Peter Maffay "Die Welt ist offener geworden"
Peter Maffay engagiert sich seit vielen Jahren gegen Fremdenhass und Gewalt. Mit seiner Teilnahme bei "Birlikte" wollte der Künstler die nächste Generation gegen rechtsextreme Parolen immun machen.
Herr Maffay, können Sie sich erinnern, wann Sie zum ersten Mal von dem Anschlag in der Keupstraße erfahren haben?
Peter Maffay: Um ehrlich zu sein nicht wirklich. Ich informiere mich regelmäßig über das Zeitgeschehen und habe also ziemlich zeitnah von dem Anschlag erfahren. Es hat mir wieder einmal vor Augen geführt, dass es Gruppen gibt, die unsere demokratischen Strukturen und die Errungenschaften unserer Gesellschaft zerstören wollen. Wenn wir das zulassen, dann wachsen unsere Kinder in einem Umfeld auf, das es schon einmal gegeben hat.
Warum machen Sie bei "Birlikte" mit?
Maffay: Wir können mit solch einer Veranstaltung Einfluss darauf nehmen, dass sich die düsteren Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholen. Ich habe einen elfjährigen Sohn und möchte nicht, dass er unter Vorzeichen wie vor 80 Jahren aufwächst. Wir leben heute in einer Welt, in der Grenzen zunehmend ihre Bedeutung verlieren. Wir brauchen eine offene Gesellschaft, weil die Welt offener geworden ist. Rassismus und Diskriminierung sind Begriffe von gestern, die in unserer Welt nichts mehr zu suchen haben sollten.
Sind Sie selbst schon einmal mit ausländerfeindlichen Anfeindungen konfrontiert worden?
Maffay: Ja, aber in einer Form die zum Glück nicht vergleichbar ist: Ich lebe ja hauptsächlich in Spanien und da bin ich der Ausländer. Da schwingt dasselbe mit wie bei uns: Anderes Aussehen, andere Sprache - der Mensch ist anders. Vorbehalte gegen Minderheiten, die leider oft als Eindringlinge empfunden werden, gibt es anscheinend überall. In meiner Kindheit in Siebenbürgen wurde ich wegen meiner Herkunft als "Hitlerist" beschimpft. Als Kind wusste ich nicht einmal, was das überhaupt sein sollte.
Hat Sie das Ausmaß des rechtsextremen Terrors in Deutschland überrascht?
Maffay: Ich bin erstaunt, wie viele Verästelungen es gibt und wie viele Sympathisanten. Die Gesellschaft darf nicht darüber schweigen, dass Akten geschreddert und Informationen nicht weitergegeben wurden.
Denken Sie, dass Veranstaltungen wie "Birlikte" mit Kunst und Musik einen Beitrag zum Umdenken leisten können?
Maffay: Junge Menschen sind empfänglich für neue Botschaften - der Schlüssel für die Zukunft liegt bei der nächsten Generation. Wir müssen sie mit Veranstaltungen wie "Birlikte" gewinnen und sie immun machen gegen rechte Hassparolen.