Nach dem Seilbahn-Notfall in Köln Ermittlungen gegen weiteren KVB-Mitarbeiter

Köln · 65 Menschen mussten beim Seilbahn-Notfall in Köln von Höhenrettern aus den Gondeln befreit werden. Die Staatsanwaltschaft sucht weiterhin nach der Ursache für den Zwischenfall - und nach den Verantwortlichen.

Nach dem Seilbahn-Notfall über dem Rhein in Köln hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen auf einen zweiten Mitarbeiter des Betriebs ausgeweitet. Das sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Vorwurf laute ebenfalls fahrlässige Körperverletzung. Weitere Details nannte er zunächst nicht.

Die Ermittler haben damit nun zwei Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), zu denen die Seilbahn gehört, im Visier. Auch im ersten Fall geht es um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Körperverletzung.

Bei dem Notfall am 30. Juli hatte sich eine Gondel verhakt und die komplette Anlage zum Stillstand gebracht. Höhenretter befreiten die 65 Fahrgäste in einem stundenlangen Einsatz aus ihrer Notlage. Die Staatsanwaltschaft will die Ursache für die Störung und die Verantwortlichkeiten klären. Zu Beginn hatte sie zunächst Ermittlungen gegen unbekannt aufgenommen, diese aber wenig später konkretisiert. Hintergrund waren Hinweise, nach denen bei dem Zwischenfall eine schwangere Frau Kreislaufprobleme und eine weitere Person einen Schock erlitten haben sollen.

Das von der Behörde in Auftrag gegebene Gutachten ist allerdings noch nicht fertig. „Es sind noch weitere Zeugenvernehmungen beabsichtigt“, sagte Bremer. Deren Erkenntnisse müssten noch einfließen. Wann das Gutachten vorliegt, sei noch nicht abzuschätzen, sagte Bremer.

Auch die KVB hat in dem Fall Gutachter eingeschaltet. Nach erster Darstellung der Verkehrs-Betriebe war bei dem Notfall vor einem Monat ein für Montagewagen gedachtes Hilfsseil rund dreieinhalb Meter in eine Richtung ausgeschlagen - dabei habe es sich an einer Kabine verfangen. Die Gondel verkeilte und löste einen Not-Stopp aus. Warum das Hilfsseil diesen Weg nehmen konnte, ist allerdings die offene Frage.

Ob die Seilbahn in diesem Jahr noch mal in Betrieb geht, ist offen. Die Gondeln sollen erst wieder fahren, wenn der Fehler gefunden, analysiert und behoben ist. Theoretisch könnte die Saison der beliebten Touristenattraktion damit jetzt schon beendet sein. Ursprünglich sollte sie bis zum 5. November im Betrieb sein. Wenn die Seilbahn tatsächlich bis zum Saisonende nicht mehr fahren würde, schätzt die KVB den Einnahmeausfall auf rund eine halbe Million Euro.

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