Lieferservice mit dem Fahrrad Essen auf zwei Rädern

Köln · Ein neues Kurierangebot ermöglicht Restaurantbetreibern und Kunden einen schnellen Lieferservice. Mit dem Fahrrad werden die Speisen zugestellt.

 Prinzip von Foodora: Ein Gericht eines naheliegenden Restaurants per App bestellen und von einem Fahrradkurier liefern lassen.

Prinzip von Foodora: Ein Gericht eines naheliegenden Restaurants per App bestellen und von einem Fahrradkurier liefern lassen.

Foto: dpa

Georgi Ivanov fällt auf im Kölner Straßenverkehr, wenn er mit seinem Fahrrad unterwegs ist. Er trägt einen magentafarbenen Helm und dazu ein passendes T-Shirt. Auf seinem Gepäckträger ist eine Box in derselben Farbe montiert.

Darauf prangt in weißer Schrift der Name "Foodora". Foodora ist ein Lieferservice, der Gerichte von Restaurants zu den Kunden nach Hause bringt, die keinen eigenen Bringdienst haben.

Gegründet wurde die Firma 2014 in München. Georgi ist einer von knapp 400 Radkurieren in Köln, der für das Unternehmen arbeitet. "Ich brauchte einen Nebenjob, als ich vor sieben Monaten nach Deutschland gekommen bin", sagt der gebürtige Bulgare, der Betriebswirtschaftslehre im Bachelor studiert.

Lieferservice "Foodora"

Seine erste Tour an diesem Donnerstagmittag führt ihn zu dem Restaurant "Pig Bull BBQ" auf der Aachener Straße. Das ist eines von fast 250 Restaurants in Köln, die mit "Foodora" kooperieren. Inhaber und Koch Sebastian Franke bereitet gerade "den Klassiker zu", wie er selbst sagt.

Der ist ein weißes Brötchen, gefüllt mit Karotten-Kraut-Salat, geräuchertem, zerzupften Schweinenackenfleisch (pulled Pork) und selbstgemachter Barbecuesauce. "Das ist ein typisches amerikanisches Essen", sagt Franke. Zusammen mit seinem Freund und Mitbetreiber Maximilian Lorenz kam der gelernte Koch auf Idee, das "Pig Bull" im August 2015 in Köln zu eröffnen.

Die Zubereitung des "Klassikers" dauert nur einige Minuten. Georgi steht schon in den Startlöchern und wartet darauf, dass er das Gericht in seiner markanten Box verstauen kann. Der Auftrag für die Essenslieferung kommt von dem Unternehmen "Optimizely", das nicht einmal 15 Minuten mit dem Rad vom "Pig Bull BBQ" entfernt liegt.

Georgi holt dennoch sein Handy raus und schaut sich via App an, wie er fahren muss. "Ich weiß inzwischen, wo die meisten Restaurant sind, aber nicht immer, wo die Kunden sind", sagt er und schnallt die Thermobox auf den Gepäckträger. Bis auf Fahrrad und Smartphone bekommt der Student alles von Foodora gestellt.

"Für jede Witterung haben wir die richtige Kleidung", sagt Björn Seeber, der für die insgesamt vier Standorte in Nordrhein-Westfalen (Essen, Düsseldorf, Bonn und Köln) zuständig ist. Zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitern sitzt er in Frankes Restaurant und gibt Auskunft. Doch sobald das Thema "Kommissionssätze" angeschnitten wird, gibt sich Seeber zugeknöpft. Er wolle über die Anteile, die Restaurants an "Foodora" zahlen keine Auskunft geben.

Franke ist da auskunftsfreudiger: "30 Prozent sind der Regelsatz", sagt er. Beispiel: Kostet ein Gericht 7,50 Euro, gehen davon 2,25 Euro an "Foodora". Hinzukommt, dass der Kunde 2,90 Euro pro Bestellung an das Unternehmen zahlt. Nicht ohne Grund stellt das Jungunternehmen seinen Kurieren die Kleidung zur Verfügung. Marketing spielt für den Lieferdienst eine große Rolle. "Wir wollen auffallen. Und mit der Farbe klappt das auch sehr gut", so Seeber. Auch bei der Akquise neuer Kunden ist "Foodora" fleißig.

"Wir wollen auffallen. Mit der Farbe klappt das auch sehr gut." (Björn Seeber, Lieferservice)

Kaum hatte das "Pig Bull BBQ" eröffnet, kaum auch schon die erste Anfrage. Sogar bei der IT-Firma "Optimizely" fragte der Lieferdienst an, "ob Interesse besteht, dass wir regelmäßig Essen bestellen", sagt Frank Piotraschke, der bei dem Internetunternehmen arbeitet. Er nimmt Georgi die Lieferung ab, die gerade eingetroffen ist - zusammen mit dem "Foodora"-Mitarbeiter Niklas Kalski.

Eigentlich stehen Piotraschke und seine Kollegen zur Zeit eher auf Burritos. "Aber BBQ nach amerikanischer Art ist auch nicht schlecht" sagt er und blickt zu seinen Kollegen hinüber, die an einem großen Tisch sitzen und bereits essen.

Unten auf der Straße wirft Georgi einen Blick auf sein Handy - keine neuen Liefereingänge. Ausschließlich über die App erfährt der Kurier, wo er welches Essen abholen und hinfahren muss. Je nach dem welchen Status die Lieferung erreicht hat (von "Bestellung eingegangen", über "Gericht gekocht" bis hin zur "Zustellung"), vermerkt Georgi diesen auch über die App.

"Der Kunde kann dann übers Internet mitverfolgen, welchen Status seine Bestellung gerade hat", erklärt Kalski. Insgesamt braucht eine Bestellung von der Zubereitung bis hin zur Lieferung 20 Minuten. "Daher schaffen die Kuriere nur bis zu zwei Fahrten pro Stunde.

"Der Kunde kann dann übers Internet den Status mitverfolgen.", (Niklas Kalski, Lieferservice)

Am Sonntag sind es sogar drei", sagt Kalski. Pro Stunde bekommt Georgi zehn Euro und am Wochenende ab 17 Uhr sogar einen Euro zusätzlich. "In der Woche fahre ich an die 20 Stunden für Foodora Essen aus", sagt er, schwingt sich auf sein Rad und verschwindet als magentaleuchtender Punkt im Stadtverkehr.

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