Rheinische Redensarten Ein dreifach donnerndes Rheinland Alaaf!

Rheinland · Wir stellen schöne und sinntiefe rheinische Redewendungen vor. Heute: Alaaf

 11.02.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Eine Frau, die eine FFP2-Maske mit der Aufschrift «Alaaf» trägt, wartet im Hauptbahnhof auf ihren Zug. Der Karneval fällt in diesem Jahr aufgrund der Corona Pandemie aus. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

11.02.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Eine Frau, die eine FFP2-Maske mit der Aufschrift «Alaaf» trägt, wartet im Hauptbahnhof auf ihren Zug. Der Karneval fällt in diesem Jahr aufgrund der Corona Pandemie aus. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Rheinländer lässt sich den Karneval nicht nehmen! Ob Orkan, Irak-Krieg oder Pandemie, wenn schon nicht alles geht, ein bisschen Tradition und Herz muss schon sein. Deshalb haben sich die Karnevalsvereine an vielen Stellen coronakonforme Alternativen zum massiven Närrischen Treiben auf den Straßen und in den Sälen ausgedacht.

Jeck bleibt jeck

Dafür wollen wir an dieser Stelle mal anerkennend ausrufen: „ein dreifach donnerndes: Rheinland Alaaf!!!“ Es ist der wohl berühmteste und besterforschte Narrenruf zwischen Bonn und Düsseldorf. Aber was bedeutet er eigentlich? Dass er nun donnernd sein muss, hat natürlich mit den überschüssigen Kräften des Karnevalisten zur fünften Jahreszeit zu tun. Dass wir den Schlachtruf als dreifach anmoderieren hat wiederum mit dem kirchlichen Hintergrund des Festes zu tun: Drei Mal ist göttlich!

Ein Hoch auf das Rheinland

Womit wir beim Begriff „Alaaf“ angekommen sind. Der Sprachforscher Peter Honnen hat herausgearbeitet, dass es bei dem Wort „eigentlich keine Geheimnisse“ gibt. Es bedeutet wörtlich: alles abwärts, also Kölsch: all af. In unserem Beispiel wäre die Langform: Alles steht unter dem Rheinland! Anders ausgedrückt: Nichts geht über das Rheinland! Oder noch prägnanter: Ein Hoch auf das Rheinland! Da simmer aber dabei.

Der älteste Nachweis für den Begriff findet sich auf einem Bierkrug aus dem Jahre 1550. Er wurde 1951 in Köln entdeckt. Darauf steht: Allaf für einen goden Druingk, also: Nichts geht über einen guten Schluck. Die Fachleute schließen daraus, dass Alaaf früher ein allgemeiner Hochruf war, der nicht nur auf Karneval beschränkt war. Und auch nicht auf das zentrale Rheinland, sondern auch in Dortmund, Essen und Aachen zur Anwendung kam.

Die Herkunftsdeutung ist so facettenreich, dass sie schier grenzenlos ist: Das keltische Glück hieß Alef, der hebräische Buchstabe Aleph ist im Tarot dem Narren zugeordnet, das englische aloft bedeutet „hoch oben“, das spanische alaber heißt loben. Im Französischen heißt „hoch dir, Köln“: élève-toi, Cologne. Es gibt noch viele weitere mehr oder weniger nachvollziehbare Erklärungsversuche. Am Ende zählt vielleicht der psychologische Befund, dass ein donnerndes Alaaf mit seinen offenen Vokalen den Menschen befreit von all seinen Bedrückungen. In diesem Sinne: Rheinland Alaaf!

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