Dat is Rheinisch D´r jeiht nevven d´r Kapp!

Rheinland · Der General-Anzeiger stellt rheinische Redensarten vor. Diesmal: Nevven d’r Kapp!

 Jeck geht manchmal nicht weg!

Jeck geht manchmal nicht weg!

Foto: Benjamin Westhoff

Der Rheinländer ist quasi naturgenetisch ein Psychologe erster Güte. Er ist in der Lage, die Gemütssituation seiner Mitmenschen in Sekundenbruchteilen zu erkennen, zu beurteilen und auch in passende Worte zu kleiden. Nähern wir uns einmal im Wege einer Typologie.

Da sind zum Beispiel die ganz Normalen. Gesellschaftliche angepasst, unauffällig, alles im grünen Bereich. Und dann gibt es die, die hin und wieder mal „komisch“ sind, vielleicht gelegentlich ungewöhnlich reagieren und dann ein kleines Störgefühl beim Gegenüber auslösen. Und dann gibt es diejenigen, die völlig außer Konkurrenz laufen. Die kein vernünftiges Wort über die Lippen bekommen und die überhaupt immer in eine Parallelwelt abgetaucht sind.

Die drei Steigerungsformen

Dafür könnte man die Bezeichnungen finden „Jeck“, „Jeck em Rään“ und „Jeck met Ratsch em Kappes“. Dazu muss man sagen: Jeck ist im Rheinland jeder, das ist die Grunddisposition. Jeck em Rään das ist nur eine zeitweilige Charaktereigenschaft, die sich wie ein Regenschauer auch wieder verziehen kann. Aber der Jeck met Ratsch em Kappes – also ein Verrückter mit einer generell beeinträchtigenden Kopfverletzung - ist stabil anders als andere Jecken, und das zeichnet ihn aus.

Nun gibt es aber noch die situativ bedingte und dabei länger anhaltende Abweichung vom gesellschaftlichen Normzustand. Und genau dafür hat der Rheinländer eine sehr schöne Redensart entwickelt, die lautet: „D´r jeiht nevven d´r Kapp!“ Die hochdeutsche Übersetzung müsste lauten: Der geht neben der Kappe (oder Mütze)!

Kappe und Kopf sollten am gleichen Ort sein

Die Kappe ist hier das Synonym für den Ort, wo sich eigentlich der Kopf und damit das Vernunftzentrum des Menschen befinden müsste. Wenn das allerdings nicht miteinander übereinstimmt, dann läuft etwas schief. Dies kann ausgelöst werden durch eine plötzlich auftretende, schwierige Lebenssituation. Wenn die dann chronisch werden sollte, dann kann die Redensart auch einen Dauerzustand beschreiben.

Weil sich der Rheinländer das aber nicht so gerne für sich selbst wünscht, warnt er gelegentlich: Mach mer nit de Pläät jeck!

Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Edition Lempertz. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de