneute Panne in Raffinerie Chemikalie bei Shell-Raffinerie in Godorf ausgetreten

Köln-Godorf · Weil ein Behälter der Rheinland-Raffinerie von Shell im Kölner Süden überlief, gelangten 1000 Liter Kohlenwasserstoffe in den Boden. Laut dem Unternehmen besteht aber keine Gefahr fürs Grundwasser.

 Blick auf Ölraffinerie Shell in Köln-Godorf.

Blick auf Ölraffinerie Shell in Köln-Godorf.

Foto: Oliver Berg/Archiv

Circa 1000 Liter Kohlenwasserstoffe sind nach Angaben der Bezirksregierung Köln bei einem Vorfall in einem Tanklager auf dem Gelände der Shell Rheinland Raffinerie in Köln-Godorf in den Boden gelangt.

Zu dem Schaden, der jetzt bekannt wurde, war es bereits vor zweieinhalb Wochen, am Sonntag, 7. Mai, gekommen. Nachdem zunächst die Rede davon war, dass 500 Quadratmeter Fläche betroffen seien, korrigierte Shell-Sprecher Jan Zeese am Mittwochmittag, dass es sich „maximal um 240 Quadratmeter“ handle. „Es ist kein großer, bleibender Schaden, es gibt keine Gesundheitsgefährdung und keine Grundwasserverschmutzung“, betont Zeese.

Was was passiert? „Vereinfacht ausgedrückt ist ein Behälter übergelaufen“, erklärt der Shell-Sprecher. Dadurch seien etwa 2000 Liter Kohlenwasserstoff-Gemisch ausgetreten. Dieses bestehe etwa jeweils zur Hälfte aus Wasser und Öl beziehungsweise Kohlenwasserstoffen. Ein „großer Teil“ davon sei auf eine befestigte Fläche gelaufen, der Rest auf eine Wiese.

Die Bezirksregierung sei sofort informiert worden, sagt Zeese. Auch sei direkt mit den Reinigungsarbeiten begonnen worden, und in der Folge habe man mit den Behörden das weitere Vorgehen besprochen. Am 7. Mai um 4 Uhr habe die Bezirksregierung Kenntnis von dem Vorfall erhalten, bestätigt deren Pressesprecher Dirk Schneemann. Anlass für einen nächtlichen Soforteinsatz habe nicht bestanden, da allenfalls mit einer Geruchsbelästigung zu rechnen gewesen sei. Am 9. Mai habe die Bezirksregierung die Situation vor Ort überprüft.

Pumpensystem hat nicht funktioniert

Wie kam es zu dem Fehler? Wie die Bezirksregierung erklärt, gibt es im betreffenden Tanklager der Raffinerie zwei Sammelbehälter für Kohlenwasserstoff-Gemische. Ist ein Füllstand von 50 beziehungsweise 75 Prozent erreicht, werden die Behälter normalerweise über Pumpen automatisch in einen großen Tank entleert.

„Dieses Pumpensystem hat aus den unterschiedlichsten Gründen nicht funktioniert“, teilt Schneemann mit. Eine Pumpe sei zu Wartungszwecken ausgebaut gewesen, eine andere verstopft, und in einem der Behälter seien die Pumpen nicht angesprungen, da die Niveaumessung nicht funktioniert habe. Zeese sagt, dass einer der Behälter wegen „Schwierigkeiten bei den Arbeiten“ außer Betrieb genommen worden sei. Da am zweiten Behälter die Anzeige defekt gewesen sei, sei dieser übergelaufen.

Wie wird der Schaden behoben? Dort, wo das ausgetretene Gemisch auf die befestigte Fläche gelangt ist – die Bezirksregierung spricht von einem Rohrgraben – wurde die Menge laut Schneemann nach dem Ereignis abgesaugt. Auf der unbefestigten Fläche, also der Wiese, werde der verunreinigte Boden nun „ausgekoffert“.

Das heißt, die Erde werde weggebaggert und entsorgt, erklärt Shell-Sprecher Zeese. Es handle sich um eine „oberflächliche Beschmutzung“, sagt er. Davon, dass sich ein „See“ gebildet habe, könne man nicht sprechen. Aber es sei Öl im Rasen hängen geblieben. „Das ist nicht eine große Umweltkatastrophe, wir reden von einer schmutzigen Wiese“, meint Zeese, räumt aber auch ein, dass so etwas natürlich nicht passieren dürfe.

Unternehmen verschwieg der Öffentlichkeit den Vorfall

Wie viel Erde ausgebaggert werde, konnte Zeese nicht sagen. In einigen Wochen werde der „Originalzustand“ wiederhergestellt sein, so der Sprecher: „Es wird nichts übrig bleiben.“ Auch ein Gutachter des Tüv Süd überprüfe die Reinigung. „Die Arbeiten sind nicht zu beanstanden“, heißt es von der Bezirksregierung, die diese laut Pressestelle am 22. Mai unangekündigt überprüft hat.

Warum hat Shell die Öffentlichkeit nicht informiert? Insbesondere in Folge des Umweltschadens durch den sogenannten Kerosinsee, bei dem vor fünf Jahren aus einem Leck in einer unterirdischen Rohrleitung auf dem Shell-Gelände in Wesseling rund eine Million Liter Kerosin im Boden versickert waren, wollte das Unternehmen zuletzt verstärkt auf mehr Sicherheit und Information setzen. Den Vorfall vom 7. Mai teilte das Unternehmen der Presse aber nicht mit.

„Wir bemühen uns, so schnell und offen wie möglich zu informieren, wann immer eine Beeinträchtigung oder Gefährdung außerhalb des Geländes zu befürchten ist“, sagt Zeese dazu. Das sei hier aber nicht der Fall gewesen. Auch bei großen Schadensereignissen innerhalb des Geländes bemühe sich Shell um Information.

Hat der Vorfall Folgen für Shell? „Wir werden Shell verpflichten, zukünftig eine Überfüllung derartiger Behälter zu verhindern“, kündigt Schneemann von der Bezirksregierung an. Dazu gehörten Anzeigen zum Erkennen und zur frühzeitigen Alarmierung bei drohender Überfüllung. Schneemann: „Wir prüfen ferner, der Firma Shell weitere Maßnahmen zur Qualitätskontrolle aufzuerlegen.“

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