Dat is Rheinisch Dä!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Dä!

 Hättest du getan wie dir geheißen, so wäre dir der Spott und Schaden erspart geblieben. Da du aber nicht wolltest, musst du jetzt mit den Konsequenzen leben!

Hättest du getan wie dir geheißen, so wäre dir der Spott und Schaden erspart geblieben. Da du aber nicht wolltest, musst du jetzt mit den Konsequenzen leben!

Foto: GA-Grafik

Diesmal geht um eine ganz spezielle Redensart. Quasi als Osterei, das klein und rund aussieht, aber viel Inhalt hat. Denn zurzeit ist in den Social Media ein Satz im Umlauf, der wie kein Zweiter eine besondere rheinische Eigenart charakterisiert.

Wir wissen ja aus Erfahrung, dass der Rheinländer ein Mensch der Extreme ist. Er kann sehr lustig und ausgelassen sein, aber auch besonders ernst. Manchmal ist er sehr laut und extrovertiert und manchmal sehr zurückhaltend und introvertiert.

Viel oder wenig

Was aber besonders ausgeprägt ist: Manchmal redet er sehr sehr viel, und manchmal ist er geradezu einsilbig. Aber selbst in der Einsilbigkeit, und das ist hier das Besondere, schwingt ein ganzer Bedeutungshimmel mit.

Das heißt, mitunter kann er mit einem kleinen kurzen Wort etwas ausdrücken, das man im Hochdeutschen nur mit vielen Worten vermitteln kann. Und so ist das im vorliegenden Fall, der momentan ganz  ausgelassen in den digitalen Kanälen geteilt wird.

Langform gegen Kurzform

Da wird nämlich die Langform der hochdeutschen Übersetzung formuliert: „Hättest du getan wie dir geheißen, so wäre dir der Spott und Schaden erspart geblieben. Da du aber nicht wolltest, musst du jetzt mit den Konsequenzen leben!“ Da geht es also um jemanden, der sich etwas hat zu schulden kommen lassen. Und wir wissen aus Theologie, Ethik und Rechtswissenschaften: Man kann nur schuldig gesprochen werden, wenn man eine Wahl hatte. Alternativloses Handeln darf nicht das Etikett der Schuldhaftigkeit erhalten. So weit, so klar.

Und wie übersetzt man diesen langen Satz nun ins Rheinische? Antwort: „Dä!“ Das ist tatsächlich alles, und man muss nicht mehr wissen. Wer mit rheinischer Expertise ausgestattet ist, der versteht das sofort.

Das allerkürzeste Wort

Wie schon mal an anderer Stelle bei einem anderen Thema erwähnt, gibt es allerdings noch ein kürzeres Wort. Danach könnte man fragen mit: Das höchste rheinische Wesen mit einem Buchstaben!? Da kommt man leicht ins Grübeln. Die Antwort lautet „J“. Oder manche sagen auch „der leeve J.“ Als zu gut Hochdeutsch Gott oder der liebe Gott.

Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Edition Lempertz.  Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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