„Das ist Rheinisch“ Jev mer ens de Kojakplüschprumm!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Kojakplüschprumm.

 Gib mir mal die Nektarine!

Gib mir mal die Nektarine!

Foto: GA-Grafik

Es ist schon eine ganze Zeit her, da hat eine namhafte Institution, deren Identität hier nichts zur Sache tut, weshalb wir sie pietätvoll verschweigen, eine repräsentative Erhebung unter Rheinländern gemacht, was denn ihr Lieblingswort ist.

Das ist natürlich für hiesige Muttersprachler eine elektrisierende Frage, denn sie mündete in ihrer Zuspitzung auf nur eine Antwort in eine philosophische Kernfrage. Für welchen Begriff entscheide ich mich, der alle notwendigen Kriterien erfüllt? Er soll schön sein, gut klingen, etwas Positives bezeichnen, ein angenehmes Bild erzeugen, am besten noch nützlich, praktisch und charakteristisch sein. Mit diesem Anforderungsprofil dürfte so gut wie jedes Wort per se völlig überfordert sein. Eigentlich! Aber der Rheinländer wäre nicht der Rheinländer, wenn er nicht auch so eine knifflige Frage einer erbaulichen Beantwortung zuführen könnte.

Nun muss man wissen, dass generell viele schöne Begrifflichkeiten im Rheinischen aus dem landwirtschaftlichen Umfeld stammen. Schließlich war hier früher fast jeder Bauer oder ging zumindest nebenerwerbsmäßig oder für die Selbstversorgung einer entsprechenden Tätigkeit nach. Und zum anderen entfaltet der Rheinländer seine größten Leidenschaften gerne in Richtung kulinarischer Unternehmungen. Wenn man aus diesen beiden Themenfeldern die Schnittmenge nimmt, dann sind wir schon mal bei all den schönen Wörtern, die etwas Essbares bezeichnen.

So könnte man auf die Idee kommen, dass „Poppeköchekäppesje“, also zu gut Feindeutsch Puppenküchenköhlchen, vulgo Rosenkohl, schon mal in die engere Wahl kommt. Ein ebenso heißer Kandidat könnte die „Bottemelechsbonnezupp“ sein. Es handelt sich bei dem Dialektwort für Buttermilchbohnensuppe genau genommen nicht um ein Wort, sondern um ein ganzes Rezept in einem Wort. Denn darin ist alles enthalten. Die Buttermilch, die Bohnen und die Suppe, also die wässrige Flüssigkeit. Dazu dann noch Rievkooche, also Reibekuchen, und fertig ist das Komplettmenü. Aber, aber, all diese Begriffe wurden nicht genannt in der Kategorie des rheinischen Lieblingswortes. Wir wollen Sie nicht auf die Folter spannen. Gewonnen, und zwar ziemlich eindeutig, hat die „Plüschprumm“. Und tatsächlich hat die Formulierung alles, was Spaß macht. Es ist ein Rätsel. Der Dialektsprecher weiß, die Prumm ist die Pflaume. Aber was ist eine Plüschpflaume? Es ist der Pfirsich, der ja botanisch-biologisch eng mit der Pflaume verwandt ist. Und wenn der mit Plüsch ummantelt ist, dann ist er eben ein Pfirsich. Natürlich gibt es auch immer wieder Weiterentwicklungen beziehungsweise Neuzüchtungen, und das muss sich dann auch sprachlich widerspiegeln. So könnte und sollte man heutzutage sagen: „Jev mer ens de Kojakplüschprumm!“ Wer noch mit den alten US-Krimiserien vertraut ist, erinnert sich an den Lolly lutschenden Detective Lieutenant Theo Kojak. Er war der Inbegriff des Glatzenträgers. Auf die Plüschprumm übertragen hieße das: Der Pfirsich ohne Haare. Und das ist ganz klar die Nektarine. Wir fassen zusammen: Auch der Dialekt entwickelt sich, wenn sich die Welt weiterdreht, und so kann man die Nektarine Kojakplüschprumm nennen. Der Rheinländer ist halt kreativ.

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