Kulinarisches im Rheinland und Westfalen Das sind die besten Hofkäsereien in NRW

Düsseldorf · Bloggerin Julia Jansen ist durch Nordrhein-Westfalen gereist und hat die besten Hofkäsereien aufgelistet. Unter den besten Käsereien sind auch zwei aus dem Rhein-Sieg-Kreis.

Verschiedene Käselaibe in der Reifekammer des Schepershofs in Velbert.

Foto: Julia Janssen

Julia Jansen hatte ihrer Heimat nicht viel zugetraut. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Nordrhein-Westfalen so viele gute Käsereien finden würde“, sagt die Bloggerin aus Düsseldorf. Mehr als 60 handwerklich arbeitende Betriebe und Höfe hat sie bei ihren Recherchen gesucht und gefunden. Und das Ergebnis ihres Testessens durch vermutlich mehrere Laibe Käse hat sie selbst überrascht.

„Es gibt nicht nur simplen Bauernkäse, sondern wirklich Spitzenprodukte in NRW. Ich lebe in einem echten Käseland.“ So würde der Ziegenkäse aus der Münsteraner Käserei Scellebelle schmecken wie einer aus dem französischen Loire-Tal. Und dort kommen schließlich Delikatessen wie der Sainte-Maure de Touraine, Valencay de Berry oder der Crottin de Chavignol her – unter Käsefreunden ein Begriff.

Mit Ziegenkäse haben hierzulande viele Leute allerdings noch ihre Probleme. Deshalb mogelt Julia Jansen gerne einige Sorten auf eine Käseplatte und sagt nicht, dass es Ziegenkäse ist. „Die Leute sind dann oft überrascht, wie lecker er schmeckt“, sagt sie. Ihr Liebling ist Ziegenfrischkäse, zum Beispiel von der Hofkäserei Konnen in Grefrath, schlicht auf einer krossen Scheibe Weißbrot, oder etwa mit leicht angebratenen Erbsen und Minze. Bei dieser Art von Bruschetta gerät die 29-Jährige ins Schwärmen.

Das Interesse für Käse liegt bei Julia Jansen in der Familie. Ihr Vater ist Niederländer, deshalb kennt sie von Kindesbeinen an die holländischen Käsemärkte und Sorten. Als sie älter wurde, setzte sie sich mit veganer Ernährung auseinander, das wäre der Abschied vom Käse („meine Leibspeise“) gewesen. Deshalb machte sie sich auf die Suche nach Betrieben, wo die Tiere gut gehalten werden und der Käse handwerklich hergestellt wird.

Käse aus dem Luftschutzbunker

Und sie wurde fündig. In dem Büchlein „Stadt, Land, Käse“ (Rheinischer Landwirtschaftsverlag, 14,95 Euro) hat sie Adressen und Wissenswertes zu Betrieben und Höfen in Nordrhein-Westfalen zusammengetragen. In der bergischen Gemeinde Much zum Beispiel verarbeitet Rainer Schmitz in „Jules Käsekiste“ Milch zu Käse, den er anschließend in einem ehemaligen Luftschutzbunker reifen lässt. Der gehört zu Julia Jansens Lieblingsprodukten. „Er sieht aus wie Gouda und schmeckt sehr intensiv.“

In Remscheid gibt es mit Hans-Jörg Halbach einen der wenigen Affineure in NRW: Er versucht, mit gezielter Pflege und Reifung Käse noch leckerer zu machen und so zu veredeln. Er bietet seine Käse vor allem auf Märkten an (Termine unter www.kaesehalbach.de). Oder man schaut auf dem Schepershof in Velbert vorbei, wo man die Produktion hinter einer Glasscheibe verfolgen und später den cremigen bergischen Landkäse verkosten kann. Für Käse-Freunde ist es allerdings nicht so einfach, an gute Produkte zu kommen. „Viele der Betriebe kooperieren nicht mit Supermärkten, weil ihnen einfach die Masse fehlt“, erklärt Jansen.

Guter Käse hat seinen Preis

Einige verschicken online ihre Produkte, doch ist Käse ein sensibles Gut, das den Transport nicht gut übersteht. Sie empfiehlt deshalb einen Besuch auf einem Rheinischen Bauernmarkt in Düsseldorf, Neukirchen-Vluyn oder Krefeld, wo entweder die Käsereien selbst oder Händler vor Ort sind. „Oder man nimmt sich eine Käserei als Ziel eines Wochenendausflugs vor“, sagt sie. „Die Höfe liegen in der Regel sehr idyllisch, man geht spazieren und kauft anschließend Käse.“ Damit dem Genuss nichts im Wege steht, empfiehlt Julia Jansen, eher kleinere Mengen zu kaufen. „Die sind dann auch schnell weg, und man läuft nicht Gefahr, dass etwas verdirbt.“

Das wäre nämlich schade, schon allein aus finanziellen Gründen. Denn guter Käse hat seinen Preis. Für die Aufbewahrung im Kühlschrank sollte man ihn sofort aus der Frischhaltefolie entfernen und lieber in ein Wachspapier einschlagen. „Sonst schwitzt Käse wie ein Mensch in einer Regenjacke.“ Und ein Käse, erst recht ein Rohmilchkäse, darf nicht zu kalt genossen werden. „Eine Stunde vor dem Verzehr sollte er aus dem Kühlschrank geholt werden“, rät die Expertin. Denn sonst kommen sein Aroma und seine Textur nicht richtig zur Geltung.