60. Todestag von Erich Ponto Die Wesselingerin Eva Doering erinnert sich

Wesseling-Urfeld · Am Samstag vor 60 Jahren starb Schauspieler und Multitalent Erich Ponto. Tochter Eva Doering lebt in Wesseling-Urfeld und erinnert sich an ihren Vater.

 Der berühmte Erich Ponto spielt die Titelrolle in Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise".

Der berühmte Erich Ponto spielt die Titelrolle in Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise".

Foto: Susanne Träupmann

Konzentriert blättert Eva Doering in einem Büchlein mit Gedichten und Bildern ihres Vaters. Die Tochter des berühmten Schauspielers und Multitalents Erich Ponto – eine seiner bekanntesten Rollen war die des Professors Crey („der Schnauz“) in der Feuerzangenbowle – erinnert sich noch gut an ihre Kindheit und wie es sich anfühlte, die „Tochter von Ponto“ zu sein.

Heute vor 60 Jahren, am 4. Februar 1957, starb Erich Ponto im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit in Stuttgart. „Noch bis eine Woche vor seinem Tod stand mein Vater auf der Bühne und spielte“, erinnert sich die heute 98-jährige Seniorin.

Dass ihr Vater einer der bekanntesten Schauspieler seiner Zeit war, hat sie als Kind „nicht so richtig“ mitbekommen. „Bei uns zu Hause wurde darüber nie gesprochen. Auf der Straße kannte und grüßte ihn jeder. Er hat aber nichts daraus gemacht. Er war persönlich sehr bescheiden. (Emil) Jannings und (Heinz) Rühmann waren da anders“, meint Doering, die mit ihrem Mann Claus in Wesseling-Urfeld wohnt. Anfang März feiert sie ihren 99. Geburtstag.

Büste mit dem Konterfei des Vaters

Vieles in ihrem Haus erinnert an den berühmten Mimen. Eine Büste mit dem Konterfei des Vaters steht am Treppenaufgang, Bücher über ihn sowie von ihm selbst verfasste Texte und Gedichte sowie Drucke seiner Bilder gehören zur Hinterlassenschaft von Erich Ponto.

Ponto spielte von 1908 bis 1957 sowohl an verschiedenen Theatern als auch im deutschen Film jener Zeit eine herausragende Rolle. Zahlreichen Filmfans ist der gebürtige Lübecker bis heute ein Begriff. Noch immer werden Filmklassiker wie „Die Feuerzangenbowle“, „Der Dritte Mann“ oder „Das Fliegende Klassenzimmer“ (in der Fassung von 1954) im Fernsehen gezeigt. In ihnen war Ponto mit von der Partie.

Er war ein leidenschaftlicher Schauspieler, auch wenn er nach dem Abitur zunächst Pharmazie studierte, sein Examen ablegte und von 1905 bis 1907 in der Beueler Hirschapotheke als Apotheker arbeitete. „Das war eine schwierige Zeit für meinen Vater. Denn für ihn kam eigentlich nur die Bühne infrage. Von klein auf steckte die Schauspielerei, das sich Produzieren, in ihm drin“, erzählt Doering.

Sie wurde 1918 in Dresden geboren, wo ihr Vater seit 1914 Mitglied des Theaterensembles war, auch wenn er „drei bis vier Monate im Jahr am Deutschen Theater in Berlin spielte. 1928 hat er in der Uraufführung von Bertolt Brechts 'Dreigroschenoper' Peachum gegeben“, erinnert sich Doering stolz.

"Das war eine seiner Glanzrollen"

Sodann betrachtet sie eine Fotografie ihres Vaters in der Titelrolle von „Nathan der Weise“, dem bekannten Theaterstück von Gotthold Ephraim Lessing. „Das war eine seiner Glanzrollen. Die Rolle des Nathan hat er in drei verschiedenen Altersphasen, als junger, als mittelalter und als alter Mann gespielt“, weiß die Wahl-Urfelderin zu berichten.

Obgleich ihr Vater eine Berühmtheit war, so sei ihre Kindheit und die ihres neun Jahre jüngeren Bruders Klaus doch „völlig normal“ verlaufen. Doering: „Ich durfte immer ins Theater, wenn das Stück passte. So bin ich häufiger im Theater gewesen als meine Freundinnen. Das war aber auch alles“. In der Pubertät war es allerdings ihre Aufgabe innerhalb der Familie, den Vater in seinen Rollen beim „Spaziergang ums Eck abzufragen“.

Nicht kritisch sieht sie Pontos Mitwirkung an einigen NS-Propagandafilmen wie unter anderem beim Streifen „Die Rothschilds“(1940), denn „er hat da mitgespielt, weil die Rollen schön waren“, wie sie sagt.

Der bekannte Name des Vaters hat ihr in jungen Jahren beruflich ein wenig den Weg geebnet. Sie wollte zwar nie Schauspielerin werden („Das hat mein Vater dankbar registriert.“), aber durch die Kontakte des Vaters konnte sie in Dresden als auch in Berlin nach Abitur und Arbeitsdienst Mitte der 1930er Jahre als Kleberin von Filmrollen und Regieassistentin von Werbefilmen einen Einblick ins Filmgeschäft erlangen, so dass sie nach dem Krieg als Cutterin bei einer Münchner Filmfirma tätig sein konnte.

"Ich bin stolz auf meinen Vater"

Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre erlangte sie selbst einige Bekanntheit als Filmeditorin von Märchenproduktionen. So brachte sie unter anderem den „Wildschütz von Tirol“ (1949) und „Die Goldene Gans“ (1953) heraus.

Ihre Karriere beendete sie 1954 nach ihrer Heirat mit Claus Doering, einem späteren WDR-Regisseur. Erich Ponto starb drei Jahre später. „Ich bin stolz auf meinen Vater und ich bin froh, dass ich ihn gehabt habe“, lautet ihre Bilanz zum 60. Todestag ihres Vaters.

Genau 20 Jahre später musste sie einen weiteren Todesfall betrauern. Ihr Cousin Jürgen Ponto, damals Vorstandssprecher der Deutschen Bank, wurde am 30. Juli 1977 von einem Kommando der Roten Armee Fraktion ermordet.

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