Rheinische Redensarten Dat es en Quisel

Rheinland · Wir stellen schöne und bedeutungstiefe rheinischen Redewendungen vor. Dieses Mal geht es um: „Dat es en Quisel“.

 Das ist eine verbitterte Jungfer.

Das ist eine verbitterte Jungfer.

Foto: GA-Grafik

Hin und wieder hält der Dialekt einen Begriff bereit, der eine ganz bestimmte menschliche Eigenschaft, ja Eigenart beschreibt. Es ist jene Form der Typologie, die genau und minutiös mit der Nadel aufspießt, was anderswo nur mit einem Redeschwall an Worten beschrieben werden kann. Das gilt auch für die rheinische Redensart: „Dat es en Quisel“. Hier stehen wir vor einem Problem. Denn das Wort Quisel zu übersetzen ist keineswegs trivial. Es gibt im Hochdeutschen dafür keine Entsprechung, auch wenn wahrscheinlich relativ rasch jeder versteht, was gemeint ist.

Denn die Quisel, oder dat Quisel bezeichnet eine allseits unbeliebte Frau, eine alte Jungfer, ledig und meistens schlecht gelaunt.

Nun ist dieses Bild sicher ein Klischee, das man heutzutage nicht mehr ohne weiteres so unbeschwert übersetzen würde. Es wird als nicht ganz fair angesehen, eine Frau ausschließlich aus der Perspektive zu definieren, ob sie verheiratet ist oder nicht. Und falls nicht, ihr zu unterstellen, dass sie mit ihrem Leben hadert, unzufrieden ist und in der Folge quiselig auftritt. Für das Adjektiv gibt es zahlreiche Vokabeln, die uns an das Verständnis heranführen: Diese meist ältere Dame ist vom Leben enttäuscht, verbittert, zänkisch, nörgelnd und manchmal auch – um den Mangel eines Ehemannes zu kompensieren – frömmelnd. Ihr Weg in die Kirche kann schon nicht mehr als Trampelpfad bezeichnet werden. Und sie blickt auf jeden herab, der es nicht ganz so ernst nimmt mit den letzten Wahrheiten. Es gibt die Charakterisierung auch auf den Mann bezogen. Dann bedeutet es weibisch, weichlich, überempfindlich oder hypochondrisch. Andererseits kann es gelegentlich auch so viel heißen wie quirlig, beweglich und lebhaft.

Wenn man die Herkunft des Wortes sucht, stößt man auf das mittelniederländische Verb queselen, das übersetzt wird mit „Kleinigkeiten, Nichtigkeiten tun“. Das ist mal so ein Beispiel, dass die Hochsprache unserer niederländischen Nachbarn noch heute Elemente enthält, die bei uns nur noch in der Mundart zu finden sind.

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