Rheinische Redensarten Et nütz jo nix

Rheinland · Wir stellen schöne und sinntiefe rheinische Redewendungen vor. Diesmal geht es um: „Et nütz jo nix“.

 Es hilft ja nichts.

Es hilft ja nichts.

Foto: GA-Grafik

Hier geht es mal wirklich um den Wesenskern des Rheinländers. Was wird ihm nicht alles nachgesagt? Gute Laune, Kontaktfreudigkeit, Gesprächigkeit, Lautstärke, Klüngel, Eindimensionalität. Aber Vorsicht: Gerade wenn es um die Frage geht, ob er denn einfach gestrickt ist, man darf sich nicht täuschen lassen. Er ist doppelbödig und tatsächlich nicht so einfach zu fassen wie man meinen könnte. 

Und damit sind wir schon bei seiner allerallerwichtigsten Charaktereigenschaft. Sein geduldiges Durchhaltevermögen. Die passende rheinische Redensart dazu lautet: „Et nütz jo nix“. Die sprachliche Analyse sagt: Vier kürzeste Worte in typisch rheinischer Sprachverdrehung. Denn hier liegt eigentlich eine sinnentstellend auf einen Halbsatz amputierte Wendung vor. Fangen wir mit der sinngemäßen Übersetzung ins Hochdeutsche an: Da kann man nichts machen! Oder, um den analogen Satz zu nehmen: Es hilft ja nichts. Komplett müsste es lauten: Es hilft nichts, sich dagegen zu wehren.

Wo der Satz eingesetzt wird

Wann wird der Satz eingesetzt? Immer wenn Mensch in einer unangenehmen und dazu ausweglosen Situation ist. Nehmen wir das Winterhalbjahr. Wenn morgens um sechs Uhr der Wecker klingelt, ist es draußen dunkel und kalt. Man möchte nichts weniger, als jetzt aufzustehen und das lästige Tagewerk zu beginnen. Lieber nochmal rumdrehen. Aber: Et nütz jo nix. Ja, es nutzt oder hilft wirklich nichts, sich gegen das Unabwendbare zu wenden. Man muss tun, was getan werden muss.

Von Generationen benutzt

Generationen von Eltern haben das ihren Kindern mit auf den Weg gegeben. Und zwar je öfter, je härter der Zeiten waren. Und das Schöne an dem Satz: Er ist universell anwendbar. Hunger, aber nichts zu essen? Et nütz jo nix. Warten auf den Bus, aber er kommt nicht? Et nütz jo nix. Unglücklich verliebt, und todtraurig? Et nütz jo nix. Die Arbeit wächst einem über den Kopf, man fühlt sich überfordert und möchte am liebsten alles hinschmeißen? Et nütz jo nix. Probieren Sie es aus! Der Satz passt immer, wenn etwas von der Ideallinie abweicht. Und seien wir ehrlich: Das tut das Leben doch eigentlich immer, oder?

Hören Sie auch unseren Podcast „So geht Rheinisch“, abrufbar auf allen Medienplattformen und unter www.ga-bonn.de/podcast. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns unter rheinisch@ga.de

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