So geht Rheinisch Dä rösch noh Schöpp
Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Dä rösch noh Schöpp.
Manchmal muss man die Vergänglichkeit thematisieren, auch wenn das generell als Tabuzone gilt. Im Rheinischen gibt es deshalb sehr schöne Umschreibungen, Umschiffungen und Verschleierungen. Eine wunderbare Redensart aus diesem Kontext lautet: „Dä rösch noh Schöpp“.
Allein klanglich hat dieser Satz einiges zu bieten. Sind doch die O- und Ö-Vokale sehr dominant. Man kann den Satz also quasi ein einem durchsprechen, ohne die Lippen aneinander legen zu müssen. Man spricht es „auf Ex“, ohne abzusetzen. Auf Hochdeutsch übersetzt heißt der Satz: Der riecht nach Schaufel. Um dem übergeordneten Sinn näher zu kommen, müssen wir uns die beiden Bedeutungsinhalte mal getrennt voneinander betrachten.
Riechen und Schaufel
Wir starten mit dem Riechen. Generell kann man sagen, das Attribut riechen wird gelegentlich hart arbeitenden Männern zuerkannt, wenn sie abends heim kommen, oder sich an der Theke versammeln. Ansonsten kommen aber auch ältere Mitmenschen ins Visier, die sich durch einen Geruch erkennbar machen. Hier gibt es einige Abstufungen entsprechend der Altersstufen. Wir nennen mal: Hier riecht es nach 4711, Coregatabs Plus oder Schöpp.
Letzteres ist ein Synonym für die Schaufel des Totengräbers. Der hebt mit seinem Arbeitsgerät eine tiefen Loch aus, in das der Sarg... und so weiter. Der Satz mit der Schöpp bedeutet also im übergeordneten Sinne: Hier riecht jemand, als sei er dem Tode sehr nahe. Was auch immer das im Einzelnen bedeuten kann. Es ist auch nicht gesagt, dass das wörtlich zu verstehen ist.
Melaten und Blond
Was den Ort der Handlung angeht, spricht der Kölner meist vom Melaten, oder in Langform vom Melatenfriedhof. Es handelt sich dabei um den Zentralfriedhof der Domstadt in Lindenthal. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und hat weit über 50 000 Gräber auf mehr als 400 000 Quadratmetern. Der Name ist noch viel älter und geht auf den Hof Melaten zurück. Bereits im zwölften Jahrhundert stand an dieser Stelle ein Heim für Kranke und Aussätzige. Die Kölner titulieren ältere Menschen mit schlohweißen Haaren folglich als „Melatenblond“. Was im Kern auch nicht sehr nett ist.
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