Vom Holztraktor bis zur Spielkonsole Ein Weihnachtsfest mit viel Tradition bei Familie Kader/Menge

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Familie Kader/Menge feiert mit drei Generationen unter einem Dach gemeinsam das Weihnachtsfest. Vor der Bescherung müssen die Tiere versorgt werden.

 Drei Generationen am Weihnachtsbaum: (v.l.) Hans-Josef und Maria Kader, Marlon, Luca, Jörg und Petra Menge.

Drei Generationen am Weihnachtsbaum: (v.l.) Hans-Josef und Maria Kader, Marlon, Luca, Jörg und Petra Menge.

Foto: Axel Vogel

Tradition spielt gerade Weihnachten eine große Rolle. In vielen Familien haben sich über die Jahrzehnte Rituale herausgebildet, wie das Fest gefeiert wird. So auch bei Familie Kader/Menge in Heimerzheim. Dort, auf dem Hof etwas außerhalb des Ortes in der Nähe der Autobahn, ist allerdings eine Sache anders als bei den meisten Familien. Denn bevor sich die drei Generationen am Heiligen Abend an den gedeckten Tisch sitzen, müssen zuerst die Tiere vorsorgt werden.

Das war schon so, als Hans-Josef Kader (75) und seine Frau Maria (72) Kinder waren. Auch die Eltern von Maria Kader hatten einen Bauernhof. Damals, Anfang der 1950er Jahre, fand die Bescherung nicht am Heiligen Abend, sondern am ersten Weihnachtstag statt. „Zuerst mussten aber die Kühe gefüttert und gemolken werden“, erinnert sich Maria Kader.

Während die Eltern dies erledigten, steigerte sich bei ihr und ihren drei Geschwistern Fred, Hans und Margret die Vorfreude. Maria hatte als Mädchen immer Angst vor dem Nikolaus, und das, obwohl sie nach eigener Auskunft immer brav gewesen sei. Dieses Angstgefühl hielt bis zu dem Jahr an, in dem sie herausfand, dass die Nachbarin in dem roten Mantel steckte.

Doch nach dem Nikolaustag ging es ja stramm auf Weihnachten zu. Die handgeschriebenen Wunschzettel wurden auf die Fensterbank gelegt, damit das Christkind sie abholen konnte. Und weil die Spannung täglich stieg, guckten die Kinder auch schon mal durchs Schlüsselloch der guten Stube, in der das Christkind die Geschenke deponiert hatte. „Ich habe aber auch schon mal im Kleiderschrank gesucht, ob dort ein Geschenk versteckt sein könnte“, erzählt Maria Kader.

Es sei eine arme Zeit gewesen, damals so kurz nach dem Krieg. „Wir Kinder haben uns über Teller mit Süßigkeiten gefreut. Ich erinnere mich aber auch, dass ich Püppchen und Plüschbären bekommen habe, und später mal ein Fahrrad.“ Insgesamt habe man sich in der Familie nicht so üppig beschenkt, „denn wir waren ja vier Kinder“.

Nachdem die Tiere versorgt waren, zogen sich die Eltern um, dann ging es gegen halb zehn ins Weihnachtszimmer. „Das Frühstück haben wir verschoben, das konnte man ja auch nach der Bescherung noch machen“, erinnert sich Maria Kader. Und am Mittag kam ein Braten auf den Tisch, nachdem es am Heiligen Abend Würstchen und Kartoffelsalat gegeben hatte, ehe die Familie in die Christmette ging.

Hans-Josef Kader wuchs ebenfalls auf einem Bauernhof auf. Auch dort mussten am ersten Weihnachtstag zuerst der Stall hergerichtet und das Vieh versorgt werden, ehe die Familie zur Bescherung schritt. Bereits eine Woche vor Weihnachten wurde die gute Stube verschlossen. Vater Josef Kader nahm den Schlüssel an sich, damit die drei Kinder Hans-Josef, Willi und Mia das Christkind nicht störten.

Denn, so lautete die Warnung: Wenn das Christkind im Weihnachtszimmer bei der Lieferung der Geschenke gestört wird, fliegt es davon und nimmt alle guten Gaben wieder mit. Das wollten die Kader-Kinder natürlich nicht riskieren und so blieb es beim „Spinksen“ durchs Schlüsselloch. „Ich habe aber nichts entdeckt“, berichtet Hans-Josef Kader. Er freute sich über Holztraktoren, Baukästen und über eine Märklin-Eisenbahn. „Diese Eisenbahn habe ich heute noch im Keller“, sagt er.

Petra Menge (46), die Tochter von Hans-Josef und Maria Kader, erinnert sich daran, dass die Familie früher noch vor dem Weihnachtsbaum gesungen hat. Zu ihrer Kindheit in den 1970er Jahren hatte die Familie die Bescherung vom ersten Feiertag auf den Heiligen Abend verlegt. Sie freute sich über Kleider und Spielsachen. „Aber Puppen wollte ich nie“, sagt sie. Als Jugendliche bekam sie dann anstatt Stofftieren auch mal eine Schreibmaschine oder einen Fernseher. Ihr Mann Jörg Menge (49) wurde in Brake an der Unterweser geboren. 1974 zog die Familie nach Heimerzheim. Weihnachten fuhr man immer zu Oma und Opa nach Wanne-Eickel.

Die Oma bereitete einen leckeren Braten und der Enkelsohn fuhr mal mit Actionfiguren, mal mit einer Carrerabahn nach Hause. Einmal bekam er sogar einen Pudel geschenkt. Heute führt Jörg Menge mit seiner Frau Petra den Hof mit Pferdepension. Und auch heute gilt noch, was Maria und Hans-Josef Kader nicht anders kannten: Vor der Bescherung müssen die Tiere versorgt werden.

Dabei hilft die nächste Generation schon kräftig mit. Marlon (20) und Luca Menge (16) möchten auch in der Landwirtschaft arbeiten. Marlon ist bereits Geselle, Luca geht noch zur Schule. An den Geschenken, die die beiden in den vergangenen Jahren bekamen, erkennt man auch die technische Entwicklung. Statt Holztraktoren lagen Spielkonsolen oder ferngesteuerte Autos unterm Weihnachtsbaum.

Marlon packte schon mal eine Ritterburg aus und Luca eine Parkgarage. Am meisten freute er sich über sein erstes eigenes Fahrrad, denn bis dahin fuhr er immer die Räder, die seinem großen Bruder zu klein geworden waren. Für dieses Weihnachtsfest wünscht sich Luca eine Musikanlage. Mal sehen, ob das Christkind diesen Wunsch erfüllt. Am Sonntagabend weiß der junge Mann mehr.

Ob nun mit oder ohne neue Musikanlage: Am Heiligen Abend wird die Familie Kader/Menge, die unter einem Dach lebt, wieder zusammensitzen und den von Maria Kader zubereiteten Rinderbraten genießen. Dazu gibt es Spätzle, Kartoffelgratin und Salat. Auch dieses Weihnachtsessen ist Tradition im Hause Kader.

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