Düsseldorfer Verein in der Kritik Neonazi-Anwalt ist im Düsseldorfer Karneval aktiv

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Verein „Narrencollegium“ steht wegen eines Mitglieds in der Kritik, das bundesweit für seine Verbindungen zum rechtsextremen Milieu bekannt ist.

 Björn Clemens (Mitte, über dem „U“) steht auf dem Rosenmontagszug des Narrencollegiums.

Björn Clemens (Mitte, über dem „U“) steht auf dem Rosenmontagszug des Narrencollegiums.

Foto: privat

Die Mitgliedschaft eines bundesweit bekannten Akteurs der rechtsextremen Szene im Düsseldorfer Karnevalsverein „Narrencollegium“ sorgt für scharfe Kritik. Es geht um den 52-jährigen Düsseldorfer Juristen Björn Clemens, der als sogenannter Szeneanwalt Neonazis vertritt.

Clemens ist außerdem Vorstandsmitglied der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingeschätzten „Gesellschaft für freie Publizistik“ und war Bundesvize der Partei „Die Republikaner“. Mit scharfen Worten kritisiert der Brauchtumsmanager der Jüdischen Gemeinde Clemens’ Mitgliedschaft im Verein: „Ich bin entsetzt und verspüre ein leichtes Gefühl von Ekel“, sagte Walter Schuhen. Vom „Narrencollegium“ erwarte er eine Erklärung. „Es ist unser aller gutes Recht, das einzufordern!“, so Schuhen.

Ebenso ärgert sich der Vorsitzende des Kreises der Düsseldorfer Muslime, Dalinç Dereköy: Dass Düsseldorfs Muslime und Juden sich aktiv im Karneval engagieren, sei ein großer Schritt für die Gemeinden gewesen. „Nun zu erfahren, dass man möglicherweise im gleichen Boot sitzt mit anscheinend Rechtsextremen und sich wechselseitig Helau, Schalom und Selam zugerufen hat, ist makaber und nicht akzeptabel.“ Er erwarte, dass sich die Karnevalsvereinigungen kritisch hinterfragten und sich klar gegen rassistisches, antisemitisches und islamfeindliches Gedankengut positionierten.

Serap Güler: Karneval stehe für „Weltoffenheit“

Rückenwind bekommen die Kritiker auch aus der Politik: Nordrhein-Westfalens Staatssekretärin für Integration, Serap Güler (CDU), sagte: „Dass jemand wie Björn Clemens beim Karneval mitfährt, irritiert mich genauso wie die jüdische und muslimische Gemeinde. Der Karneval steht für Weltoffenheit und Vielfalt, ein buntes Leben und Nächstenliebe – braunes Gedankengut hat dort nichts zu suchen.“

2017 hat das „Narrencollegium“ Björn Clemens in den Verein aufgenommen. Man habe über seine Verbindungen zur rechtsextremen Szene diskutiert und sich schließlich einstimmig bei zwei Enthaltungen für die Aufnahme des Anwalts entschieden, sagte Vereinspräsident Dennis Vobis: „Die Politik ist bei uns im Karneval außen vor.“ Er achte darauf, dass sich Clemens an die Regeln halte, betonte der 25-Jährige.

Seit drei Jahren werden die Rosenmontagswagen des Vereins vom Düsseldorfer Stadtdechanten, dem obersten Vertreter der katholischen Gemeinde in Düsseldorf, gesegnet. Der ehemalige Stadtdechant Ulrich Hennes fuhr vor einem Jahr mit Clemens gemeinsam auf dem Rosenmontagswagen (Foto) und wurde 2018 Ehrensenator des Karnevalsvereins. Auf Anfrage teilte er mit, dass er sich nun überlegen werde, ob er Mitglied in einem Verein bleiben wolle, in dem auch Clemens sei. Er habe Clemens ebenso wenig gekannt wie der derzeitige kommissarische Stadtdechant Frank Heidkamp. Beide sind nach eigenen Aussagen vom Verein nicht informiert worden.

Heidkamp sagte, er habe die Segnung des Wagens in gutem Glauben und in der Tradition seines Vorgängers übernommen. Björn Clemens, der sich noch vor wenigen Tagen an der diesjährigen Segnung des Rosenmontagswagens durch Heidkamp beteiligte, sagte auf Anfrage unserer Redaktion: „Ich weise alle Behauptungen als haltlos zurück – auch in Bezug auf die GfP.“ Laut Clemens ist die Einschätzung des Verfassungsschutzes, die „Gesellschaft für freie Publizistik“ sei rechtsextremistisch, ungerechtfertigt.

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