„Einfach zusammen spielen“ Gamescom 2017: Farbduell ums nächste Level

Köln · Seemonster bezwingen, Farbschlachten gewinnen und Autorennen fahren – auf der weltweit größten Spielemesse, der Gamescom in Köln, ist alles möglich. Zumindest virtuell. In diesem Jahr werden Videospiele vor allem zusammen gespielt.

GA-Volontärin Britta Röös ist zum ersten Mal auf der Gamescom und hat mit Videospielen nichts am Hut. Luca Baumann erklärt ihr, wie es geht.

GA-Volontärin Britta Röös ist zum ersten Mal auf der Gamescom und hat mit Videospielen nichts am Hut. Luca Baumann erklärt ihr, wie es geht.

Foto: Andreas Dyck

Ein wenig verloren steht der Junge im schwarzem T-Shirt in der riesigen Halle des Kölner Messegeländes. Abwesend starrt er durch die Menschen hindurch, die ihn überholen. Dann geht ein Ruck durch seinen Körper – und anscheinend auch durch sein Bewusstsein, denn seine wie eingefroren wirkenden Gesichtszüge formen sich zu einem Lächeln. Dann reibt er seine Augen, als wäre er gerade aus einem tiefen Schlaf aufgewacht.

Luca ist wieder in der realen Welt angekommen: „Sorry, ich bin noch ein bisschen motion sick. Das ist eine der kleinen Kinderkrankheiten, die bei VR-Brillen vorkommen kann“, sagt er und fährt sich mit der Hand durchs dunkle Haar.

Bis vor wenigen Minuten hatte er noch eine Virtual-Reality(VR)-Brille auf der Nase und entdeckte mit dieser Orte einer fernen Galaxie. Doch allmählich signalisiert ihm auch wieder seine noch leicht desorientierte audiovisuelle Wahrnehmung, dass er eigentlich auf der Gamescom ist – der weltgrößten Videospielmesse. Nur die Abdrücke der Brille um seine Augen erinnern an sein gerade beendetes Abenteuer.

Luca Baumann ist ein großer Fan von Videospielen. Mit seinen 18 Jahren ist er Experte auf diesem Gebiet. Bereits als Zwölfjähriger begann er zu zocken. Im kommenden Herbst macht er sein Hobby zum Beruf und fängt ein Digital-Games-Studium an der TH Köln an. Sein Ziel: das Programmieren von Videospielen. Doch bis es so weit ist, steht das Selberspielen noch im Vordergrund. Und dafür ist die Gamescom genau der richtige Ort.

„Einfach zusammen spielen“

Über 900 Aussteller präsentieren in den nächsten Tagen die Neuheiten der interaktiven Unterhaltungsbranche. Und dafür stehen die Menschen Schlange. So auch bei einem ganz in rot gehaltenen Stand. Der japanische Hersteller Nintendo ist vor allem für Unterhaltungsspiele bekannt. Neben unzähligen Bildschirmen an der Decke reihen sich dort auch Bildschirme an Stehtischen aneinander, wo die Besucher die wohl meist erwartete Neuheit von Nintendo ausprobieren können: Super Mario Odyssey.

Doch Lucas Blick bleibt nicht lange bei den Bildschirmen, über die Mario, Luigi und deren Freunde hüpfen. Seine Aufmerksamkeit wandert zu der gegenüberliegenden Ecke des Standes. „Oh, das ist auch ein gutes Spiel“, sagt er begeistert. „Bei Splatoon spielt man in Teams und versucht den Spielbereich der Gegner mit seiner eigenen Tinte einzufärben – und sie damit abzuschießen.“ Ausprobieren kann man das Spiel nur im Mehrspielermodus.

Wie auch das Motto „Einfach zusammen spielen“ schon verrät, ist einer der diesjährigen Trends der soziale Faktor von Gaming. Das gemeinsame Spielen ist Thema in vielen der vorgestellten Spiele, und auch allgemein in der Branche rückt es immer mehr in den Vordergrund. Fans treffen sich zu Hause, um zusammen im Mehrspielermodus zu zocken, und auch das gemeinsame Spielen im Internet wird immer beliebter.

Farbschlachten

Lucas Team verliert. Aber die erste Runde ist eh zum Eingewöhnen. Direkt geht es in eine neue Farbschlacht über die Manta Maria. Mit seinen Augen verfolgt Luca den Charakter, den er über den Controller in seiner Hand steuert, und lenkt ihn mit den kleinen Joysticks über ein Schiffsdeck. Während seine Mimik zwischen konzentrierter Regungslosigkeit und erhoffter Siegesfreude wechselt, fliegen seine Finger in rasender Geschwindigkeit über die Knöpfe. In rasendem Takt ertönen Klick- oder Tippgeräusche. Ein kurioses Bild, denn so unbeweglich, wie er vor dem Bildschirm steht, so aktiv ist die kleine Figur auf seinem Bildschirm.

Ganz nebenbei gibt Luca einer seiner Teamkolleginnen noch Tipps. Denn im Gegensatz zu ihm steht sie zum ersten Mal vor einer Spielekonsole. Und das merkt man auch. Kein Sprung klappt, kein Wurf auf Gegner trifft. Eher hilfloses Knöpfedrücken, anstatt strategisches Spielen wie bei Luca. Ab Oktober gibt es nicht nur die neue Spielarena auf dem Markt, sondern auch neue Waffen. Doch auch die helfen unerfahrenen Spielern nicht wirklich, die zufällig zusammengewürfelte Mannschaft aus Messebesuchern zum Sieg zu führen. Eine erneute Niederlage. Luca legt den Controller zurück, guckt noch einmal auf das Endergebnis und sucht schon nach einem neuen Stand, der ihn interessiert.

Nicht nur Spiele gibt es auf der Gamescom zu entdecken, sondern auch ganz neue Welten. Zumindest, wenn man vorher noch nie eine VR-Brille aufhatte.

Ausflüge in Virtual Reality

Gamescom 2017
29 Bilder

Gamescom 2017

29 Bilder

Unter Virtual Reality versteht man, dass ein Spieler noch weiter und aktiver in das Spielgeschehen hineingezogen wird. Er nimmt die animierte Spielwelt in Echtzeit über eine spezielle Brille wahr und kann physisch in dieser interagieren. Besonders die 360-Grad-Darstellung ist ein wesentlicher Bestandteil der virtuellen Realität. VR-Brillen sind keine Neuheit, und trotzdem gibt es noch nicht viele Spiele, die VR einsetzten. Dennoch sind sich Experten sicher, dass es in wenigen Jahren Weiterentwicklungen geben wird, die VR-Brillen auch für den Haus-Spielgebrauch erschwinglich und sinnvoll machen werden.

Gerade schaut man auf einen großen Bildschirm einer der Messestände, und plötzlich ist man auf einem Steg vor einem See mit Palmen, die Sonne scheint und Möwen fliegen am Himmel. In den virtuellen Händen – die in der realen Welt über zwei leuchtende Joysticks gesteuert werden – hält man eine Angel. Was zunächst nach einem Sonntagsausflug klingt, wird schnell zu einem anstrengenden Überlebenstraining. Denn plötzlich springt aus dem idyllisch wirkenden Gewässer ein Seemonster, das in 3D auf einen zufliegt und das es zu bezwingen gilt.

Da die Bewegungen der Spielhände auf Bewegungen in der realen Welt basieren, wird das zu einer schweißtreibenden Aufgabe. Zum Glück endet nur ein virtuelles Spielerleben, wenn einen das Seemonster mit den roten Augen und den Riesenzähnen erwischt. Kaum ist die VR-Brille vom Kopf und eine Spielrunde von „Monster of the Deep“ vorbei, kann sich der Besucher unversehrt in ein neues Abenteuer an einem der anderen Spielstände stürzen. Und davon gibt es auf der Gamescom eine ganze Menge. Luca hat einen straffen Zeitplan, wenn er sie alle testen möchte. Organisatorisches

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