Fotodokumentation im Rheinland Den Limes entlang von Bonn nach Xanten

KÖLN · Volker Döhne hat sich Mitte der 1990er Jahre auf Zeitreise durch die alte BRD von Bonn bis Xanten begeben. Heraus kam ein Bildband.

Besonderer Bildband: Gleich 15 Aufnahmen in Volker Döhnes Buch zeigen die Bonner Adenauerallee.

Besonderer Bildband: Gleich 15 Aufnahmen in Volker Döhnes Buch zeigen die Bonner Adenauerallee.

Foto: VOLKER DÖHNE

Immer am Wochenende ging er auf Achse, vorzugsweise sonntags, am Morgen. Und, je nach Streckenabschnitt, lieber im Herbst und im Winter als im Frühjahr oder im Sommer. „Am Wochenende hatte ich frei, sonntagmorgens sind die Straßen leer“, sagt Volker Döhne, „es macht auch einen Unterschied, ob man Bäume in der Stadt oder auf dem Land fotografiert. Wenn sie belaubt sind, sind sie auf dem Land mächtiger.“ Zwei Jahre lang, 1993 und 1994, folgte der Schüler der ersten Becher-Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie mit der Kamera dem Limes. Hauptberuflich war er damals an den Kunstmuseen Krefeld als Fotograf und Gestalter tätig.

Insgesamt 140 Kilometer, von Bonn bis Xanten, legte er auf der ältesten Straße Nordrhein-Westfalens zurück, die einst die Grenze des römischen Imperiums markierte, aber schon zuvor als Trampelpfad entlang des Rheins existierte, der bis in die Steinzeit zurückgeht. 600 Schwarzweißaufnahmen dokumentieren Döhnes Zeitreise durch die alte BRD: „Das ist Nachkriegsdeutschland, das es so inzwischen gar nicht mehr gibt.“ 400 dieser analogen Fotografien versammelt nun ein querformatiger und auch sonst ungewöhnlich gestalteter Band, der im Greven Verlag erschienen ist.

Kanzleramt als Ausgangspunkt

„Limes. Grenzgänge eines Fotografen von Bonn bis Xanten“ macht den Limes als Abfolge von Bildern les- und erlebbar. Je einem großen Motiv rechts, dem Straßenverlauf folgend, sind linksseitig ein bis sechs kleinere Motive gegenüber gestellt: „Was sieht man ringsum auf Augenhöhe?“ Mit viel Weißraum als luftige Collagen angelegt, hat Buchgestalter Thomas Neuhaus, ein Schüler des legendären Art Directors Willi Fleckhaus, dieses Sich-Umsehen und Sich-Orientieren, das Suchen und Entdecken von Umgebung, sinnlich erfassbar gemacht. Der Betrachter wird so zum Mitreisenden.

Dass der Ausgangspunkt, als erstes Bild im Buch, ausgerechnet des Kanzleramt mit Adenauerbüste zeigt hat einen guten Grund. 1993/94 war der Umzug der Regierung zwar schon beschlossen, aber noch nicht vollzogen. Von dieser Zeit zwischen den Zeiten künden gleich 15 Aufnahmen, die die Adenauerallee mit verschiedenen Perspektiven und Motiven zeigen. Via Bonn-Castell, wo auf der Römerstraße heute neuzeitliche Bollwerke in Form von Hochhäusern aufragen, geht es auf die ländlich geprägte Estermannstraße mitten im Umbruch. Hier noch geducktes Fachwerk mit Schlagläden, dort schon erste Ummantelungen mit Klinker oder gar modernes Gepräge mit Beton und Glas.

Viele unterschiedliche Landschaften

In Graurheindorf am Milchgässer Weg ist der Fluss in Panorama-Blickweite, parkende Autos am Engländerweg künden von der Beliebtheit dieses Ziels. Hier dürfen dann die Bäume ruhig ein bisschen buschiger sein. Bornheim zeigt sich in Hersel und Widdig (an Rheinstraße und Rheinufer) als gastronomisch gut erschlossen, Hotels, Restaurants und Pensionen dominieren das Bild. Auf der Kölner Landstraße in Widdig werfen Wesseling und Godorf hingegen schon ihre rauchenden Industrieschatten voraus.

Döhnes Grenzgänge, die weiter über Köln und Dormagen ins Ruhrgebiet bis an den Niederrhein führen, verbinden Zeit und Raum. In über 80 Generationen, von den Römern bis heute, hat sich die Nutzung der Grenzlinie stark verändert. Rund 25 Jahre, die seit Anfang der 1990er vergangen sind, zeigen zudem, wie schnell Orte und Landschaften ihr Antlitz ändern und aus Gegenwart Geschichte wird. Wissenschaftlich vertieft wird das durch Beiträge von Steffen Siegel (Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwangschule in Essen) und Dr. Marcus Trier (Direktor des Römisch-Germanischen Museums in Köln).

Limes. Grenzgänge eines Fotografen von Bonn bis Xanten. Volker Döhne (Fotografien)/Steffen Siegel, Marcus Trier (Text), Greven Verlag, 192 S., 28 Euro.

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