Das ist Rheinisch Im Leeve nit!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Im Leeve nit.

 Im Leben nicht

Im Leben nicht

Foto: GA-Grafik

Wenn man mit einer neuen Fremdsprache beginnt, dann stehen erst einmal Vokabeln und dann recht bald die Grammatik auf dem Lehrplan. Erst nach und nach, wenn ein bisschen Substanz vorhanden ist, geht es an die Alltagsunterhaltung. Bei der Volkshochschule werden dann etwas Konversationskurse angeboten. So in etwa kann man sich das auch beim Erlernen des rheinischen Dialektes vorstellen. Allerdings mit dem einen Unterschied, dass hier die Konversation ein zweischneidiges Schwert ist.

Denn, wer ein Talent zum Reden hat, wie das viele Rheinländer haben, der braucht wahrscheinlich keine Anleitung zum Plaudern. Wenn er aber zu der - zugegebenermaßen - Minderheit gehört, die eher ungern redet, ja vielleicht sogar Angst davor hat, dass er eines Tages vor seinen Schöpfer tritt und für jedes zu viel gesprochene Wort Rechenschaft ablegen muss, dann ist die Konversationsanleitung schnell auf einem Bierdeckel notiert. 

Gespräch nach Bierdeckel

Und Bierdeckel ist auch schon das richtige Stichwort, denn man kann sich lebhaft die folgende Kneipenszene vorstellen: Da sitzen ein paar Rheinländer an der Theke, halten ihr Kölsch fest und besprechen die Weltgeschichte. Da kommen viele kluge und zielführende Gedanken zur Sprache, ja, man ist nahe am Weltfrieden, und die Bewältigung des Klimawandels ist auch in greifbarer Nähe. Und mitten in der Herrenrunde sitzt einer, der sich nicht so gerne unterhält, der zwar zuhört, mal nickt und mal den Kopf schüttelt, aber ansonsten mit hypnotischem Blick sein Glas betrachtet.

Aktive Ansprache

Wird der nun aktiv angesprochen, dann verfügt er über zwei - und nur zwei! - kurze Sätze in seinem sprachlichen Werkzeugkoffer. Der eine signalisiert Zustimmung, der andere Ablehnung. Die Sätze lauten: “Jo, jo datt!” und “Im Leeve nit!” Die Übersetzung ins Hochdeutsche ist eigentlich überflüssig, aber sicherheitshalber erläutern wir: Ja, das stimmt! und Nein, im Leben nicht! Ob man es nun glaubt oder nicht, mit diesen beiden Sätzen kann man aufdringliche Dialogpartner einen ganzen Abend in Schach halten.

Mancher Rheinländer soll schon sein ganzes Leben an der Kneipentheke allein mit diesen beiden Sätzen bestritten haben. Das nennen wir mal konsequentes Energiesparen. Da drängen sich Parallelen zu dem kürzesten aller Begrüßungdialoge auf “A: Un? B: Moss! Imme wigge!” Aber das hatten wir schon an anderer Stelle diskutiert.

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