Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum Einfach mal tiefer hängen

Köln · Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt jetzt einen Teil seiner Bilder auf der Augenhöhe von Kindern. Mit der Ausstellung "Republik der Kinder" sollen die Werke alter Meister auch für jüngere Besucher erfahrbar werden. Am Samstag gibt es eine Eröffnungsparty mit freiem Eintritt für Kinder.

 Der Schüler Emil Kriegeskorte (r) blickt am 19.04.2016 in Köln (Nordrhein-Westfalen) im Wallraf-Richartz-Museum vor dem Gemälde "Johannes Cunaeus mit Sohn Philippus" von Jan Mijtens aus dem Jahr 1663 in das Gesicht von Philippus Cunaeus. Endlich mal richtig erkennen, was auf einem Gemälde zu sehen ist. Das geht jetzt in einem Museum in der Stadt Köln. Es hat in einem Saal die Bilder tiefer gehängt, extra für Kinder. Foto: Oliver Berg/dpa ACHTUNG: Das Bild ist auch im Bildfunk gelaufen +++(c) dpa - Nachrichten für Kinder+++

Der Schüler Emil Kriegeskorte (r) blickt am 19.04.2016 in Köln (Nordrhein-Westfalen) im Wallraf-Richartz-Museum vor dem Gemälde "Johannes Cunaeus mit Sohn Philippus" von Jan Mijtens aus dem Jahr 1663 in das Gesicht von Philippus Cunaeus. Endlich mal richtig erkennen, was auf einem Gemälde zu sehen ist. Das geht jetzt in einem Museum in der Stadt Köln. Es hat in einem Saal die Bilder tiefer gehängt, extra für Kinder. Foto: Oliver Berg/dpa ACHTUNG: Das Bild ist auch im Bildfunk gelaufen +++(c) dpa - Nachrichten für Kinder+++

Foto: dpa

Auge in Auge stehen sich Emil Kriegeskorte (10) und Philippus Cunaeus (9) gegenüber, dabei trennen sie 350 Jahre. Emil ist Viertklässler an einer Kölner Grundschule. Philippus war der Sohn eines führenden Kaufmanns der holländischen Ostindien-Kompanie und wuchs auf Java im Indischen Ozean auf. 1663 ließ sich sein Vater mit ihm zusammen porträtieren. Dass sich die beiden Jungen jetzt auf Augenhöhe entgegentreten können, liegt daran, dass das Wallraf-Richartz-Museum in einem seiner Barocksäle alle Bilder 20 Zentimeter tiefer gehängt hat.

„Wer Kinder hat und mit ihnen ins Museum geht, weiß: Die Bilder hängen eigentlich immer zu hoch“, sagt Direktor Marcus Dekiert. „Man muss die Kinder ständig hochheben, damit sie etwas sehen können.“ Zumindest in einem Saal des Kölner Museums ist das nun nicht mehr nötig.

Anja Sevcik, die Leiterin der Barockabteilung, hat früher in der Nationalgalerie in Prag gearbeitet. Dort wurden die Bilder „auf 1,55 gehängt“, was bedeutet: Die Bildmitte liegt in einer Höhe von 1,55 Metern vom Fußboden aus. Im Wallraf-Richartz-Museum hängen die Bilder für gewöhnlich „auf 1,65“, und im Amsterdamer Rijksmuseum ist dies das Minimum – größere Bilder hängen noch höher. Die Leute würden schließlich immer größer, heißt es dort.Sicherheitstechnisch ist es besser, wenn die Bilder eher etwas zu hoch hängen. Dann können Besucher nicht so leicht dagegen stoßen. Außerdem muss man einen Mittelwert finden für kleine und große Formate. Sevcik und Dekiert sind selbst überrascht, wie angenehm die tiefere Hängung auch für Erwachsene ist. Zu Philippus' Vater Johannes muss man nun als Erwachsener nicht mehr aufschauen. Und bei einem riesigen Früchtestillleben ist man gleich mittendrin. „Man kommt viel tiefer rein in die Bildwelt“, sagt Anja Sevcik.

Der neue Kindersaal im Wallraf-Richartz-Museum bietet noch andere Vorteile: Es gibt riesige Sitzkissen, in denen man zu fünft herumlümmeln kann und die sich nach Belieben verschieben lassen. Außerdem hängen nicht nur alte Gemälde an den Wänden, sondern auch Bilder, die von Kölner Kindern gemalt worden sind. Sie sind genauso schön gerahmt und auf Texttafeln erläutert.

Die Ölgemälde zeigen trotz ihres Alters von 350 bis 400 Jahren Motive, mit denen auch Grundschüler etwas anfangen können: Kämpfende Löwen sind zu sehen, Haustiere, Badende, Schlittschuhläufer sowie ein altes Schloss. Das Museum nennt die Präsentation, die ab Mittwoch zu besichtigen ist, „Republik der Kinder“, weil die Bilder alle in der niederländischen Republik entstanden sind. Dieses Land war im Europa des 17. Jahrhunderts als besonders kinderfreundlich bekannt – und berüchtigt, wie Sevcik erzählt: „Der englische Botschafter meinte damals: Wenn diese Kinder in die Pubertät kommen, werden die Eltern noch ihr blaues Wunder erleben.“

So originell die Idee des renommierten Kölner Hauses zweifellos ist, müssen sich die Bonner Kollegen hinsichtlich der Angebote für Kinder nicht verstecken. Das zeigt die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland etwa im Kontext der aktuell laufenden Pina-Bausch-Ausstellung. Dort gibt es nicht nur die Workshops, von denen die wechselnden Sonderausstellungen regelmäßig flankiert werden. Im Nachbau der „Lichtburg“, dem Probenraum der Wuppertaler Choreographin, bietet das Museum gemeinsam mit Tänzern der Bausch-Company 30-minütige „Warm-Ups“ an, die sich ausdrücklich auch an Kinder richten. Schulklassen erhalten ergänzend eine halbstündige Führung. „Auf diese Weise wird es für die jungen Besucher viel verständlicher, was Pina Bausch zum Ausdruck bringen wollte“, sagt Christian Gaensicke, der sich in dem Bonner Museum um Kunstvermittlung und Bildung kümmert. Mit den „Warm-Ups“ beginnt das Haus an der B 9 wieder vom 17. Mai an. Beginn ist dienstags, donnerstags und freitags um 13.30, 14.30, 16.30 und 17.30 Uhr. (ga/dpa)

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