Sicherung des Fotokunst-Erbes Deutsches Fotoinstitut soll in Düsseldorf entstehen

Düsseldorf · In der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen soll ein Deutsches Fotoinstitut entstehen. Die zentrale Einrichtung hat das Ziel, das nationale Fotokunst-Erbe sichern.

Der Ehrenhof in Düsseldorf: Auf diesem Gelände soll das Deutsche Fotoinstitut entstehen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen beteiligen sich an den Kosten zum Bau eines nationalen Fotoinstituts. Das teilte die Staatskanzlei NRW am Freitag mit. „Die Landesregierung und die Landeshauptstadt werden ihrerseits die Ko-Finanzierung des Instituts gewährleisten, das einen zentralen Beitrag zur Bewahrung und Vermittlung des nationalen fotografischen Kulturerbes leisten wird“, heißt es vonseiten der Landesregierung. Am Donnerstag hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 41,5 Millionen Euro für die Errichtung eines zentralen Fotozentrums in Düsseldorf bewilligt – allerdings sind die Mittel an die Bedingung geknüpft, dass sich Stadt und Land in gleicher Höhe beteiligen.

Wie sie die Kosten untereinander aufteilen, darüber wird noch gesprochen, hieß es aus dem NRW-Kulturministerium. Unklar ist zurzeit auch, wer die Betriebskosten des Instituts trägt, wenn es erst einmal steht. Diese Frage werde noch zwischen Bund, Land und Stadt geklärt, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Für das „Deutsche Fotoinstitut Düsseldorf“, so war das Projekt in den Unterlagen des Haushaltsausschusses ausgewiesen, soll ein Neubau am Ehrenhof nahe dem Museum Kunstpalast und dem Ausstellungshaus NRW-Forum entstehen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte sich im Sommer für eine zentrale Einrichtung ausgesprochen, um das künstlerische Erbe herausragender deutscher Fotografen zu bewahren. Düsseldorf brachte sich früh als Standort ins Gespräch und erhielt schließlich den Zuschlag.

Fotograf Andreas Gursky setzte sich für den Standort ein

„Düsseldorf ist ein lebendiges Zentrum der Fotografie und damit ein hervorragender Standort für das bundesweit bedeutsame Projekt“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Tatsächlich ist die Stadt reich an Foto-Tradition: Bernd und Hilla Becher prägten von dort aus einst die Fotokunst; Fotokünstler wie Andreas Gursky, Thomas Ruff und Katharina Sieverding leben und arbeiten dort.

Vergangenes Jahr kaufte Düsseldorf zudem für acht Millionen Euro eine große Foto-Sammlung, um seinen Ruf als Fotostadt zu festigen. Die Düsseldorfer Photoschule dürfte ihren Teil zu der Entscheidung beigetragen haben. Gursky hatte sich für den Standort eingesetzt und Laschet für das Vorhaben gewonnen. Laschet wiederum soll bei Grütters persönlich die Ko-Finanzierung zugesagt haben.

Wie das nationale Zentrum aufgestellt sein soll, ist noch nicht bekannt. Eine Expertenkommission erstellt derzeit ein Konzept über Struktur, Aufgaben und Funktionen des Instituts; die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2020 vorliegen. Fest steht, dass im Institut Vor- und N achlässe bedeutender deutscher Fotokünstler gesammelt werden sollen. Grütters wünscht sich außerdem eine Spezialbibliothek zur Fotografie und ihrer Geschichte. Ein solches fotografisches Gedächtnis gibt es hierzulande bislang nicht.

Offen ist, ob das Haus musealen Charakter haben soll. Ausstellungsflächen wird es sicher geben. Das Institut solle „fotografisches Kulturerbe bewahren, es aber auch der Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagte ein Sprecher der Staatsministerin. Es seien die Empfehlungen der Kommission abzuwarten.

Aus dem Konzept eines von Andreas Gursky initiierten Vereins zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts geht hervor, dass sich das Institut als Stätte zur Restaurierung und Archivierung hervortun sollte, zudem solle die Weiterentwicklung von Technologien zum Erhalt von Meisterwerken der Fotokunst im Mittelpunkt stehen. „In absehbarer Zeit sind bedeutende Nachlässe der Fotografiegeschichte von sehr großem Wert zu erwarten“, heißt es in dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt. Das Institut solle helfen, „dieses Kulturgut im Lande bewahren zu können. Ansonsten droht Ankauf durch die überwiegend im Ausland ansässigen Kunsthändler.“

Fotokünstlerin wünscht sich universitäte Anbindung

Von einer „tollen Vision für Düsseldorf“ sprach Katharina Sieverding. Die Fotokünstlerin, die seit langem auch öffentlich ein mögliches Fotozentrum diskutiert, hofft, dass am Fotoinstitut stets „der neueste internationale Stand“ diskutiert wird. „Dort muss es Spezialisten geben, die in der Lage sind, einen Kunstbegriff der Fotografie zu formulieren und die entsprechende Ausstellungen machen.“ Zugleich wünsche sie sich eine universitäre Anbindung, sodass auch Studierende dort ausgebildet werden können. Becher-Schülerin Candida Höfer ließ über ihre Galerie ausrichten, Düsseldorf für einen passenden Standort zu halten.

Mit dem Institut bestehe die Chance , „das enorme fotografische Erbe Deutschlands zu bündeln“, sagte Hagen Lippe-Weißenfeld. Der Kulturmanager ist Gründer der Beratungsgesellschaft Projektschmiede, die vor zwei Jahren einen Entwurf für ein Fotozentrum vorstellte – damals allerdings ohne Mandat. Durch den Vorstoß von Staatsministerin Grütters bekam die Idee neuen Aufwind. Nun wird sie umgesetzt.