Finanzen Erzbistum Köln prüft Verkauf von kirchlichen Gebäuden

Das Erzbistum Köln will alle kirchlichen Gebäude auf den Prüfstand stellen. Der Hintergrund der Entscheidung sind die aktuell veröffentlichten Bilanzzahlen für das Jahr 2018. Auch der Verkauf von kirchlichen Gebäuden sei möglich.

 Das Erzbistum Köln veröffentlicht am Donnerstag seine Jahresbilanz für 2018.

Das Erzbistum Köln veröffentlicht am Donnerstag seine Jahresbilanz für 2018.

Foto: dpa/Oliver Berg

Seit gut zwei Monaten ist Gordon Sobbeck Finanzdirektor des Kölner Erzbistums. An diesem Morgen nun stellt der 43-jährige Sauerländer erstmals den Finanzbericht vor. Pressesprecher Christoph Heckeley erklärt noch, dass Sobbeck in gleicher Funktion schon im Bistum Limburg gearbeitet und sich dort in vielfacher Weise bemüht habe, "die diözesane Vermögensverwaltung neu zu ordnen und für Transparenz zu sorgen". Sobbeck selbst fügt, ohne die Vorgänge um den früheren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu erwähnen, gleich noch hinzu: "Sie können sich sicher vorstellen, dass das eine nicht ganz einfache Aufgabe war." Sobbeck hat in Limburg Spuren hinterlassen.

Und es scheint an diesem Morgen, als wolle er gleich bei seinem ersten Auftritt als Finanzchef zeigen, dass er beabsichtigt, auch in Köln Spuren zu legen. Während sich sein Vorgänger Hermann-Josef Schon zumeist auf Aussagen zu den Finanzen beschränkte und Äußerungen zu den Folgen für das Leben im Erzbistum den jeweiligen Generalvikaren überließ, macht Sobbeck selbst klar, dass die Kölner Kirche in den nächsten Jahren einen tiefgreifenden Wandel durchmachen werde.

"Die enorme Anzahl an Immobilien wird nicht auf Dauer zu halten sein", sagt er und setzt hinzu, "hier werden wir gegensteuern." Später erklärt er noch, dass in den nächsten zwei Jahren alle 4600 kirchlichen Gebäude im Erzbistum, darunter 1200 Kirchen und Kapellen, erfasst und bewertet würden. Als Kriterien für den Erhalt der Gebäude im kirchlichen Besitz nennt er, ob diese zum einen pastoral erforderlich sind und zum anderen, ob sie wirtschaftlich nachhaltig finanzierbar sind. Auch ein Verkauf von Gebäuden sei durchaus möglich.

Seitdem im Frühjahr eine Studie bekannt wurde, nach der sich die beiden großen Kirchen in Deutschland in den nächsten 40 Jahren auf die Halbierung der Mitgliederzahlen einstellen müssen, wird überall in den Landeskirchen und den Bistümern darüber nachgedacht, wie man mit dieser Situation umgeht. Dabei ist die finanzielle Lage derzeit noch wenig dramatisch. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer sind im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Der Grund: die brummende Konjunktur und die hohe Beschäftigtenzahl. Im Kölner Erzbistum stiegen die Einnahmen um 2,3 Prozent auf 670 Millionen Euro. Davon sind nach Angaben eines Pressesprechers 615 Millionen wieder ausgegeben worden. 28 Millionen habe die staatliche Finanzverwaltung dafür erhalten, dass sie die Kirchensteuer einzieht, gut vier Millionen seien unter anderem für die seelsorglichen Aufgaben des Militärbischofs verwendet worden und gut 22 Millionen Euro seien als Überschuss in die Rücklage geflossen.

Sobbeck bezeichnet zwar die finanzielle Basis des Erzbistums als "solide". Dennoch müsse man konstatieren, dass die Aufwendungen zuletzt schneller gestiegen seien als die Kirchensteuererträge - 2018 um 2,9 Prozent. Den größten Teil der Aufwendungen machen die Personalkosten aus. Im vorigen Jahr stiegen diese um 11,8 Prozent, insbesondere weil das Erzbistum viel Geld für Pensions- und Beihilferückstellungen für die Mitarbeiter bereit stellen musste. Ingesamt arbeiten im Erzbistum 4693 Menschen, 39 mehr als im Jahr zuvor. Das habe vor allem damit zu tun, dass Verwaltungsleiter zur Entlastung der Pfarrer eingestellt worden seien, teilt Sobbeck mit. Die Bilanzsumme beträgt laut Finanzbericht 3,8 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote liege bei 68,3 Prozent.

Wo das Erzbistum in Zukunft Schwerpunkte setzen wird, hängt nach Aussage von Sobbeck auch von den Ergebnissen des sogenannten "Pastoralen Zukunftswegs" ab. In diesem Prozess berät die Erzdiözese auf vielen Ebenen mit Haupt- und Ehrenamtlichen, wie sie künftig ihre Seelsorge aufstellt. Wichtige Etappen auf diesem Weg sind drei Regionalforen an den kommenden Samstagen in Köln, Euskirchen und Düsseldorf.

10.000 Menschen hätten sich bei den bisherigen Etappen an den Diskussionen schon beteiligt, sagt Generalvikar Markus Hofmann. Wenn es nach ihm geht, sollen es noch mehr werden. Entscheidend sei künftig, dass Gemeinde sich überall da zeigt und lebt, "wo Menschen sich regelmäßig als Gemeinschaft im Geist Jesu zusammenfinden - in unseren Schulen, in Kindergärten, bei unseren Vereinen und Verbänden, in Bildungsstätten - und nicht nur um einen Kirchturm herum". Umsonst wird all das nicht zu machen sein. Dafür wird man an anderer Stelle Ausgaben streichen müssen.

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