Rheinische Redensarten Do deihst esu als möhtste noch de Mölleme Tööt schuure

Rheinland · Wir stellen schöne und geistreiche rheinische Redewendungen vor.

 Die Mülheimer Kaffeekanne scheuern.

Die Mülheimer Kaffeekanne scheuern.

Foto: GA-Grafik

Kleine Brötchen backen, das ist nicht das Ding des Rheinländers. Warum sollte man auch sein Licht unter den Scheffel stellen? Der Metaphern gibt es viele in der Geistesgeschichte des Abendlandes, die sich mit dem Spannungsfeld zwischen Aufschneiderei und Bescheidenheit befassen. Wie soll man sich denn nun verhalten? Selbstbewusst oder duckmäuserisch, angeberhaft oder uneitel? Wie so oft, ist es eine Frage des mittleren Weges.

Achtung vor den Extremen

Und man sollte sich davor in Acht nehmen, allzu sehr ins Extrem zu gehen. In diese bedeutungskulturelle Ecke gehört auch die rheinische Redensart: „Do deihst esu als möhtste noch de Mölleme Tööt schuure!“ Das ist wirklich wieder mal ein Satz, der herausfordernd in seiner Übersetzung ist. Die Analyse geht ja gerne logarithmisch vor, das heißt: sie nimmt die einzelnen Teile auseinander, betrachtet und erklärt sie jedes für sich, setzt sie zusammen und umschreibt die Gesamtbedeutung.

Mölleme Tööt bedeutet übersetzt ins Hochdeutsche etwa Kaffeekanne aus Köln-Mülheim. Die meisten von uns kennen ja das Mölleme Böötsche, also den Mülheimer Rheindampfer. Die Mölleme Tööt ist eine große, wertvolle Kaffekanne, und vor Ort gilt sie als Metapher für „ein großes Ding“. Schuure hingegen bedeutet so viel wie scheuern, sauber machen, blank putzen. Die Gesamtübersetzung lautete also: Du tust geradewegs so, als müsstest Du die Mülheimer Kaffeekanne noch blank putzen. Das wäre in der Tat eine langwierige und aufwändige Arbeit. Um es plastisch zu machen, vergleicht unser Redensarten-Informant den Satz mit der Formulierung, dass man noch den Eiffelturm anstreichen müsste.

Anmaßende Aufgabenstellung

Wie gesagt: Eine anmaßende Aufgabenstellung, derer man sich nicht rühmen sollte. Da wäre es sicher sinnvoll, sich den Rat von Beppo, dem Straßenkehrer, zu holen. Die Figur aus Michael Endes Roman „Momo“ liebt ihre Arbeit. Und gerade wenn die Straße lang und endlos erscheint, kehrt Beppo langsam und gründlich. Denn er weiß: Wenn man hetzt, wird die Straße nicht kürzer. Er denkt immer nur an den nächsten Besenstrich: „Dann merkt man gar nicht, dass man auf einmal fertig ist.“

Hören Sie auch unseren Podcast „So geht Rheinisch“, abrufbar auf allen Medienplattformen und unter www.ga-bonn.de/podcast. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns unter rheinisch@ga.de

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