Das ist Rheinisch Et Bärbelche es ävver en richtije Plochkoh jewoode

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: En Plochkoh.

 Die ist eine richtige Pflugkuh geworden.

Die ist eine richtige Pflugkuh geworden.

Foto: GA-Grafik

Wir hatten gelegentlich die charakterlichen Untiefen des Rheinländers ausgelotet. Und meistens ist viel Gutes dabei zutage getreten. Tolerant, kommunikativ, witzig – das sind alles Attribute, die den Menschenschlag aus der Gegend zwischen Bonn und Köln zieren. Aber wohl genauso oft sind wir an die Grenzen dieser Lobeshymne gestoßen, nämlich immer dann, wenn es um die diplomatischen Eigenschaften ging.

Und an dieser Stelle müssen wir etwas zum Thema Ehrlichkeit beitragen. Denn der Rheinländer versteckt seine Aufrichtigkeit gerne in einem Gleichnis. Damit es nicht ganz so wehtut. Ein schönes Beispiel ist der Satz: „Et Bärbelche es ävver en richtije Plochkoh jewoode.“ Wer den Satz zu übersetzen versteht, merkt sofort, hier handelt es sich nicht um ein Kompliment. Insbesondere in Zeiten, in denen man Wert legt auf Sportlichkeit und schlanke Linie legt, wo Diäten und Selbstdisziplin zum kategorischen Imperativ geworden sind.

Selbstdisziplin als Imperativ

Zu gut Hochdeutsch bedeutet der Satz: Die kleine Bärbel ist aber eine richtige Pflugkuh geworden! Klar, die Pflugkuh ist in der Welt der Landwirtschaft ein Arbeitstier, bei der es nicht um Schönheit geht. Vielmehr muss sie groß, stark und massiv sein, um den Pflug anständig ziehen zu können.

Der Satz bezieht seine Komik auch daraus, dass der Eigenname im Diminutiv, also der Verniedlichungsform daherkommt. Entweder war die Bärbel früher mal klein und zart, oder sie wird hier nur ironischerweise so skizziert. In jedem Fall kann man sich die Situation vorstellen, in denen der Satz zur Anwendung kommt: Man kannte jemanden aus Kindertagen und sieht ihn Jahre oder Jahrzehnte später wieder und ist irgendwie überrascht, wie derjenige sich entwickelt hat. Jetzt mal rein äußerlich.

Nie zu Ohren kommen

Wie dem auch sei, man darf hoffen, dass der entsprechend beschriebenen Dame der Satz nie zu Ohren kommen möge. Das könnte demütigend sein. Deshalb existieren auch leicht diplomatischere Varianten der gleichen Aussage: „Dat Bärbelche es e bissje unfassönglich“ oder „us de Fassong jeroode“. Das klingt doch schon wesentlich bekömmlicher und verständnisvoller. In jedem Fall dürfen wir an dieser Stelle aus humanistischen Gründen dazu raten: Man sollte nicht alles aussprechen!

Haben Sie eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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