Kontrolldienst in Köln Der Jäger der vergessenen Schilder

Köln · Vergessene Baustellen-Schilder ärgern die Bürger und verschandeln die Gegend. Die Stadt Köln hat eine spezielle Mitarbeiter, die überflüssige Schilder aufspüren.

 In Köln spüren Markus Pail und sechs Kollegen überflüssige Verkehrsschilder auf.

In Köln spüren Markus Pail und sechs Kollegen überflüssige Verkehrsschilder auf.

Foto: dpa

Die Bauarbeiten sind schon seit Wochen beendet, doch trotzdem ist dort noch Halteverbot: Immer wieder ärgern sich Anwohner über Verkehrsschilder, die ihren Nutzen längst erfüllt haben und dann einfach vergessen wurden. Die Stadt Köln hat diesen „Geister-Schildern“ seit einiger Zeit den Kampf angesagt: Ein eigens eingerichteter „Baustellenkontrolldienst“ durchforstet regelmäßig ganze Stadtviertel, um übrig gebliebene Schilder, Absperrbaken oder Bauzaun-Teile aufzuspüren.

Zu Fuß streifen Teamleiter Markus Pail und seine sechs Kollegen durch die Straßen und gleichen unterwegs alle Schilder mit einem Plan ab. Oft stoßen sie so auf Überbleibsel aus längst vergangenen Baustellen-Tagen: „Manches steht oder liegt da schon seit Monaten, wenn nicht gar Jahren herum“, sagt Pail und zieht als Beispiel ein Foto aus einer Akte. Aufgenommen im März 2016 zeigt es ein Halteverbotsschild - befristet bis Dezember 2014.

In der Vergangenheit habe es immer wieder Beschwerden über liegengebliebene Schilder gegeben, erzählt Pail. Daraufhin sei der Baustellenkontrolldienst gegründet worden mit dem Ziel, das Stadtbild zu verschönern. Erste Erfolge seien bereits sichtbar, meint der 35-Jährige: Seit Beginn des Projekts „Kölle entrümpeln“ vor knapp zwei Jahren haben die Kontrolleure bei elf Schwerpunktaktionen rund 730 überflüssige Schilder ausfindig gemacht und abräumen lassen. Allein in der südlichen Altstadt fanden sie bei einem Rundgang gut 160 herrenlose Verkehrszeichen und Absperrungen.

Auch abseits solcher Schwerpunktaktionen werde der Schilderwald gelichtet, versichert Pail: So gingen jeden Monat rund 90 Hinweise von Bürgern ein, denen der Baustellenkontrolldienst dann nachgehe. Wenn die Mitarbeiter den Eigentümer eines Schildes feststellen können, wird er aufgefordert es abzuholen. Gelingt das nicht, räumt der städtische Bauhof es weg.

Für das Übrigbleiben von Schildern gebe es zwei Gründe, sagt Pail. Manchmal würden Baken und Schilder beim Abbau einer Baustelle von den Baufirmen schlichtweg vergessen. „Eigentlich unverständlich, denn die Sachen gehören ja den Unternehmen und haben Geld gekostet.“

Es komme aber auch häufig vor, dass Unbekannte ein Schild einfach von irgendwo mitnehmen, um es dann woanders wieder aufzustellen. „Das ist meistens wohl als Spaß gedacht, gilt aber tatsächlich als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, weil es ja auch um Sicherheit geht“, warnt Pail.

In anderen nordrhein-westfälischen Städten wie Düsseldorf, Münster, Essen oder Dortmund gibt es keine extra angesetzten Schilder-Entrümpelungs-Aktionen. „Ein Bedarf dafür wurde bislang nicht erkannt“, teilte etwa ein Sprecher der Stadt Dortmund auf dpa-Anfrage mit. Zwar komme es vor, dass Bürger sich melden, weil irgendwo ein Schild vergessen worden ist, sagt eine Sprecherin der Stadt Münster. Dann werde das zuständige Unternehmen informiert oder der Bauhof hole es ab. „Aber das ist nicht sehr häufig und keine großartige Sache.“

In Köln dagegen steht in Kürze die nächste Schwerpunktaktion an - dieses Mal im Bereich der Altstadt Nord, die die Einkaufsstraßen und die Dom-Umgebung umfasst. Damit wieder Ordnung im Schilderwald ist, bevor die Weihnachtsmarkt-Besucher kommen.

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