Lanxess Arena Fleetwood Mac präsentiert sich in Köln nur als Quartett
KÖLN · Das Großartige vorweg: Seit zehn Jahren haben Fleetwood Mac, mittlerweile ohne Plattenvertrag, kein neues Album mehr herausgebracht, vor ein paar Monaten gab's grad mal vier neue Songs, aber nur als digitalen Download.
Und dennoch kommen mehr als 15 000 in die Lanxess Arena, um mit Stevie Nicks, Mick Fleetwood, John McVie und Lindsay Buckingham eine Zeitreise in die große Zeit der Band, also die Jahre 1975 bis 1979 zu feiern.
Allein die Partystimmung, die Nicks gleich zu Beginn des gut zweieinhalbstündigen Abends beschwört, will nicht so recht aufkommen, erst bei den Zugaben steht die ganze Halle. Es mag daran liegen, dass die Akteure auf und vor die Bühne miteinander in die Jahre gekommen sind. Aber es liegt auch an diesem ein wenig Nebeneinanderhermusizieren der Band.
Keine Frage, musikalisch ist das alles in Ordnung, auch die Stimmen klingen prima. Und Lindsey Buckingham gibt regelmäßig die Rampensau, geht mit den Fans auf Tuchfühlung, gibt Autogramme - und kann einfach fantastisch mit seiner Gitarre umgehen.
John McVie ist der typisch coole Bassist, und Mick Fleetwood hat am Schlagzeug sichtlich viel Spaß (auch wenn man nicht ganz ausmachen kann, wie groß der musikalische Beitrag des hinter der Bühne versteckten Drummers tatsächlich ist).
Doch Stevie Nicks wirkt oft unbeteiligt, verlässt, wenn sie grad nicht dran ist, die Bühne. Und wenn sie sich in (den Abend über drei verschiedene) Schals hüllt, diese über die Fans am Bühnenrand schwenkt, während sie sich langsam im Kreis dreht, wirkt sie wie ein Zitat ihrer selbst. Mit Verlaub, aber mit 65 ist man einfach kein feenhaftes, irrlichterndes Wesen mehr.
Doch das größte Manko, mit dem die Band zu arbeiten hat, ist der Weggang von Christine McVie 1998. Denn der bedeutet für ein Konzert, dass - mit der Ausnahme des Überhits "Don't stop" und von "World turning", das McVie mit Buckingham zusammen geschrieben hatte - keines ihrer Lieder zu hören ist.
Natürlich ist in diesen 40 Jahren genug Material zusammengekommen, um mehr als nur einen Abend zu füllen, von der Eröffnung mit "Second Hand News" und "The Chain" über "Dreams", "Landslide" und "Rhiannon" bis hin zu "Big Love" oder "Go Your Own Way". Musikalische Lückenbüßer findet man unter den 23 Liedern keineswegs.
Aber dennoch: Christine McVie war neben Nicks und Buckingham die dritte Songlieferantin, die zwischen Nicks Esoterik-Hymnen und Buckinghams Austesten dessen, was alles im Rahmen von Fleetwood Mac möglich war, das musikalische Rückgrat bildete. Ihre Lieder wie "Songbird", "You make loving fun" oder "Over & Over" standen für Bodenständigkeit.
Unverständlich, warum sich keiner der Verbliebenen berufen fühlt, sich ihrer Beiträge zur Fleetwood-Mac-Historie anzunehmen. Als die Band in London auftrat, kam sie zwar als Überraschung mit auf die Bühne, aber nur um im Zugabenteil bei "Don't stop" mitzusingen.
Die jetzige Setlist ist so aus dem Lot geraten. Während Buckinghams Lieder immer schon vor Pfiffigkeit strotzten, sind Stevie Nicks Kompositionen zwar jede für sich wunderschön, aber auf Strecke dann doch leicht ermüdend, auch weil müde dargeboten.