Das ist Rheinisch Kumm, mer jonn et Krippsche luure!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Krippsche luure!

 Komm, wir gehen und sehen und das Krippchen an!

Komm, wir gehen und sehen und das Krippchen an!

Foto: GA-Grafik

Manche rheinische Redewendung kommt unscheinbar daher, ist aber tatsächlich ein Evergreen. Denn wenn wir auf die weihnachtlichen Bräuche des Rheinlandes blicken, dann stoßen wir auf die Gewohnheit, bei Verwandten, Freunden oder Nachbarn die Weihnachtskrippe zu besichtigen und zu bewundern. Dann heißt es: „Kumm, mer jonn et Krippsche luure!“ Auf gut Hochdeutsch: Kommt, wir gehen und sehen uns die Krippe an!

Das Vorzeigen von liebevoll ausgestatteten Krippen hat eine lange Tradition der Selbstvergewisserung im Rheinland. Besonders spannend, weil die personelle Besetzung des Miniatur-Stalles nach Stand des Kirchenjahres wechselt. Die drei Weisen aus dem Morgenland treten erst am Dreikönigstag, 6. Januar, in die Szenerie. Das Christkind ist ab Heiligabend zugegen. Logisch irgendwie. Es ist also einiges an Bewegung drin.

Keine Krippe gleicht der anderen

Und weil ohnehin keine Krippe der anderen gleicht, kann es Spaß machen, in der Nachbarschaft mal nach links und rechts zu gucken. Zumal uns Dagmar Hänel, Leiterin der Abteilung Volkskunde beim Landschaftsverband Rheinland, berichtet, dass solche Nachbarschaftsbesuche zur Adventszeit immer auch einen Versorgungsaspekt haben. Es gibt zu trinken! Kaffee, seltener Wasser und häufiger etwas mit Prozenten.

Wenn das kein Argument ist. Daraus hat sich inzwischen die Institution des Krippenweges entwickelt. Und gerade in diesen Pandemiezeiten ist der Besuch der Krippe in der Pfarrkirche am heiligen Abend ein anerkannter Ersatz zum Weihnachtsgottesdienst geworden.

 Christkind oder Weihnachtsmann: Wer bringt die Geschenke?

Christkind oder Weihnachtsmann: Wer bringt die Geschenke?

Foto: Axel Vogel

Unabhängig vom Gabenbringer

Das Ganze ist übrigens unabhängig davon, ob die jeweilige Familie ihre Geschenke vom Christkind oder vom Weihnachtsmann bekommt, und auch, wann die Bescherung stattfindet: An Heiligabend oder am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages. Liturgisch macht der Zeitpunkt keinen Unterschied. Denn nach jüdischer Tradition beginnt der nächste Tag, sobald die Dunkelheit am Vorabend hereingebrochen ist und die ersten drei Sterne zu sehen sind.

Und das Christkind als Geschenkelieferant ist – lange vor Gründung von Amazon - eine protestantische Erfindung aus dem 17. Jahrhundert. Die Reformierten lehnten die Verehrung von Heiligen, wie dem heiligen Nikolaus, kategorisch ab. Inzwischen haben sich die Bräuche aber so vermischt, dass sie nicht mehr eindeutig den Spektren katholisch oder evangelisch zuzuordnen sind. Tatsächlich gibt es so gut wie keine aktuellen Forschungsergebnisse zu diesem bedeutsamen Thema. Glauben heißt eben nicht wissen.

Wer ist bei Ihnen der weihnachtliche Gabenbringer? Das Christkind, der Weihnachtsmann, der Nikolaus, oder noch ganz wer anders? Schreiben Sie uns und berichten Sie, wie Sie Weihnachten feiern, unter rheinisch@ga.de

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