Bonner Landgericht Frau missbraucht ihren Sohn und wird verurteilt

Bonn/Euskirchen · Sadistische Spiele: Das Bonner Landgericht verurteilt eine 36-jährige Frau wegen schweren sexuellen Missbrauchs zu drei Jahren Haft. Die Mutter hatte zugelassen, dass ihr eigenes Kind für Sexspiele benutzt wird.

 Der Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts zufolge wurden 2018 insgesamt 13.683 Kinder als Opfer sexuellen Missbrauchs erfasst. 2017 waren es noch 12.850.

Der Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts zufolge wurden 2018 insgesamt 13.683 Kinder als Opfer sexuellen Missbrauchs erfasst. 2017 waren es noch 12.850.

Foto: Julian Stratenschulte

„Eine Mutter, die ihren eigenen Sohn missbraucht, das ist selten. Das verhandeln wir nicht oft“, eröffnete Jeaninne Dietzmann am Mittwoch die Urteilsbegründung. Eine Mutter, die es zulasse, dass ihr eigenes Kind für Sexspiele benutzt wird, lasse alle mit vielen Fragen zurück. Eine Antwort hätten sie in diesem Prozess nicht bekommen.

Was die Kammer jedoch am meisten erschüttert habe, sei die „vorherrschende Gleichgültigkeit“ über das, was damals in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Euskirchen passiert sei. Die Angeklagte, der diese Worte galten, schaute mit leeren Augen durch alles durch, dann nahm sie ihr Gesicht in die Hände und drehte sich weg. Tränen hatte sie keine.

Zu drei Jahren Haft wurde die 36-jährige Verkäuferin schließlich von der 2. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen schweren sexuellen Missbrauchs in drei Fällen, einer davon schwer, verurteilt. Zunächst hatte die Angeklagte es zugelassen, dass sie mit ihrem damaligen Freund Sex vor den Augen ihres Sohnes hatte. Später wurde der Zehnjährige gezwungen, seiner eigenen Mutter Gegenstände einzuführen. Wenn er es nicht mache, würde ihm der Computer entzogen, so die Drohung. Initiator der Sado-Maso-Spiele war der 37-jährige Freund gewesen, der die Kindsmutter „aus Spaß, zur sexuellen Erregung und zur Bestrafung“ mit Gewalt und Psychoterror gefügig und zur Sex-Sklavin gemacht hatte.

Gewalt und Psychoterror

Ein System, aus dem die 36-Jährige nicht mehr rauskam: Für den Mann, den sie liebte und der 2007 bei ihr einzog, obwohl sie über „seine sexuellen Vorlieben“, seinen Sadismus, Bescheid wusste. Damals habe sie noch gehofft, es sei eine Phase, hieß es im Urteil. Tatsächlich wurde es immer grausamer und sie immer höriger, bis sie alle gewalttätigen Abarten bediente, ihre Wohnung zum Bordell machte und aus Angst vor Sanktionen nicht mal mehr ihr Kind schützte.

Für die Bonner Kammer war es bereits der dritte Aufguss der monströsen Geschichte: Im vergangenen Jahr bereits wurde der 37-Jährige Initiator wegen Zwangsprostitution, Zuhälterei, schweren Missbrauchs sowie Körperverletzung zu neun Jahren Haft verurteilt. Auch eine weitere Gespielin des Mannes, die in die Wohnung eingezogen war, wurde im Frühjahr zu knapp drei Haft verurteilt. Die 32-Jährige hatte den Jungen ebenfalls zu Sexspielen aufgefordert. Besonders perfide: Die Szene war von dem 37-Jährigen aufgezeichnet worden und der Mutter des Jungen, die zu diesem Zeitpunkt schwerstverletzt durch Schläge des Gewalttäters im Krankenhaus gelegen hatte, geschickt. Mit den Worten: „Sei stolz auf deinen Jungen. Wir hatten viel Spaß!“

Da alle drei angeklagten Protagonisten geständig waren, musste der Junge nie als Zeuge vor Gericht gehört werden. Wie es ihm geht, habe das „introvertierte Kind“ niemandem anvertraut, hieß es im Urteil. Auch nicht dem leiblichen Vater, bei dem er heute lebt. Seine Mutter sieht er kaum.

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