Verhandlung am Landgericht Bonn Euskirchener zündete Haus an, um Frau zurückzugewinnen

Euskirchen · Weil seine Frau ihn verlassen wollte, zündete ein 40-jähriger Euskirchener das Mehrfamilienhaus an, in dem er wohnte. Wegen Brandstiftung und versuchten Totschlags muss er nun viereinhalb Jahre in Haft. Seine Beziehung nahm jedoch eine überraschende Wendung.

 Mit dem Feuer riskierte der Mann das Leben aller Hausbewohner, sagte der Richter.

Mit dem Feuer riskierte der Mann das Leben aller Hausbewohner, sagte der Richter.

Foto: dpa

Im Fall der Brandstiftung in einem Euskirchener Mehrfamilienhaus hat die 4. Große Strafkammer am Bonner Landgericht eine überraschende Entscheidung getroffen: Der angeklagte 40-jährige Euskirchener wurde am Mittwochmittag wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Totschlags in drei Fällen zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte in der Nacht zum 6. Mai vergangenen Jahres Feuer unter der Holztreppe des Hauses gelegt hatte, in dem er bis kurz vor der Tat mit seiner Ehefrau die Dachgeschosswohnung bewohnt hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Strafe von drei Jahren und neun Monaten allein wegen des Vorwurfs der Brandstiftung gefordert, der Anwalt wollte für seinen Mandanten einen Freispruch erreichen.

„Wir haben es hier mit einem Drama zu tun“, sagte der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff in der Urteilsbegründung. Im Bemühen seine Frau zurückzugewinnen, habe der Verurteilte ein Haus zerstört und drei Menschen die Wohnungen genommen.

Ehefrau wollte Mann verlassen

Unstrittig war, dass die Ehefrau ihren Mann verlassen wollte und die Nacht bei ihrem neuen Partner in Frankfurt verbracht hatte. Das habe bei dem Verurteilten verständlicherweise nicht für Begeisterung gesorgt, sagte Reinhoff. Den gesamten Abend habe er seine Frau mit einer Unzahl von Herzchen, die seine Textnachrichten schmückten, bombardiert. Als die Frau irgendwann die Geduld verlor und den Chat beendete, sei er dann offenbar auf die „schräge Idee“ gekommen, sich als Opfer eines Brandes zu inszenieren.

Dazu habe er Säcke mit Kleidung, die im Keller des Hauses gelagert waren, im Erdgeschoss unter der Holztreppe gestapelt und angezündet. Dann sei er in seine Wohnung hochgegangen und habe gewartet, bis die Flammen zu ihm hochschlugen. Vom Dach aus habe er dann eine Sprachnachricht abgesetzt. Der Inhalt: „Ich verbrenne hier und du bist bei einem anderen.“

Frau nahm Scheidungsantrag zurück

Nicht nur in dieser für die anderen Bewohner lebensgefährlichen Situation, sondern auch vor Gericht habe der 40-Jährige ständig den Eindruck des coolen Ehemannes erwecken wollen, sagte Reinhoff. Und das Erschreckendste sei, dass dieser Plan auch noch aufging: Die Frau, die als Zuschauerin im Gerichtssaal saß, nahm nämlich tatsächlich ihren Scheidungsantrag zurück.

Mit der Tat habe der Verurteilte das Leben seiner Nachbarn aufs Spiel gesetzt, so der Vorsitzende weiter. Es sei nicht zwingend gewesen, dass sie das Haus, wie geschehen, unbeschadet verlassen konnten. Der Anwalt des Verurteilten hat bereits angekündigt, gegen das Urteil Revision zu beantragen.

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