Das ist Rheinisch Dir sollen alle Zähne ausfallen, bis auf einen!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Dir sollen alle Zähne ausfallen, bis auf einen!

 Dir sollen alle Zähne ausfallen, bis auf einen!

Dir sollen alle Zähne ausfallen, bis auf einen!

Foto: GA-Grafik

Üblicherweise bescheinigt man sich zum neuen Jahr nur die allerbesten Wünsche. Da geht es um gute oder bessere Zeiten, die man ja heutzutage tatsächlich mal wieder gebrauchen könnte, aber auch um Gesundheit und Glück. Je nachdem, mit wem man es zu tun hat, kann das aber auch schon mal ins Gegenteil kippen. Das gilt insbesondere für den Rheinländer, der zwar irgendwie meist kommunikativ ist, aber in manchen Fällen auch bärbeißig, nachtragend oder auch einfach nur gerecht sein kann.

Ein Wunsch unter Nachbarn

So lässt sich für die folgende rheinische Redensart sehr gut die Situation vorstellen, dass sich zwei Nachbarn, die sich schon seit Jahren über und um die Hecke streiten, alles andere als wohlmeinende Neujahrswünsche entgegenbringen. Dann könnte es heißen: „Dir sulle all Zäng usfalle, bes op ene, domet do noch Zahnping krieje kanns!“ Für die Zugezogenen müssen wir diese lange Formel sicher erst einmal ausführlich übersetzen. Zu gut Hochdeutsch hieße das: Dir sollen alle Zähne ausfallen, bis auf einen, damit Du auch noch Zahnschmerzen bekommen kannst! Na, das ist doch mal eine Aussage.

Ankündigung des Todes

Einem Mitmenschen zu wünschen, dass er keine Zähne mehr hat, das ist schon ein starkes Stück. Denn zum einen ist damit im Extremfall seine lebenserhaltende Fähigkeit, sich zu ernähren, gefährdet. Zum anderen ist die Aussicht auf Grießbrei für den Rest des Lebens nicht besonders lukrativ. Im übergeordneten Sinne bedeutet es auch: Er ist alt und schwach und hat keinen Biss. Im chinesischen Kulturkreis bedeutet der nächtliche Traum, dass einem die Zähne ausfallen, die Ankündigung des eigenen Todes. Das ist also kaum noch steigerbar!

Das Unmögliche als Herausforderung

Aber da das Unmögliche für den Rheinländer seit jeher eher eine Herausforderung, denn eine Abschreckung darstellt, kann er auch das noch auf die Spitze treiben. Denn er möchte dem verhassten Gegenüber die Chance lassen, zusätzlich noch Zahnschmerzen zu bekommen. Dieser Gönnergestus ist mehr als diabolisch. Das weiß jeder, der schon einmal eine Wurzelbehandlung überlebt hat.

Eine Brezel in den Händen

Um nicht ganz so destruktiv zu enden, liefern wir noch einen positiven rheinischen Neujahrswunsch hinterher, den uns eine Leserin angetragen hat. Er lautet: Prost Neujohr, de Kopp voll Hoor, de Muhl voll Zäng, on ne Brezel en de Häng! Da ist alles drin: Jugend, Kraft und ausreichende Verpflegung!

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