Mordfall von 1996 Suche nach Mörder von Claudia Ruf auch im Ausland

Bonn · Wer hat im Mai 1996 die damals elfjährige Claudia Ruf aus Grevenbroich vergewaltigt, getötet und schließlich auf einem Feldweg in Euskirchen angezündet? Die Suche nach dem Täter läuft weiter auf Hochtouren und verlagert sich nun auch ins Ausland.

 Die damals elfjährige Claudia Ruf wurde am 13. Mai 1996 tot aufgefunden.

Die damals elfjährige Claudia Ruf wurde am 13. Mai 1996 tot aufgefunden.

Foto: Polizei/Archiv

Bald 24 Jahre ist es her, dass ein Spaziergänger auf einem Wirtschaftsweg in Euskirchen die Leiche eines Kindes fand. Es war Montag, der 13. Mai 1996. Kurze Zeit später stand fest: Die Leiche ist die damals elfjährige Claudia Ruf, die zwei Tage zuvor im 70 Kilometer entfernten Grevenbroich-Hemmerden bei einem Spaziergang spurlos verschwunden war. Das Kind wurde vergewaltigt, erdrosselt und nach dem Tod mit Benzin übergossen und angezündet.

Robert Scholten, Sprecher der in dem Fall gemeinsam mit der Neusser Polizei ermittelnden Bonner Polizei, ist weiter überzeugt, den Täter zu finden: „Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen werden“, sagte er am Mittwoch im Gespräch mit dem GA. Gut 1400 DNA-Proben seien seit einem entsprechenden Aufruf im vergangenen November eingegangen, rund 1000 davon habe das Labor des Landeskriminalamts in Düsseldorf bisher ausgewertet. „Wir können ausschließen, dass eine von diesen Proben vom Täter stammt“, so Scholten. Die Suche nach dem Mörder wurde im vergangenen Jahr erneut aufgenommen, weil Polizei und Staatsanwaltschaft hoffen, durch neue Möglichkeiten der Analyse und Auswertung gesicherter DNA-Spuren, durch Gesetzesänderungen sowie durch neue Erkenntnisse über typische Täterprofile doch noch den Mörder finden zu können.

Männer geben freiwillig DNA-Proben ab

Begeistert ist Scholten vor allem von der Reaktion der Öffentlichkeit, seitdem die Polizei den Fall mit einer großen Pressekonferenz vor knapp zwei Monaten wieder in Erinnerung rief: „Der Wille, zur Ergreifung des Täters beizutragen, ist riesengroß. Es sind Männer gekommen, die eine Probe abgegeben haben, ohne dass sie dazu aufgerufen worden waren.“ Aus dem gesamten Bundesgebiet kommen noch immer Proben. Sehr zur Freude der Ermittler, denn das Ausschlussverfahren spiele in einem solchen Fall eine immens wichtige Rolle. Bedeutend sei in dem Fall auch die Arbeit der Medien, die etwa den Aufruf zum Massengentest verbreiteten. Nur in wenigen Fällen seien ins Fahndungsraster passende Männer, die zum Tatzeitpunkt zwischen 14 und 70 Jahre alt waren und in oder um Grevenbroich lebten, nicht direkt bereit gewesen, eine Speichelprobe abzugeben. Die Polizei konnte aber auch sie überzeugen.

Allein: Unter den bislang ausgewerteten Proben war nicht die entscheidende dabei. Drückt das die Motivation der Ermittler? Scholten verneint das entschieden. „Wir brauchen Geduld und Motivation. Und die haben wir - jeder Einzelne. Bei den DNA-Massentests haben viele Kollegen freiwillig gearbeitet, auch jüngere, die zum Zeitpunkt des Mordfalls noch gar nicht gelebt haben. Ich finde das toll.“ Auch, dass der Täter womöglich gar nicht mehr lebt, beeinträchtige den Willen, den Fall aufzuklären, nicht. „Wir merken auch, dass das öffentliche Interesse, einen so alten Mordfall zu lösen, sehr groß ist“, ergänzt Scholten.

Suche im europäischen Ausland und den USA

Bei der Suche nach der entscheidenden DNA richtet sich der Blick nun auch ins Ausland. In Betracht gezogen werden muss, dass der Täter nicht mehr in der Bundesrepublik lebt. Teilweise, erklärt Scholten, sei bei Verzogenen im Meldedatenregister nur das Land vermerkt. Eine genaue Adresse gilt es für die Ermittler zu recherchieren - beispielsweise über Angehörige der Verzogenen. Eine „Herausforderung“, sagt Scholten, „aber wir sind schon so weit gekommen, wir werden auch das meistern“. Was bereits klar sei: Infrage kommende Männer, die noch kontaktiert werden sollen, seien ins gesamte europäische Ausland, aber auch bis in die USA gezogen. Noch unklar ist, wie viele Männer gesucht werden. Bis mindestens Ende Februar werde es dauern, dass alle Personen ermittelt und adressiert worden seien.

Bei der Suche nach Claudia Rufs Täter spielen derweil weiterhin nicht nur die DNA-Proben eine Rolle. Zum Erfolg könnte letztendlich auch ein Zeugenhinweis führen. Die seien überschaubar, erreichten die Ermittler gelegentlich aber noch immer. Für die heißt es dann mithilfe von 150 Aktenordnern beziehungsweise inzwischen rund 100.000 sich mit dem Fall befassenden Seiten herauszufinden, inwiefern die Hinweise neu oder bereits abgearbeitet worden sind. Etwa 100 von ihnen seien in der vergangenen Zeit bei der Polizei eingegangen, hilfreich war dabei auch ein Aufruf im ZDF-Format „Aktenzeichen XY...ungelöst“. Nicht bei allen Tipps fände man sofort einen richtigen Ansatz, wichtig sei aber jeder. „Kein Hinweis kommt weg, wir können nie ausschließen, dass sich im Laufe einer Ermittlung irgendwann doch noch ein Zusammenhang ergibt“, erklärt Scholten.

Wie viel der Polizei, auch Scholten persönlich, der zum Verbrechenszeitpunkt bereits im Dienst war, daran liegt, Claudias Mörder zu finden, ist im Gespräch mit dem Sprecher hörbar: „Es wäre gut, wenn die Familie endlich mit dem abschließen kann“, sagt er.

Hinweise zu dem Fall nehmen die Ermittler unter Rufnummer 02131/300-25252 entgegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort