Ahnenforschung per Totenzettel Familiengeschichte(n) in DIN A 7

BONN/HENNEF · Für Familienforscher ist der Totenzettel von Peter Hubert Meuthen (1789-1865) ein kleiner Schatz. Denn auf dem kleinen schwarz-weißen Zettel stehen nicht nur sein Name sowie Geburts- und Sterbedatum, sondern auch die Todesursache Altersschwäche und ein großer Teil seiner Familiengeschichte bis in die vorvorherige Generation.

 Josef Pastor präsentiert eine Auswahl der Sammlung der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde.

Josef Pastor präsentiert eine Auswahl der Sammlung der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde.

Foto: Sascha Stienen

So erfahren wir, wann seine Eltern geboren wurden, wann sie heirateten und wie die Großeltern hießen. Dann geht es um die Vita und Nachkommen von Peter Hubert selbst, der mit seiner Frau Petronella acht Kinder zeugte und 55 Enkel hatte, von denen 27 zum Zeitpunkt seines Todes noch lebten. Außerdem erfahren wir, dass der fromme Mann die Gottesmutter Maria sehr verehrte und deshalb als Pilger 50 Mal die Marienstadt Kevelaer besuchte. Zitat: „Er hat seinen Kindern und Enkeln ein besonderes Beispiel von Rechtschaffenheit, Arbeitsamkeit und Nüchternheit hinterlassen, welches aber auch für alle Pfarrangehörige ein Muster sein möge.“

Meuthen ist ein Vorfahr mütterlicherseits von Josef Pastor. Der Hennefer ist Leiter der Bonner Bezirksgruppe in der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde (WGfF). Und der Totenzettel ist nur einer von mehr als 188.000, welche die Bezirksgruppen Aachen und Bonn in den vergangenen fünf Jahren archiviert und für jedermann im Internet zugänglich gemacht haben. Unter der Adresse www.wgff-tz.de kann jeder Nutzer in einem schier unerschöpflichen Archiv der Gestorbenen suchen – ein virtuelles Totenreich, das den Lebenden wichtige Informationen über Verwandte, Freunde und Bekannte liefern kann.

Für Familienforscher ist die Datenbank eine wichtige Ergänzung, um ihren Stammbaum noch weiter in die Vergangenheit zu verlängern und zu vervollständigen. Die Sterbedaten beginnen im Jahr 1737 und reichen bis in die aktuelle Zeit. Über die Suchfunktion lassen sich Menschen mit dem selben Nachnamen finden. Ob eine verwandtschaftliche Beziehung besteht, muss der Suchende aber durch weitere Recherchen selbst herausfinden, sagt Pastor. „Wir bekommen oft Anfragen wie: Das ist Willi Schmitz – ist der jetzt verwandt mit mir?“ Solche Fragen kann die Bonner Bezirksgruppe nicht beantworten, zumal der Name Schmitz im Rheinland nun nicht gerade selten ist.

Josef Pastor schätzt das Totenzettelarchiv vor allem wegen der zahlreichen Informationen in den Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert. „Da steht noch richtig viel drin.“ So erhielt er über die Totenzettelsammlung einen Kontakt zu einer entfernten Verwandten aus dem niederrheinischen Wesel, deren Stammbaum auf der Ebene der Urgroßvater-Generation mit Pastors Stammbaum verbunden ist.

Die Aachener Bezirksgruppe betreibt die Archivierung der Totenzettel bereits seit fünf Jahren. Die Bonner Bezirksgruppe ist erst seit April dieses Jahres dabei – allerdings mit schnell steigenden Archivierungszahlen. Allein aus dem Besitz der 300 Mitglieder der Bezirksgruppe und von Sammlern konnten schon mehr als 2 500 Totenzettel gescannt und archiviert werden. Tendenz steigend. Die Zuwachsrate der gesamten Sammlung beträgt 150 Zettel am Tag und rund 50 000 im Jahr.

Zuständig für das Einstellen der Totenzettel in die Datenbank sind die so genannten Verkarter, die auf Grundlage des eingescannten Totenzettels eine virtuelle Karteikarte erstellen, auf der die wichtigsten Daten eingetragen und damit auch mit der Suchabfrage gefunden werden können. Die mehr als 20 Verkarter arbeiten ehrenamtlich und kümmern sich natürlich am liebsten um ihre eigene Region, weil sie dort die meisten Familiennamen kennen. Die Bezirksgruppe freut sich über weitere Freiwillige, die aktiv zur Erweiterung der Sammlung beitragen möchten.

Um weitere Dokumente zu gewinnen, besucht die Bonner Bezirksgruppe Tage der offenen Archive wie jüngst zum 25. Jubiläum des Hennefer Stadtarchivs. „Dann nehmen wir unseren Dokumentenscanner mit“, berichtet Pastor. „Mit dem können wir bis zu 50 Zettel pro Minute durchjagen.“ Die Dateien werden dann als jpg-Format für jedermann auffindbar und zum Herunterladen in die Datenbank eingestellt.

Josef Pastor appelliert an die Menschen in Bonn und der Region, ihm und der Arbeitsgruppe weitere Totenzettel leihweise zur Verfügung zu stellen. Die Zettel werden dann in wenigen Tagen eingescannt und wieder an den Besitzer zurückgeschickt. „Wenn die zu Hause im Gebetbuch der Oma liegen, hat ja keiner was davon“, sagt Pastor. „Und der Zweck der Totenzettel ist ja, dass man an die Verstorbenen denkt. Sonst hätte es ja keinen Sinn, die Zettel in der Kirche auszugeben.“

Wer Totenzettel zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei Josef Pastor unter 0 22 42/9 16 31 00 melden oder ihm schreiben: Im Marienfried 1 A, 53773 Hennef, E-Mail j.pastor@gmx.de. Auch neue ehrenamtliche Mitarbeiter können sich bei ihm melden oder auf der Homepage unter www.wgff-tz.de anmelden.

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