Abitur in NRW Das sagen Schulen aus Bonn und der Region zu G8 und G9
BONN/SIEGBURG · Das Abitur nach neun Jahren soll am Gymnasium wieder die Regel werden. Der General-Anzeiger hat Schulleiter in der Region nach ihrer Meinung gefragt.
Die Richtung ist klar, der Weg noch nicht. CDU und FDP wollen in NRW den Gymnasiasten mehr Zeit bis zum Abitur geben. Viele Einzelheiten sind aber noch nicht geklärt. Die künftigen Regierungspartner haben bislang nur den Grundsatzbeschluss gefasst, an den Gymnasien das Abitur nach neun Jahren wieder zum Regelfall zu machen. Sie sollen auch beim G8-Abitur bleiben können und dann zusätzliche Unterstützung erhalten. Die Umstellung soll mit dem Schuljahr 2019/2020 beginnen. Wie sehen Schulen in Bonn und der Region die Lage?
Klaus Kühne, Geschäftsführer und Vertreter des Trägers der Otto-Kühne-Schule – kurz Päda – in Bad Godesberg, findet die Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien persönlich gut. „Der Schultag der Kinder und Jugendlichen ist sehr eng getaktet. Bei G9 hätten alle wieder mehr Zeit für das Lernen“, meint Kühne, der Englisch und Sport unterrichtet. Offiziell könne er indes zu geplanten Änderungen durch die künftige Landesregierung noch nichts sagen.
Rückkehr zu G9 wirft personelle und organisatorische Fragen auf
Manfred Theis, Leiter des Bonner Clara-Schumann-Gymnasiums, meinte, seine Schule wolle zunächst die konkreten Vorgaben der Landesregierung abwarten, um dann in einen Prozess der Meinungsbildung innerhalb der Schulgemeinde zu treten. Eine eventuell anstehende Umstellung auf G9 werde sicherlich organisatorische und personelle Fragestellungen aufwerfen, die aber in Zusammenarbeit mit allen Akteuren lösbar sein würden, ist er überzeugt. Theis: „Wichtig ist, dass innerhalb der vorgegebenen Entscheidungsparamater eine für die Schullandschaft Bonns optimale Lösung gefunden wird.“
Viel könne er zu den Plänen von CDU und FDP noch nicht sagen, äußert sich Karl Kühling, Leiter des Gymnasiums der Herseler Ursulinenschule. Man werde sich in den Gremien der Schule damit befassen. „Ich habe viel Sympathie dafür, dass die Kinder wieder mehr Zeit in der Schule haben“, so Kühling. Man wolle an der Mädchenschule aber auch wieder das sogenannte Springermodell anbieten – also die Möglichkeit, dass Schülerinnen im Einzelfall eine Klasse überspringen könnten.
Wahlmöglichkeit bringt Unsicherheiten
Marcelo Jansen, Vize-Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Rheinbach, verweist darauf, dass das Kollegium noch keine Gelegenheit gehabt habe, über die Plänen zu reden. „Es gibt Gründe, die für das eine und solche, die für das andere sprechen“, sagt er mit Blick auf die Wahlmöglichkeit zwischen G8 oder G9. Es gelte, „eine Lösung anzustreben, die für unsere Schule am günstigsten ist. Wir werden das in Ruhe besprechen und auch schauen, welche Bedingungen formuliert werden“, so Jansen. Dass eine Wahloption ermöglicht werden soll, sei „ambivalent“: Einerseits biete dies demokratische Chancen, aber bringe für Eltern, die sich entscheiden müssten, ob sie ihr Kind auf eine G8- oder G9-Schule schicken, auch viele Unsicherheiten und schwierige Entscheidungen mit sich.
Die Freude am Siegburger Gymnasium Alleestraße ist groß. Seit Jahren hat Schulleiterin Margret Sargorski für eine Rückkehr zum G9 gekämpft. 2012 hatte sie dies auch mit Unterstützung der Stadt bei der Bezirksregierung beantragt. Mit negativem Ergebnis. „Ich finde es sehr schön“, begrüßt sie das jetzige Bekenntnis der Koalitionspartner. „Vor allem, dass es eine klare, generelle Entscheidung für G9 ist“, sagt Sagorski. Ihre Schüler, vor allem die in den Profilklassen Musik und deutsch-französisches Abitur, gewännen dadurch wieder mehr Ruhe im Schulalltag und vor allem Zeit. Besonders begabte Kinder hätten immer noch die Chance, eine Klasse zu überspringen.