Suzanne Vega im Kölner Konzert Das lange Warten hat sich gelohnt

KÖLN · Es hat den Anschein, als wolle Suzanne Vega zunächst testen, ob sie überhaupt noch jemand kennt. Lediglich drei Konzerte umfasst ihre kleine Deutschland-Tour, in deren Rahmen die 54-jährige Sängerin und Songwriterin aus New York ihr erst vor wenigen Tagen veröffentlichtes Album "Tales From The Realm Of The Queen Of Pentacles" präsentiert.

 Zartheit und Tiefgang: Suzanne Vega im Kölner Konzert.

Zartheit und Tiefgang: Suzanne Vega im Kölner Konzert.

Foto: Thomas Brill

Entspannt und sichtlich dankbar empfängt Suzanne Vega reichlich Vorschusslorbeer in Form ausgelassenen Begrüßungsjubels. Keck setzt sie sich einen Zylinder auf und eröffnet das Konzert mit "Marlene On The Wall". Ihre Hommage an Marlene Dietrich war 1985 ihr erster Hit.

Das war's dann aber fürs erste mit der nostalgischen Rückbesinnung. Unmissverständlich macht die Musikerin klar, dass die neuen Songs im Mittelpunkt stehen würden. Zwar war die zarte Folksängerin, deren stilistisches Spektrum stets weit über die Möglichkeiten von einfühlsamer Stimme gepaart mit akustischer Gitarrenbegleitung hinausreichte, zwischenzeitlich immer musikalisch aktiv.

Dennoch sind bis zum neuen Album sieben Jahre ins Land gegangen. Allerdings dürften die gut 800 Fans im nahezu ausverkauften Kölner Gloria einhellig der Meinung gewesen sein, dass sich das Warten absolut gelohnt hat. Wie gewohnt schleichen sich auch die neuen Songs wie "Fool's Complaint", "Crack In The Wall", "Don't Uncork What You Can't Contain" oder "Song Of The Stoic" trotz klug eingesetzter klanglicher Widerhaken ins Ohr. Ihre Jungmädchenstimme, deren folkige Zartheit nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass nicht alles so romantisch ist, wie es vordergründig erscheint, klingt seit fast 30 Jahren unverändert.

Stilistische Experimentierfelder, mal geht es in Richtung Rock, mal stimmt sie eine Art Folk-Hip-Hop an, ganz zu schweigen von den Industrialsounds von "Blood Makes Noise", sind ihr bevorzugtes Terrain.

Fast durchgängig wird sie von Gerry Leonard, dem langjährigen Musical Director von David Bowie, auf der elektrischen wie zwölfsaitigen akustischen Gitarre begleitet. Er spielt den perfekten musikalischen Gegenpart, lässt seine Gitarre mitunter metallisch gemein klingen, wenn Vegas Stimme dazu neigt, allzu elfengleich in esoterische Höhen zu entschwinden. Welche tiefgehende Wirkung ihre Stimme trotz aller Zartheit entwickelt, beweist sie mit dem Lou-Reed-Klassiker "Walk On The Wild Side".

Das Publikum ist hingerissen. "All I ask you is to remember me", singt sie in "Rosemary". Was für eine bescheidene Bitte, denn dieses Konzert wird als eines der eindrucksvollsten des Jahres, auch wenn 2014 gerade erst begonnen hat, in Erinnerung bleiben.

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