Das ist Rheinisch Köbes, dunn mer ens eens!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Köbes!

Der Köbes zapft und serviert das Kölsch.

Der Köbes zapft und serviert das Kölsch.

Foto: Kai Pfundt

Manchmal muss man notgedrungen Erwartungen enttäuschen. Das kann ein schmerzlicher Prozess sein, aber das Wort „Enttäuschung“ enthält ja schon den heilenden Aspekt der Angelegenheit. Hier wird eine Täuschung entlarvt und außer Kraft gesetzt. Was der Wahrheitsfindung dient, kann so schlecht nicht sein.

Deshalb zum Thema, nämlich der Frage, was ist das Geheimnis der rheinischen Redewendung: „Köbes, dunn mer ens eens!“ Eingeborene Rheinländer wissen den Satz zu übersetzen, was wir hier zunächst einmal sinngemäß tun: Herr Kellner, bringen Sie mir mal ein Kölsch! Sehr wichtig ist dabei die Bemerkung, dass der Begriff „Köbes“ sehr spezifisch den Kellner in einem Kölsch-Brauhaus bezeichnet. Und schon sind wir bei der Frage, wie das Wort Köbes denn entstanden sein könnte. Hier steht die genannten Enttäuschung vor der Tür, denn es handelt sich bei der allgemein verbreiteten Erklärung um eine Wortlegende, also eine Erläuterung, die sich durch die Sprachwissenschaft nicht belegen lässt. Mit anderen Worten: Sie klingt gut, ist aber falsch.

Köbes und Jakobsweg

Die Legende besagt: Köbes ist die mundartliche Kurzform des Vornamens Jakob. Und weil im katholischen Europa viele Wege nach Santiago de Compostela zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus führen, die mithin als Jakobswege gelten, gibt es die auch in Köln. Nun seien die Wirte in den Pilgerherbergen hierzulande mit Bezug auf den Jakobsweg Köbes genannt worden. Alternativ heißt es, die Jakobuspilger selbst hätten sich zwischendurch als Kellner verdungen.

Derb und ungehobelt

Wie gesagt: Mundartwissenschaftler haben für diese These keine Belege gefunden. Auch nicht dafür, dass das Wort auf das lateinische „caupo“ für Gastwirt zurückgeht. Deshalb gilt aktuell als naheliegende Erklärung, dass Köbes wie mundartlich verwendet aus sich heraus etwa so viel heißt wie „vierschrötiger Mensch“. So bezeichnet man ja gemeinhin kleine, dicke Männer die charakterlich derb und ungehobelt daherkommen.

Kellner, gib mir mal ein Kölsch!

Kellner, gib mir mal ein Kölsch!

Foto: GA-Grafik

Und tatsächlich könnte „Köbes“ nicht nur als Berufsbezeichnung verstanden werden, sondern auch als Bündel an Persönlichkeitsmerkmalen, die sich um die schlechte Laune herum gruppieren. Denn der herkömmliche Köbes spricht nicht viel und blickt erst einmal äußerst abweisend. Er stellt dem Gast mehr oder weniger unaufgefordert ein Kölsch hin und sorgt ebenso unaufgefordert für Nachschub, wenn das Glas, vulgo: die Kölschstange, leer ist. Dagegen kann man sich höchsten wehren, indem man den Bierdeckel auf das Glas legt. Das bedeutet: Habe fertig! Übertriebene Höflichkeitsfloskeln sind dem Köbes im Allgemeinen fremd. Und sollte jemand den Fehler machen, „ein Wasser“ zu bestellen, dann fragt er nach, ob man sich die Haare waschen wolle.

Weitere Kolumnen sind in den Büchern “Rheinische Redensarten” und “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Lempertz-Verlag. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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