Das ist Rheinisch Dat setz ävver jett spack!
Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei: eine rheinische Redensart. Diesmal geht es um „spack“.
Da ist sie wieder, die schöne Vorweihnachtszeit mit all ihren Verlockungen. Glühwein und Schokolade, überhaupt allerlei Gebäck und Hochkalorisches. Und parallel ist es inzwischen so kalt geworden, dass man keinen Hund hinausjagen möchte. Fazit: Auch die sportliche Bewegung kommt zu kurz. Und damit steigt natürlich die Gefahr, dass man tüchtig Pfunde ansetzt.
Wenn das der Fall ist, dann kommt eine rheinische Bemerkung zum Einsatz, die schon beinahe Legendenstatus hat. Und die lautet: “Dat setz ävver jett spack”. Dreh- und Angelpunkt ist hier das Wort “spack”. Um es gleich vorweg zu sagen: in unserem Zusammenhang bedeutet es so viel wie “eng”.
Heinzelmännchen nähen Kleider enger
Wenn jemand also ein paar Pfunde zugelegt hat und die Kleidung nicht mehr so recht passen möchte, dann heißt es: Das sitzt aber etwas eng! Dann wird gerne die Geschichte zitiert, dass möglicherweise die Heinzelmännchen in der Nacht gekommen sind als alle schliefen und die Kleidung enger genäht haben. Man will ja selbst ungern verantwortlich sein für die spack sitzende Kleidung.
Zunehmen zwischen den Jahren
Wer jetzt mit Sorge auf die bevorstehenden Feiertage und die voraussichtlich reichliche Bewirtung zwischen den Jahren blickt, dem sei noch einmal in Erinnerung gerufen, dass man eher zwischen Neujahr und Weihnachten zunimmt, als zwischen Weihnachten und Neujahr.
Sei`s drum. Das Wort spack ist laut Sprachwissenschaftler Peter Honnen ein altes und typisch rheinisches Wort. In Bezug auf Kleidung bedeutet es eng, während es in anderen Zusammenhängen auch festsitzend heißen kann, etwa wenn ein Pfahl in der Erde spack sitzt. Früher sprach man auch gelegentlich von spackem Essen oder spackem Lohn, wenn es knapp oder ärmlich war. Das Wort hat seine Wurzel im niederdeutschen Sprachgebiet und hieß ursprünglich dürr und trocken.
Typisch Rheinisch
Die heutige Bedeutung hat sich erst im 16. Jahrhundert herausgebildet. Und das nur in den rheinischen Dialekten. In den hiesigen Oberbekleidungsgeschäften für Damen und Herren wird es also weltexklusiv eingesetzt. Das geht in der Regel mit einem Augenzwinkern einher. Und jeder weiß, was damit gemeint ist.
Übrigens werden auch so freundliche Schimpfwörter wie Spacko oder Spacken dem Wortstamm zugerechnet. Und es bedeutet dann im übertragenen Sinne: Arm im Geiste.
Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Lempertz-Verlag. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de