Dat is Rheinisch Dä Düwel hät Kirmes!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Dä Düwel hät Kirmes!

Der Teufel hat Kirmes!

Der Teufel hat Kirmes!

Foto: GA-Grafik

Der Rheinländer spricht gerne über das Wetter. Und das nicht nur zu Unterhaltungszwecken im Sinne von Smalltalk am Rande einer Party. Denn verlässliche Informationen über die Wetterlage waren stets eine wichtige Angelegenheit. Zumal in Zeiten, als noch praktisch jeder mit dem Lebensumfeld der Landwirtschaft verbunden war.

Regnet es, scheint die Sonne oder gibt es Sturm? Das musste man wissen, wenn man eine ertragreiche Ernte haben wollte. Heutzutage ist das für die meisten nur eine Frage der passenden Kleidung. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich so manche Wetterweisheit kristallisiert, die dem meteorologischen Jahreslauf seine Unberechenbarkeit rauben möchte.

Wetterregeln geben Planungssicherheit

„Wenn et Karfriedach rähnt, es et janze Johr drüsch", lässt den vermeintlichen Schluss von einem verregneten Karfreitag auf die ganzjährige Trockenheit zu. „Andreas hell un klor, brängk e fruchbar Johr", kündigt an: Wenn am 30. November der Himmel blau ist, dann darf der Bauer im Folgejahr eine gute Ernte erwarten. Das nenne ich mal Planungssicherheit.

Aber natürlich spielt das Wetter nicht immer mit, wenn es um die Planbarkeit geht, vielmehr schlägt es unregelmäßig seine Kapriolen. Wenn das der Fall ist, dann kommt die rheinische Redensart zum Einsatz: "Dä Düwel hät Kirmes!"

Katholischer Ansatz

Hier haben wir eine Redewendung, die einen engen Bezug zum rheinischen Katholizismus aufweist. Auf Hochdeutsch bedeutet der Satz wörtlich: Der Teufel hat Kirmes! Wir treffen also auf das kirchliche Gut-Böse-Schema, das sich in Gott und Teufel materialisiert. Gott ist für die Ordnung zuständig und der Teufel für das Chaos. Und dann hat das Wesen mit dem Pferdefuß auch noch Kirmes. Das bedeutet einen besonderen Festtag mit dessen ganz eigenen Gesetzen. Und was besagt das?

Wenn der Teufel Kirmes hat, dann ist das Wetter in Unordnung, dann gibt es Regen und Sonne gleichzeitig. Etwas, das es sonst selten gibt. Ein widersprüchliches Wetter. Schön und schlecht zugleich. Dann ist oft ein Regenbogen zu sehen.

Ordnung und Chaos

An dieser Stelle entfernt sich der Rheinländer übrigens kurz von der christlichen Symbolik, denn der Regenbogen ist seit Noah und seiner Arche das Zeichen für den Bund zwischen Gott und den Menschen und keinesfalls für den Einfluss des Teufels. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Edition Lempertz. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort